Zaduks Schädel
dieser Schädel.«
»Ja?«
»Groß wie ein Haus fast.«
In den Augen des Königs blitzte Unglauben. »Nein, du erzählst mir etwas, Hauptmann.«
»Nein, König, gehe hin und schaue ihn dir an. Ich und meine Soldaten möchten dich darum bitten. Sie haben Angst bekommen, denn in seiner Nähe fanden sie bleiches Gebein.«
David atmete tief durch. Er drehte sich um und schaute durch die Zeltöffnung gegen die allmählich untergehende Sonne, die den Himmel wie einen roten Ball ausfüllte. Er dachte lange nach, schließlich nickte er und drehte sich wieder um.
»Laß mein Pferd satteln, Hauptmann, wir werden gemeinsam zu dieser Stätte reiten.«
»Danke, Herr, danke.« Der Offizier verbeugte sich und verließ das Zelt des Königs.
Es gefiel David nicht, sich mit diesen Dingen beschäftigen zu müssen. Sie befanden sich im Krieg, die Philister waren ein unangenehmer Gegner, aber er wollte die Berichte auch nicht einfach zur Seite schieben, denn er hatte schon einiges gehört. Es gab da ein Tal, in dem vor langer Zeit die Babylonier einen Tempel gebaut hatten. Nach einer großen Katastrophe war der Tempel unter dem Wüstensand verschwunden, doch die Gerüchte über einen mächtigen Götzen, der zwischen den Mauern gehaust hatte, hielten sich weiter. Denen wollte der König auf den Grund gehen. Er wußte, daß Gerüchte Unruhe in der Truppe verbreiten konnten. Er aber brauchte Soldaten, die kämpften. Das Heer der Philister war ebenfalls gut ausgebildet, deshalb wollte er jegliche Ablenkung im Keim ersticken. Zudem bewegten sie sich in einem Gebiet, das ihnen unbekannt war und sie noch nicht ganz erobert hatten. Der Hauptmann kehrte zurück. »Die Pferde sind gesattelt, o König!« meldete er. David nickte.
Er schnallte sein Gurtgehänge um und steckte die blanke Schwertklinke in die Scheide. »Wie viele Männer werden uns begleiten?«
»Ich habe an eine Patrouille gedacht. Außer uns werden es zwölf tapfere Soldaten sein.«
Der König nickte, bevor er das Zelt verließ. »Das wird reichen.«
Draußen war es heiß, Staub lag fahnengleich in der Luft. Der Boden war von zahlreichen Hufen zerwühlt worden. Die Staubballen sahen aus, als wollten sie der knalligen Sonne entgegentreiben, um sie vollends verstecken zu können. Aus dem Süden wehte ein warmer Wind. Es gab kein Wasser in der Nähe. Soldaten hatten weiter entfernt ein Loch gefunden und Esel mit dem kostbaren Naß beladen. Die Tiere transportierten es ins Lager. Der Hauptmann persönlich hielt das Pferd des Königs, als dieser sich in den Sattel schwang. David setzte sich an die Spitze der kleinen Schar, gab das Zeichen zum Kitt und sprengte als erster, eingehüllt in eine Staubwolke, los.
Sie ritten nach Osten, hatten die Sonne im Rücken. Vor ihnen lag die weite, flache, schüsselartige Mulde, gefüllt mit Sand und Steinen. Eine wilde, verlassene, menschenfeindliche Gegend, die nach jedem Sturm ihr Gesicht änderte. Dünen wanderten oder veränderten zumindest ihr Aussehen.
Manchmal glänzten die Steine wie geschliffen. Wind und Wetter hatten dafür gesorgt.
Die Soldaten trieben ihre Pferde an. Noch vor Einbruch der Nacht wollten sie ihr Ziel erreicht haben. Dumpf trommelten die Hufe auf den Boden. Die Reiter hatten Tücher vor ihre Gesichter gebunden, um sich gegen den Staub zu schützen.
Der Hauptmann hielt sich an der Seite seines Königs. Als er den rechten Arm hob, die Gangart des Pferdes veränderte, so daß sein schweißbedecktes Tier allmählich auslaufen konnte, parierten auch die anderen ihre treuen Begleiter.
»Hier muß es sein!« erklärte der Hauptmann und deutete nach vorn.
Der König sagte nichts. Er ließ seinen Blick über das unwirtliche Gelände schweifen, schüttelte den Kopf und sagte: »Ich sehe nichts. Hauptmann. Hast du dich geirrt?«
»Nein.«
»Dann laß uns noch reiten, aber im Schritt!«
Es tat den Pferden gut, nicht mehr angetrieben zu werden. Und so ritten die Soldaten mit ihrem König an der Spitze noch tiefer in das heiße, menschenfeindliche Gebiet hinein, wo die aufgeheizten Steine Backöfen glichen und an manchen Stellen, die von Sonnenstrahlen getroffen wurden, bunt schimmerten.
Es war der König, dessen scharfer Blick als erster einen Teil des Grauens erfaßte. Er wußte, daß Wächter zurückgeblieben waren. Auch jetzt konnte er sie sehen, aber sie lagen auf dem Rücken, halb begraben unter dem feinen Sand.
Sofort stieg der Heerführer aus dem Sattel. Er beugte sich zu ihnen und entdeckte das Schreckliche.
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