Zaehme mich
Sarahs Bauch fallen und machte die Augen zu.
»Du willst mich mit einem Rosendorn erstechen?« Sarah versuchte bewusst einen schnoddrigen Ton anzuschlagen, weil ein Teil von ihr immer noch an ihrer angeborenen Abneigung gegen Melodramatik festhielt. Aber der andere, größere Teil von ihr – der wusste, dass es bei ihm mehr war als nur Melodramatik – setzte sich durch. Ihre Stimme klang schwach und ängstlich.
»Ich werde dir kein Haar krümmen, mein Liebling. Ich werde dich zu Jamies Haus fahren; Ich werde euch beiden viel Glück wünschen. Und dann …« Er hielt den Finger hoch und zog ihn scharf über seinen Hals. Der kleine Blutstropfen verteilte sich, und seine Kehle sah aus, als wäre sie aufgeschlitzt worden.
Sarah wusste, dass sie ihn nie verlassen würde. Nicht weil sie Angst davor hatte, dass er sich umbringen könnte – diese Drohung fand sie eher ärgerlich als erschreckend. Nein, der Grund war ein anderer: Selbst wenn er sich ihr als manipulativer, grausamer, psychotischer Schweinehund offenbarte, selbst wenn er eine schmutzige Blutschliere auf dem Hals hatte, selbst wenn er sie bedrohte und sein Gesicht sich zu einer hässlichen Maske der Brutalität verzerrte, selbst dann begehrte sie ihn und liebte ihn und hätte es nicht ausgehalten, ihm dies zu verschweigen. Selbst wenn er ihr die Rosendornen in den Körper presste und ihren Kopf gegen den Boden rammte und sie eine launische kleine Närrin nannte, konnte sie nichts anderes sagen als Ja.
3
Es war unmöglich, die Intensität der ersten zwei Wochen aufrechtzuerhalten. Physisch waren sie beide völlig am Ende.
Am Montag der dritten Woche standen sie zusammen vor dem Spiegel und betrachteten ehrfürchtig ihre Verletzungen.
Sarahs Blessuren waren deutlicher sichtbar, doch Daniel versicherte ihr, dass ihm jeder einzelne Knochen im Leib wehtat. Er versprach ihr, sie zumindest fürs Erste etwas sanfter anzufassen, damit ihre Abschürfungen und Blutergüsse richtig abheilen konnten; im Gegenzug versprach ihm Sarah, ihn länger als nur drei Stunden am Stück schlafen zu lassen und nicht jedes Mal, wenn sie sich liebten, akrobatische Kunststücke zu erwarten.
Bald würde Daniel wieder in die Arbeit gehen, und Sarah blickte dieser Zeit voller Sorge entgegen. Sie hatte nicht nur ihre Stelle verloren, sondern sie hatte auch an der Uni so viel verpasst, dass sie das Semester nicht abschließen konnte. Sie musste also bis nächstes Jahr warten und sich neu einschreiben.
Daniel war erfreut. »Dann kannst du meine Sklavin sein.«
»Genau das, was ich schon immer wollte«, antwortete Sarah. Beide wussten, dass diese Bemerkung überhaupt nicht ironisch gemeint war.
An Daniels erstem Arbeitstag rief ihn Sarah fünfzehnmal an. Als er nach Hause kam, wartete sie an der Tür auf ihn, nackt und mit einem Glas Scotch in der Hand. Er schloss die Tür, sperrte zu, legte Schlüssel und Aktenkoffer auf den Tisch im Flur, hängte das Jackett an den Haken neben der Tür. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, nahm er den Drink und stürzte ihn in zwei Schlucken hinunter.
Nachdem er das Glas auf dem Tisch abgestellt hatte, wandte er sich Sarah zu und musterte sie von oben bis unten. Sein Gesicht war knallrot.
»Willst du mich nicht fragen, wie mein Tag war?«
»Ist mir eigentlich nicht so wichtig. Ich bin nur froh, dass du wieder da bist.« Sie trat auf ihn zu, wurde aber von seiner ausgestreckten Hand aufgehalten.
»Mein Tag, Sarah, war absolut beschissen. Es war der beschissenste Tag meines Lebens.« Er schloss die Augen und schnallte den Gürtel auf. »Und weißt du, warum er so gottverdammt saumäßig schrecklich war?« Er sah sie an und zog den Gürtel durch die Schlaufen. »Weil ich mich auf Budgetfragen und Disziplinarverfahren zu konzentrieren hatte, während mich eine egoistische, gedankenlose Göre alle halbe Stunden telefonisch über den Zustand ihrer Fotze informieren musste.«
Sarah hielt seinem Blick stand, war sich aber bewusst, dass der Gürtel gegen sein Bein knallte. »Ich hab dich vermisst.«
»Ja, ich weiß. Das hast du mir heute schon mindestens zwanzigmal erzählt.«
Sarah wappnete sich innerlich. »Und du hast es mir nicht ein einziges Mal gesagt, du Scheißkerl. Oh!« Das Leder schnitt ihr in den Bauch, und sie fiel auf die Knie.
»Du solltest dankbar sein, dass ich dich so sehr liebe. Du müsstest doch glücklich sein, dass ich … ahhh.« Diesmal war der Gürtel auf ihre Schultern niedergesaust. Sie wollte wieder aufstehen, doch er
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