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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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Duschwand zu rammen. Eine Woche lang war mein Gesicht ganz geschwollen, rot, schwarz, violett. Fünf Tage lang bin ich so in die Arbeit gegangen. Das eine Auge vollkommen zu.
    Fünf Tage, verdammte Scheiße, und nicht einer hat mich gefragt, ob alles in Ordnung ist mit mir. Dann noch eine Woche mit gelben, braunen Flecken und tränenden Augen.
    Nichts.« Sie nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
    »Dann kommt Jamie aus dem Familienurlaub. Mein Gesicht ist schon fast wieder heil. Er schaut …« Sie trank erneut. »Er hat mich nur einmal angeschaut. Er hat diesen kleinen Riss unter meinem Auge und den fast verschwundenen Bluterguss auf meiner Wange gesehen …
    und hat zu heulen angefangen.«
    »Ich habe noch nie einen Typ gesehen, der so verknallt in eine Frau war wie er in dich.«
    »Zu verknallt.« Der blöde Hund.
    Sie tranken, bis ihnen schlecht war, und wurden zusammen in Mikes Doppelbett bewusstlos.
    Nebeneinander liegend wachten sie auf. Sie hielten sich an den Händen und starrten zur Decke.
    »Wann gehst du wieder zu deinem Alten zurück?«, fragte Mike.
    »Du willst mich wohl los haben?«
    »Du kannst bleiben, solange du willst. Aber ich glaube, es tut dir nicht gut. Das Leben geht weiter. Du kannst dich nicht ewig verstecken, auch wenn du noch so traurig bist.«
    Sie drehte sich auf die Seite und blickte ihn an. Seine Augen waren blutunterlaufen vom Schnaps und vom Weinen. »Ich gehe bald«, sagte sie. »Wenn ich mich ein bisschen stärker fühle.«
    »Du solltest ihn wenigstens anrufen. Damit er weiß, wo du bist, dass es dir gut geht.«
    »Wenn ich ihm sage, wo ich bin, kommt er her und bringt dich um.«
    »Und mit so einem willst du den Rest deines Lebens verbringen?«
    »Wollen? Nein. Ich will das genauso wenig wie Jamie, als er … manchmal ist man so oder so im Arsch, und es ist nur die Frage, wie und wie schnell.«
    »Mann!« Mike wandte sich zu ihr. Die Qual war ihm deutlich anzumerken; sie strahlte von seinen Augenwinkeln aus auf die Falten in seinem Gesicht. »Du sagst diese riesigen, herzzerreißenden Sachen und bist ganz ruhig dabei. Keine Träne, kein Beben in der Stimme.
    Als wäre sowieso alles, was passiert, einfach bloß langweilig. Du bist wie ein Roboter.«
    »Würdest du dich besser fühlen, wenn ich weine?
    Würde dich das glücklich machen?«
    Ein Seufzen. »Seit wann interessierst du dich für mein Glück, Sarah?«
    Da wäre Sarah fast doch noch in Tränen ausgebrochen.
    Stattdessen zog sie ihn an sich und küsste ihn.
    Sex war schon immer ihr Allheilmittel gewesen, und auch wenn Daniel ihr deswegen Vorwürfe machte und Jamie es mit katastrophalen Folgen gegen sie benutzt hatte, fand sie dieses Mittel immer noch sehr wertvoll.
    Einsamkeit, Angst und Leere waren keine geistigen Befindlichkeiten, die man durch Reden und Analysen heilen konnte. Es waren körperliche Zustände, die sich nur auf körperliche Weise abmildern ließen.
    Jamies Verlust äußerte sich als ein Gefühl der Nacktheit. Selbst unter dem Gewicht einer Bettdecke fühlte sich Sarah ausgesetzt. Es war zu viel Luft auf ihrer Haut. Luft, die durch das von Jamie hinterlassene Loch in der Welt einströmte. Mikes Körper unterbrach diesen Luftstrom, und eine kurze Zeit lang konnte sie etwas anderes empfinden als Schmerz. Es war gut, dass es Mike war, denn er wusste, weshalb sie sich kaum bewegen konnte, weshalb sie ihn mit Armen und Beinen umklammerte, weshalb sie wimmerte, wenn er nicht mehr ihren Hals wiegte. Er wusste es, ohne dass sie es erklären musste, denn er hatte Jamie gekannt, und er verstand den eiskalten Wind, der sie nach seinem Verlust umrauschte.
    Sie hielten einander in den Armen und flüsterten sich Dinge zu, Unsinn und Bedeutungsvolles. Sarah erinnerte sich an eine Zeile von Mallarmé und sagte sie Mike ins Ohr. Er stöhnte auf, als hätte er sie verstanden. Später fragte er sie nach diesen Worten.
    »La chair est triste, hélas, et j’ai lu tous les livres.«
    Sarah hielt ihn so fest umschlungen, wie sie nur konnte.
    »Das Fleisch ist traurig, ach, und ich habe alle Bücher gelesen.«
    »Amen«, sagte Mike.
    Sarah erwachte früh und zog die Kleider an, die Mike für sie gewaschen und getrocknet hatte. Sie schüttelte ihn.
    »Du gehst?« Er schaute sie aus halb verschlossenen, verklebten Augen an.
    Sie nickte.
    Er setzte sich auf und rieb sich das Gesicht. »Seh ich dich wieder?«
    Sarah ließ sich neben ihm nieder und nahm seine Hand.
    »Ich weiß es nicht.«
    Er drehte ihre Hand um und legte den

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