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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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zum Halten, der sich meilenweit hinzuziehen schien. Von den Bahnsteigschildern prangte ihnen das Wort
Edinburgh
entgegen.
    »Wir sind da«, stellte Matty lapidar fest.
    Ihre Reisetaschen an sich klammernd, stiegen sie aus dem Zug und nahmen auch die von Rufus Stone mit. Sherlock zog Matty zur Seite und blieb stehen. Er wollte die aussteigenden Passagiere mustern, für den Fall, dass er jemanden erkannte – wie zum Beispiel Mr Kyte oder, wie er immer noch ein wenig hoffte, Rufus Stone.
    Der Bahnhof wimmelte nur so vor Menschen in den unterschiedlichsten Kleidungen: von klassischen Kombinationen aus Zylinderhüten und Rockschößen bis hin zu grobwolligen Tweedjackets und geflickten Hosen. Ja, Sherlock entdeckte sogar Männer, die Röcke trugen – ein Anblick, bei dem ihm vor Überraschung fast die Luft wegblieb.
    Matty bemerkte Sherlocks Reaktion. »Jep«, sagte er, »tut mir leid, hätte ich wohl vorher erwähnen sollen. Hat mich auch von den Socken gehauen, als ich vor ein paar Jahren hier war.«
    »Männer mit
Röcken
? Na ja, vielleicht hast du ja gedacht, dass ich das gar nicht mitbekomme.«
    »Das sind keine Röcke«, korrigierte Matty ihn entschieden. »Sondern
Kilts

    »Kilts.« Bedächtig sprach Sherlock das Wort aus, wie um dessen unvertrauten Klang auszukosten.
    »Ist ein traditionelles Kleidungsstück, das von den schottischen Clans getragen wird.« Er rümpfte die Nase. »Ein ›Clan‹ ist ’n vornehmer Name für ’ne Familie, soweit ich weiß. Egal, die Clans führten früher dauernd Krieg gegeneinander, bis sie beschlossen haben, sich lieber zusammenzutun und die Engländer zu hassen, und anscheinend ist so ein Kilt praktischer im Kampf, oder so was. Na ja, auch egal, auf jeden Fall haben sie verschiedene Farben, je nachdem aus welcher Familie du kommst.«
    »Wahrscheinlich«, vermutete Sherlock, »damit du sicher sein kannst, dass der Mann, gegen den du gerade kämpfst, aus einem anderen Clan kommt und nicht dein zweiter Cousin zweiten Grades ist.«
    »Gut möglich«, erwiderte Matty.
    Sherlock verstaute die Information für spätere Zwecke in seinem Gedächtnis. Verschiedenfarbige Kilts für unterschiedliche Familien – das Thema war gut für weitere Nachforschungen. Musterte man auf Londons Straßen einen Mann, so hatte man keine Möglichkeit, seinen Namen herauszufinden, es sei denn man fragte ihn. Aber wenn man hier in Edinburgh jemandem auf der Straße begegnete und von ihm augenblicklich sagen konnte, dass er zum Beispiel MacDonald hieß, nun, das zu wissen, konnte sich als nützlich erweisen.
    »Gibt’s noch was, das ich wissen sollte?«, fragte er.
    »Da gibt’s noch so ein geldbörsenartiges Ding, das vorne am Kilt runterhängt und ›Sporran‹ genannt wird. Darin verstaut man Sachen wie Geld und so was. Oh, und wenn ein Schotte einen Kilt trägt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er ein kleines Messer dabeihat, das in seinem Strumpf steckt. Das Ding heißt ›Dirk‹.«
    »Verstanden, danke«, sagte Sherlock und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Umgebung und den Gesprächsfetzen, die an sein Ohr gelangten. In Hörweite fanden einige Unterhaltungen statt, aber die Worte wurden mit einem starken Akzent gesprochen und waren schwer zu verstehen. Natürlich waren lokale Akzente nichts Neues für Sherlock – die Leute in Farnham redeten anders als die in London, und die verschiedenen Amerikaner, denen er begegnet war, sprachen wiederum ganz anders als irgendein Engländer. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass nur eine Zugreisedistanz von London entfernt ein so starker Akzent gesprochen wurde, dass er fast nicht zu verstehen war. Etwa eine Minute lang hörte Sherlock nur zu und versuchte, während Matty geduldig an seiner Seite stand, die Worte und Sätze der vorbeigehenden Reisenden zu analysieren, bis er schließlich die Grundlagen erfasst hatte. Und sobald sich das Ohr einmal eingehört hatte, schien der fremde Akzent in den Hintergrund zu rücken, und die bloßen Worte kamen deutlich zum Vorschein.
    »In Ordnung«, sagte er, als die letzten Passagiere die Bahnsteigbarriere passierten und der Bahnsteig nun einsam und verlassen vor ihnen lag. »Ich glaube, ich habe mich so weit akklimatisiert. Lass uns losgehen und das Hotel suchen.«
    Sie gingen nach draußen und nahmen die zweite Droschke, die ihnen begegnete. Der Kutscher schien zunächst hin und her gerissen zu sein, ob er es riskieren sollte, zwei alleinreisende Jungen mitzunehmen. Aber Sherlock

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