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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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erhöhten Risiko sprechen.
    Beim Anblick ihrer ausgemergelten Gestalt, die sich ermattet gegen das Glas lehnte, erinnerte er sich daran, wie gut es sich angefühlt hatte, in ihr zu kommen und zu spüren, wie sich seine Säfte mit ihren vermischten.
    Damals war es ihm so wichtig erschienen, dass nichts zwischen ihnen war, dass ihre Vertrautheit keine Grenzen kannte. Mike fiel ihm ein mit seiner Bemerkung, dass der Austausch von Körperflüssigkeit in dieser Zeit der höchste Vertrauensbeweis war. Er sah, dass Sarahs Hand zitterte, als sie die Zigarette an die Lippen führte, und ihm wurde klar, dass es nur wenige Dinge auf der Welt gab, die Sarah Clark Angst einjagen und sie schwächen, die sie zum Schluchzen und Schlottern bringen konnten.
    Handlungen haben Folgen, und alles im Leben hat seinen Preis, und du glaubst, dass dir das nicht passieren kann, aber diese Krankheit macht vor keinem Halt, und nur Enthaltsamkeit ist wirklich sicher, und der Sensenmann als Hochzeitsgast, und auch hübsche Mädchen müssen büßen, und die Liebe wird dich nicht schützen, und die Schönheit wird dich nicht schützen, und immer wenn du mit jemandem ins Bett gehst, gehst du mit seinen Partnern und deren Partnern und deren Partnern ins Bett, aber Sarah war doch immer vorsichtig, außer wenn sie genau wusste, dass ein Typ sauber war.
    »Mein Gott, Jamie. Es ist einfach schrecklich. Ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren kann.« Lächelnd drehte sie sich um. Sie sah aus wie eine Leiche. »Ich bin eine Sklavin der Liebe.«
    Nach Sarahs Äußerung kniete sich Jamie vor sie und schlang weinend die Arme um ihre Taille. Darin gewährte sie ihm die gleiche Freiheit wie immer. Während er ihr Kleid mit Tränen durchnässte, überlegte er, dass sie ihn körperlich nie zurückgewiesen hatte. Ihm fiel auch ein, dass er Sarah noch nie in einem Kleid gesehen hatte, außer auf Hochzeiten und Partys, und selbst dann war es ein enger, figurbetonter Fummel, der nichts gemeinsam hatte mit diesem gelben Sommerkleidchen in Kombination mit einer züchtigen weißen Strickjacke. Es stand viel schlimmer um sie, als er befürchtet hatte.
    »Was ist denn das für ein Kleid, Sarah?« Er hob sein nasses Gesicht, um zu ihr aufzublicken.
    Sie lächelte. Dann erschienen Falten auf ihrer Stirn, als das Lächeln in eine Grimasse und diese wieder in das ursprüngliche Lächeln überging. »Gefällt es dir?«
    »Gefällt es dir denn?«
    »Daniel hat es mir gekauft. Ihm gefällt es.«
    Jamie konnte dieses gestellte Lächeln nicht ertragen und redete deshalb mit ihrem Bauch. »Mann, Sarah. Du tauchst hier nach so langer Zeit auf, und du siehst so schlecht aus, dass ich schon geglaubt habe, du hast irgendeine Scheißkrankheit, und dann erzählst du mir, wie sehr du ihn liebst und dass er dich liebt. Aber das verstehe ich einfach nicht, denn wenn er dich wirklich lieben würde, dann würde er dich doch nicht in so eine bescheuerte Kleinmädchenkluft stecken, und er würde dafür sorgen, dass du mehr isst und nicht so viel rauchst, und er würde dich auch nicht zum Weinen bringen.«
    Jamie merkte selbst, dass er dummes Zeug plapperte.
    Aber was spielte das für eine Rolle? Die ganze Therapie, die Entspannungsmusik und all die Mittel gegen Depressionen und Angstzustände halfen doch sowieso nur, wenn Sarah nicht da war. Es fiel ihm nicht schwer, sich zusammenzureißen, wenn sie vom Erdboden verschwunden war. Oder zumindest scheinbar vom Erdboden verschwunden war. Doch jetzt war sie hier und sah aus wie eine Statistin für Die Nacht der lebenden Toten, und es war ihm scheißegal, dass er dummes Zeug plapperte, dass er hyperventilierte und dass er ihr albernes Kleid ruinierte.
    Sarah streichelte sein Haar. »Ich weiß, es klingt blöd, aber das ist mir sowieso alles nicht so wichtig. Es war mir nie wichtig, was ich anziehe, was ich esse oder was für Eisenwerte ich habe. Wenn ich jemals ein halbwegs normales Leben hatte, dann nur, weil du mich mit deinem Gequengel dazu gebracht hast.«
    »Und war das denn so schlecht?« Jamie spürte einen stechenden Schmerz in der linken Seite. Er fragte sich, ob man mit vierundzwanzig einen Herzinfarkt haben konnte.
    »Nein, es war wunderbar. Ich habe mich immer geliebt gefühlt, auch wenn ich wusste, dass ich es gar nicht verdiene. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich keine zwanzig geworden.«
    Das stechende Gefühl verging und wurde zu einem dumpfen Pochen. »Aber …?«
    »Aber …« Sarah seufzte. Ihre Hand glitt von Jamies

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