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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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er zugeschlagen.«
    »Aber Sie haben doch schon früher gefährlichen Männern gegenübergestanden«, hielt Sherlock ihm entgegen. Er war verwirrt. Er verstand einfach nicht, warum Amyus Crowe nicht geblieben war, um zu kämpfen. Crowe war Sherlock immer wie ein Mann vorgekommen, der sich lieber den Schwierigkeiten stellte, anstatt vor ihnen davonzulaufen, und insgeheim war er etwas enttäuscht. »In den Tunneln unter Waterloo Station habe ich doch selbst gesehen, wie Sie es mit dem Mann aufgenommen haben, der mich umbringen wollte. Sie hätten ihm beinahe das Genick gebrochen, und Sie schienen nicht das kleinste bisschen Furcht zu verspüren. Was ist an diesem Scobell denn so anders?«
    »In der Tat, ich
habe
gefährlichen Männern gegenübergestanden«, stimmte Crowe zu. »Ich habe gegen einige der härtesten und brutalsten Männer der Welt gekämpft. Aber Bryce Scobell ist ein völlig anderes Kaliber.« Er seufzte. »Es ist schwer zu beschreiben, aber er hat etwas … nun ja, etwas Unmenschliches an sich. Die meisten Leute nehmen sich vor Schmerzen und Verletzungen in Acht. Und das verschafft dir im Kampf einen Vorteil. Ihm jedoch ist das einfach egal. Ich sage nicht, dass er keinen Schmerz
empfindet
. Aber er tut ihn einfach achselzuckend ab. Er interessiert ihn nicht. Und er
erinnert
sich auch nicht daran. Wenn du einem normalen Mann oft genug einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, wird er sich zurückhalten und keine Lust mehr haben, noch einmal getroffen zu werden. Aber Scobell … wird der einmal getroffen, erinnert er sich lediglich an die Tatsache, dass er geschlagen wurde, ohne allerdings aus dem Schmerz zu lernen und ihn das nächste Mal zu meiden. Schlag ihn nieder, und er steht einfach wieder auf, wieder und wieder und wieder. Er geht unverdrossen immer weiter auf dich los, als wär’ er eine Art Maschine.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, es mag sich seltsam anhören, aber Bryce Scobell gegenüberzutreten ist, wie es mit einer dunklen Naturgewalt aufzunehmen. Er ist nicht aufzuhalten. Das wäre schon schlimm genug, wenn er dumm wäre, doch leider gehört er zu den cleversten Männern, die ich kenne. Er denkt immer mehrere Züge im Voraus, wie ein Schachspieler, und er umgibt sich mit Leuten, die so sind wie er.«
    »Ich versteh’ nicht, was das mit den Namen soll, die er sich auf die Haut hat tätowieren lassen«, sagte Virginia plötzlich, die bis zu diesem Zeitpunkt still dagesessen hatte. »Warum sollte er so etwas tun? Was bedeutet das?«
    »Das ist so eine fixe Idee von ihm«, erwiderte ihr Vater mit finsterer Stimme. »Wie man mir erzählte, hatte er drei Tätowierungen auf seinem Arm, als er in die Konföderiertenarmee eintrat. Als ihn jemand fragte, was die Namen zu bedeuten hatten, antwortete er, dass es die Namen der Männer seien, die er umgebracht habe.« Er schwieg einen Augenblick und schüttelte traurig den Kopf. »Er war erst achtzehn. Und er hatte ihre Namen unauslöschlich in seine Haut geritzt, zusammen mit ihren Todesdaten. Meinte, dass er sichergehen wolle, dass er sie nie vergisst.« Er zuckte die Achseln. »Natürlich kennt man im Krieg selten die Namen derer, die man tötet. Also ließ er in dem Fall eine Lücke und setzte alles daran, anhand der Regimentszugehörigkeit in Erfahrung zu bringen, wer sie waren und woher sie stammten. Nach Ende des Bürgerkrieges gab er eine beträchtliche Geldsumme dafür aus, die Namen von Unionssoldaten zu erfahren, die zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten gefallen waren. Er hat sogar versucht, die Namen der Indianer herauszufinden, die er umgebracht hat. Black Kettles Namen hat er sich direkt ins Genick tätowieren lassen. Er ist von dieser Sache förmlich besessen.«
    »Was ist mit den Namen in Rot?«, fragte Rufus Stone und fügte hinzu: »Nicht, dass ich da schon eine gewisse Ahnung hätte.«
    Crowe musterte ihn finster, Sherlocks Vermutung nach eine stumme Warnung, Virginias Namen nicht zu erwähnen. »Das sind die Leute, die er bisher noch nicht erwischt hat, aber noch töten wird«, sagte er langsam. »So eine Art Arbeitsplan für die Zukunft, denke ich. Eine Bekundung, dass es auf der Welt bestimmte Leute gibt, deren Tage gezählt sind. Und wenn er sie erwischt hat, lässt er ihre Namen mit schwarzer Farbe übertätowieren.« Wieder warf er einen Blick aus dem Fenster. »Wie ich gehört habe, steht mein Name in Rot auf seinem Unterarm, dort wo er ihn immer vor Augen hat.«
    Rufus Stone runzelte die Stirn. »Für einen

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