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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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sogar eine Liste von schädlichen Chemikalien auswendig gelernt, die in Zigaretten zu finden waren, um sie vor Leuten herunterzubeten, die sie vor den Gefahren des Rauchens warnen wollten: Akrolein, Benzol, Formaldehyd, Nitrosamine, mehrkernige aromatische
    Kohlenwasserstoffe, Urethan, Arsen, Nickel, Chrom und Kadmium. Bei der letzten Silbe presste sie immer die Lippen zusammen und summte: Kadmiummmm. Dann inhalierte sie tief und sagte: Mmm! Die Missachtung des eigenen Wohlergehens war total cool. Raucher waren total cool. Und selbst wenn man ihnen ruinöse Steuern aufbrummte und sie hinaus auf die Straße schickte, wo sie sich vor Hauseingängen herumdrückten, waren sie immer noch viel cooler als all die frisch riechenden Gutmenschen mit rosa Lungen, die drinnen das Gesicht verzogen. Du natürlich nicht, Jamie, sagte sie immer, ich weiß, du hast Asthma und alles, aber wenn du könntest, würdest du auch rauchen, stimmt’s?
    Im Garten hingen zwar dichte Rauchschwaden –
    verschiedener Herkunft –, doch Sarah war nicht hier, um sie zu genießen. Jamie blickte auf die Uhr: elf vor neun.
    Möglich, dass sie Verspätung hatte. Wahrscheinlich sogar.
    Er konnte sich an keine Gelegenheit erinnern, zu der sie nicht mindestens zwanzig Minuten zu spät aufgekreuzt war. Normalerweise war es eher sogar eine Stunde.
    Dann erkannte Jamie Shelley und Jess, die zusammen mit einem großen blonden Typ am Swimmingpool standen. Als er zu ihnen stieß, bekam er gerade noch das Ende einer offensichtlich urkomischen Geschichte mit, die der Mann zum Besten gab. Shelley und Jess klammerten sich aneinander fest und schüttelten lachend die Köpfe.
    Jamie trat hinter Shelley und legte ihr die Arme um die Taille. Immer noch bebend vor Lachen, wandte sie sich leicht zu ihm um und küsste ihn auf die Wange.
    In dem zunehmend nervigen Gelächter stellte Jess Mike vor, und Shelley bemühte sich, Mikes Anekdote wiederzugeben. Es ging irgendwie um eine lokale TV-Berühmtheit, einen Staubsauger und eine Unfallstation, aber der Grund für das fast hysterische Gegacker blieb Jamie schleierhaft. Wenn Sarah dabei gewesen wäre, hätte sie bestimmt die Augen in seine Richtung verdreht, und er hätte seinen Mut zusammengenommen und gesagt, dass er das nicht komisch fand. Aber sie war nicht hier, also lächelte er bloß und wartete darauf, dass sich das Lachen wieder legte.
    Doch als sich die Mädchen allmählich etwas beruhigt hatten, fing Mike mit der nächsten zotigen Geschichte an, und kurz darauf hielten sie sich wieder ächzend die Seiten.
    Obwohl Jamie diesmal die ganze Geschichte hörte, fand er auch diese nicht besonders witzig. Wenn er so was vom Stapel gelassen hätte, hätten sich Shelley und Jess bestimmt kaum ein Lächeln abgerungen. Ihr Amüsement war offensichtlich mehr auf den Boten zurückzuführen als auf seine Botschaft. Mike hatte die wettergegerbte Haut und das sonnengebleichte Haar eines Surfers und eine Stimme, die sich mühelos über dem Donnern der Wellen Gehör verschaffen konnte. Allerdings war er kein Surfer, zumindest nicht professionell; er arbeitete als Journalist für ein australisches Männermagazin, sprich, er wurde dafür bezahlt, sich mit Pornostars zum Mittagessen zu treffen und mit Supermodels Cocktails zu trinken. Es waren die nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Details dieser Interviews, mit denen er seine endlosen drastischen Anekdoten bestritt.
    »Ist Sarah mit dir gekommen?«, fragte Jess, als sich Mike einen Moment unterbrach, um sich eine Zigarette anzuzünden.
    Shelley reagierte sichtlich angespannt auf die Erwähnung von Sarahs Namen. Sie löste sich aus Jamies Armen und sah ihn von der Seite an. »Nein, hab sie nicht gesehen.« Jamie gab sich Mühe, gleichgültig zu klingen.
    »Ja, wo ist die berühmte Sarah Clark?«, hakte Mike nach. Jamie fragte sich, wie dieser ihm völlig unbekannte Mann dazu kam, ihn nach Sarah zu fragen, obwohl Jamie doch offensichtlich mit Shelley zusammen war.
    »Ich nehme an, die berühmte Sarah Clark treibt irgendwo das, wofür sie so berühmt ist«, bemerkte Shelley.
    Auch Jamie nahm jetzt eine Abwehrhaltung ein. »Was soll denn das heißen?«
    Jess lachte und boxte Mike auf den Arm. »Jetzt hast du wieder was angerichtet. Ich hab dir doch gesagt, Jamie ist Sarahs weißer Ritter.«
    »Ich hab wohl was verpasst. Wovon redet ihr hier eigentlich?«
    Mike klopfte Jamie auf den Rücken. Er unterdrückte den Impuls, zurückzuschlagen. »Jess und Shelley haben mir ein paar

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