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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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er, weil sie so gut über die aktuellen Geschehnisse informiert war. Sie sollte sich lieber um aufschlussreiche Artikel kümmern wie:
    »Der Richtige? Oder nur der Richtige für den Moment?
    Wie Sie den Unterschied erkennen«. Nachdem sie sich gegenseitig die zusammengerollte Zeitschrift um die Ohren gehauen hatten, lasen Daniel und Sarah gemeinsam darin und lachten sich krank über die Tipps zum Aufpeppen eines öden Sexlebens.
    »Oh, anscheinend machen wir es ganz falsch«, stellte Daniel fest. »Wir sollten uns mehr Zeit fürs Vorspiel nehmen und mit Kerzen und Stoffen die Sinne ansprechen.«
    »Na ja, Kerzenlicht ist wenigstens schmeichelhaft.
    Damit kann man peinliche Falten verbergen.«
    »Hmm, dann sollten wir uns unbedingt Kerzen besorgen. Deine Krähenfüße sehen einfach schrecklich aus, Sarah.«
    Mit einem angewiderten Schnauben blätterte Sarah zur nächsten Seite. »Diesen Blödsinn mit der Sinnlichkeit habe ich noch nie verstanden. Ich meine, wenn man ficken will, warum soll man es dann nicht einfach machen?«
    »Einige würden vielleicht sagen, dass es langweilig ist.
    Na ja, zum Glück bist du keine, die sich flach auf den Rücken legt, die Bettdecke bis zum Hals hochzieht und zur Decke starrt.«
    »Das meine ich nicht. Sex muss doch was Dringendes und Aggressives sein. Er muss unverfälscht sein, rau.
    Wenn man jemanden will, warum soll man dann Zeit aufs Kerzenanzünden verschwenden?«
    »Weil die Vorfreude sehr süß sein kann. Unsere eigene Geschichte ist doch der beste Beweis dafür. Ist unsere Beziehung durch das lange Warten nicht kostbarer für dich geworden?«
    »Im Gegenteil. Trauerst du nicht um die kostbare Zeit, die wir verloren haben?«
    »Ja, Sarah. Um jede Minute.«
    Eines Abends kam Sarah aus der Dusche und fand Daniel mit der aufgeschlagenen Zeitschrift auf dem Bett. Von der Tür aus konnte sie die groß gedruckte Überschrift des Artikels »Der beste Beach-Body aller Zeiten« und das ganzseitige Foto dazu erkennen: die nur spärlich mit einem durchsichtigen weißen Tanga bedeckte Scham einer Frau, die das Resultat ihrer Haarentfernung mit Wachs präsentierte. Daniel wusste nicht, dass Sarah ihn beobachtete, dass sie seine angestrengten Augen und seinen schlaffen Kiefer sah. Wortlos zog sie sich zurück und fragte sich, ob sich seine Frau auch so gefühlt hatte, als sie ihn mit Sarahs Bildern erwischt hatte: abgestoßen von seinem Verlangen nach glatter, junger Haut, aber auch angewidert von sich selbst, weil sie ihm das Ersehnte nicht bieten konnte.
    Am nächsten Tag suchte Sarah den in dem Artikel erwähnten Schönheitssalon auf und war erfüllt von Entschlossenheit, als sie sich auszog und sich von einem Jüngling namens Niki Wachs auf den ganzen Körper sprühen ließ.
    Wieder zu Hause in der Wohnung stellte sich Sarah vor den hohen Spiegel. Sie erkannte sich nicht wieder. Es lag nicht nur an den fehlenden Haaren; es lag auch an den Monaten, die sie fast ausschließlich drinnen verbracht und in denen sie nur wenig gegessen und geschlafen hatte.
    Kaum mehr Brüste, keine Hüften, keine Schenkel. Ohne Kurven und Haare sah sie aus wie ein neugeborenes Baby oder ein Alien. Sie bestand nur noch aus bläulich blasser Haut und viel zu großen Augen. Sie versuchte sich mit Daniels Blick zu betrachten, versuchte zu ergründen, was ihn an dieser Öde ansprach. Sie fand, sie sah entstellt und gruslig aus. Sie konnte nicht verstehen, was ihn dazu trieb, so etwas zu wollen.
    Am Abend bekam sie die Antwort. Daniel rastete aus.
    Es sprudelte nur so aus ihm hervor. So wie sie sich ihm präsentierte, war sie eine einzige Herausforderung für seinen Anstand und seine Selbstbeherrschung; so richtete sich nur eine Hure her, und da konnte sie auch nicht erwarten, anders von ihm behandelt zu werden; mit ihrer Halbwüchsigenpose drängte sie ihn doch förmlich in die Rolle des Vaters, der sie kontrollierte und bestrafte; sie bot sich ihm als leere Leinwand dar und durfte sich nicht wundern, wenn er darauf Spuren hinterlassen wollte; ihre unnatürliche Glätte musste ihn zu unnatürlicher Gewalt provozieren; es war grausam von ihr, ihn zu Taten anzustacheln, die er bereuen würde; es war einfach verabscheuenswert, ihn durch seine geheimen Wünsche so zu manipulieren; es war genial von ihr zu wissen, was er sich wünschte, ohne dass er es ihr gesagt hatte; ihr Scharfsinn und ihre Großzügigkeit beschämten ihn; sie war wundervoll, göttlich und unendlich vollkommen; seine Liebe für sie entzog sich

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