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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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eine Unterhaltung, er und ich, kurz nachdem ich nach Farnham gekommen bin. Mitten auf dem Marktplatz packte er mich an der Schulter und flüsterte: ›Wie ich mitgekriegt hab’, bist du nicht abgeneigt, hier und da mal einen Happen Essen mitgehen zu lassen, Kleiner. Das ist schon in Ordnung – niemand soll Josh Harkness nachsagen können, dass er es einem Jungen missgönnt, sich den Bauch vollzuschlagen. Aber lass dir von einem Freund Folgendes sagen: Solltest du jemals dazu übergehen, Geld statt Obst und Pasteten zu klauen, kriege ich einen Anteil. Kannst jeden fragen. Und wenn ich ihn nicht kriege …‹ Dann machte er eine schnippende Bewegung mit den Fingern. ›Na ja, auf die eine oder andere Weise kriege ich den immer, wenn du weißt, was ich meine.‹ Das ist kein netter Bursche, Sherlock. Selbst auf einer Rangliste der übelsten Typen würde der noch ganz weit oben stehen.«
    Sherlock nickte nachdenklich, während die beiden sich durch die Menge schoben. »Ich verstehe. Er ist jemand mit wenig Skrupel. Aber er hat irgendetwas gegen meine Familie in der Hand. Irgendeine Art von Information.«
    »Ja, er versucht sich auch als Erpresser. Er sammelt all die kleinen Geheimnisse der Leute und bringt sie dazu, ihm jede Woche je nach ihren Möglichkeiten was dafür zu zahlen, dass er dichthält.« Matty schüttelte den Kopf. »Ein paar Pence hier, ein paar Schillinge dort und einige Pfund jede Woche, aber es läppert sich. Er macht ein kleines Vermögen, ohne einen Finger dafür krumm zu machen.«
    »Und profitiert vom Unglück der Leute«, sagte Sherlock grimmig und stellte fest, dass die Vorstellung ihn wütend machte. »Er ist ein Parasit in Menschengestalt, und jemand sollte etwas gegen ihn unternehmen. Warum tut nur niemand etwas?«
    »Die Leute, die er erpresst, haben zu viel Angst, um zur Polizei zu gehen. Denn wenn sie’s tun, sind ihre Geheimnisse nicht länger geheim. Außerdem erpresst er in Farnham wahrscheinlich auch die Hälfte der Polizisten. Ihn zu entlarven ist das Letzte, was sie tun würden.«
    »Dann werd ich mich wohl vermutlich selbst darum kümmern müssen«, sagte Sherlock. Die Worte überraschten ihn, obwohl er sie sich selbst sagen hörte. Aber sie klangen richtig.
    Matty wollte gerade noch etwas hinzufügen, als Josh Harkness weiter vorne um die Ecke einer Backsteinmauer bog und den Markt verließ. Er hielt immer noch den gestohlenen Brief mit einer Hand umklammert. Sherlock machte Matty ein Zeichen, still zu sein. Zusammen lösten sie sich aus dem Randbereich der Menge und steuerten auf die Stelle zu. Sherlock schlich sich näher und spähte schließlich vorsichtig um die Ecke. Halb erwartete er, dem Erpresser plötzlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Aber der Mann war bereits weiter vorne und ging eine menschenleere Straße entlang. Sherlock wartete, bis Harkness fast das andere Straßenende erreicht hatte.
    Würden Matty und er ihm folgen, während er noch die Hälfte des Weges vor sich hatte, brauchte er sich nur einmal umzudrehen, um sie augenblicklich zu entdecken. Denn außer ihm waren sie die Einzigen auf der Straße.
    Am Ende der Straße bog Harkness nach links ab. Sobald er verschwunden war, zerrte Sherlock Matty hinter sich her und fing an zu rennen.
    Sie brauchten nur ein paar Sekunden, um das andere Ende der Straße zu erreichen. Dort wiederholten sie die Prozedur, bei der Matty im Hintergrund blieb, während Sherlock um die Ecke lugte und die Lage sondierte. Harkness befand sich etwa sieben Meter vor ihnen. Er schlenderte weiter einfach so dahin und schien nichts um sich herum richtig wahrzunehmen. Er musste sich, so Sherlocks Schlussfolgerung, seiner Stärke ziemlich sicher sein.
    Ein stechender Geruch begann Sherlocks Nase zu traktieren: ein scharfer Gestank. Etwas, das wie eine Kombination aus Reinigungsmitteln und etwas noch Üblerem, wie etwa Jauche, roch.
    Im nächsten Moment spürte Sherlock bereits, wie die Dünste – um was auch immer es sich nun handeln mochte – seine Augen so reizten, dass sie zu tränen anfingen.
    Statt am Ende der Straße abzubiegen, blieb Harkness plötzlich vor einer Tür stehen und öffnete sie mit einem Schlüssel. Misstrauisch spähte er nach links und rechts, den Brief immer noch in der Hand. Um nicht gesehen zu werden, zog sich Sherlock blitzartig zurück und versuchte gleichzeitig ein Niesen zu unterdrücken, das sich mit explosionsartigem Druck den Weg aus seiner Nase bahnen wollte. Als er sich sicher genug

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