Zaehme mich
Serviererin und persönliche Masseuse. Sie schnitt ihm selbst das Haar, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dass eine andere Coiffeuse seine kostbaren sandfarbenen Locken mit ihrer Schere berührte, und er selbst wollte auch zu keiner anderen, weil ihm Shelley beim Schneiden immer die Brüste in den Nacken drückte und ihm lustige Geschichten über all die lüsternen Kerle mit ihren schmierigen Haaren erzählte, die sie als Aushilfsfriseurin normalerweise bediente.
»Okay, es reicht.« Shelley lächelte ihn an. »Nein, es reicht fürs Erste. Fortsetzung in naher Zukunft an geeigneterer Stätte.«
Er strich ihr mit den Lippen über den Hals. Über ihre Schulter sah er, dass Mike und Jess verschwunden waren.
»Wir könnten reingehen und uns ein nettes Zimmer ganz für uns suchen.«
Shelley kicherte. »Oder wir fahren zu mir. Mum und Dad kommen erst nach Mitternacht nach Hause.«
Jamie zögerte zu lange. Ihr Lächeln verblasste. Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Willst du nicht mit zu mir kommen?«
»Doch, klar. Natürlich will ich.« Er versuchte, sie wieder an sich zu ziehen, doch sie sträubte sich. »Ich dachte nur, dass ich nicht so lang warten will. Wir können doch einfach reingehen …«
»Das heißt, du willst mich kurz besteigen, damit du schnell wieder rauskommen und hier schmachtend auf Sarah warten kannst.«
»Das ist dermaßen unfair von dir.« Er konnte es nicht fassen. Da dachte er einmal – ja, zugegeben, es kam nicht oft vor – überhaupt nicht an Sarah, und dann kam so eine Bemerkung. Dabei hatte er sich wirklich vorgestellt, in einem der unbekannten Zimmer dieses fremden Hauses, dessen Besitzer er nie gesehen hatte, mit seiner Freundin zu schlafen.
»Deine ewige Eifersucht wird allmählich langweilig, Shell.«
»Langweilig wird nur, dass du dich benimmst, als würdest du mit mir bloß Zeit totschlagen, bis deine kostbare Sarah endlich zur Vernunft kommt und ihr Leben als Megaschlampe aufgibt, damit sie mit dir zusammenleben kann.«
»Diesen Scheiß muss ich mir nicht schon wieder anhören.« Er machte einen Schritt von ihr weg, blieb dann stehen und drehte sich um. »Sarah ist eine alte Freundin.
Wenn du sie nicht respektierst, respektierst du auch mich nicht.«
Shelley lachte schrill und laut. »Ach komm, was soll denn daran beleidigend sein, wenn man Sarah Clark als Schlampe bezeichnet? Das ist doch praktisch ihr offizieller Titel.«
Jamie ging hinein. Er sah im Wohnzimmer, in der Küche, im Salon und im Flur nach. Wieder draußen latschte er um den Garten herum. Kein Zweifel, sie war nicht da. Und Shelley hatte Recht. So sehr, dass es sich anfühlte, als wäre sie in seinen Kopf geschlüpft, hätte sich umgeschaut und Notizen gemacht.
Zerzaust und glücklich kam Mike zurück. Er sagte, dass er und Jess Shelley weinend im Flur gesehen hatten und dass Jess gerade bei ihr war und sie tröstete. »Du sitzt in der Scheiße, was?«
»Ja. Ich geh wohl lieber rein, um sie wieder zu versöhnen.«
»Manchmal ist es besser, wenn sie sich erst mal ausheulen.«
Jamie nickte und nahm einen Schluck Bier. Smalltalk war nicht gerade seine Stärke. Bevor Mike erneut auftauchte, war er am Rand einer Gruppe von Leuten
herumgeschlichen, die er flüchtig von der Uni kannte, und hatte so getan, als würde er der Unterhaltung zuhören.
Schnell auf ihn einredend, hatte ihn Mike mit einem Griff um die Schulter von der Gruppe weggelotst, und jetzt stand Jamie direkt vor diesem Typ, der gerade mit einer von seinen ältesten Freundinnen geschlafen hatte. Ein anderer Mann hätte vielleicht etwas gesagt wie: Na, wie macht sich die alte Jess im Bett? Jamie wusste nicht, weshalb er diese Dinge zwar denken, aber nicht sagen konnte, doch es erklärte, warum er nur mit Frauen befreundet war.
»Die legendäre Sarah ist also nicht aufgekreuzt?«
Jamie zuckte die Schultern. »Ich hab sie nicht gesehen.
Kann trotzdem gut sein, dass sie sich hier irgendwo rumtreibt.«
»Nach allem, was ich höre, würde sie einem doch bestimmt auffallen.«
»Auch wieder wahr.«
Mike nickte und zündete sich eine Zigarette an.
»Auffallen wie eine Crack-Nutte, die für jeden die Beine breit macht?«
»Nein! Hat dir Jess erzählt, dass sie so aussieht?«
Lachend hielt Mike die Handflächen hoch. »Jess hat gar nichts über ihr Aussehen gesagt. Nach all den Geschichten bin ich einfach davon ausgegangen, dass sie …« Er biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab. »Und wie sieht sie aus?«
Um Zeit zu
Weitere Kostenlose Bücher