Zaehme mich
und das T-Shirt aufzuheben.
Jamie konnte den Blick nicht abwenden. Kein Wunder, dass sie Fieber hatte und reizbar war. Aber warum hatte sie ihm nichts von ihren zerschundenen Gliedmaßen gesagt? Wie konnte sie ihm so etwas verschweigen? Es war ein furchtbarer Gedanke, dass sie gerade noch unter ihm gelegen und so getan hatte, als hätte sie Spaß, wo sie doch in Wirklichkeit Qualen gelitten haben musste.
»Was ist passiert?«, fragte er schließlich, als sie auf der Bettkante saß und sich ihre Socken überstreifte.
»Nichts, mach dir keine Sorgen.«
Nichts? Hatte sie wirklich gerade gesagt, dass nichts passiert war und dass er sich keine Sorgen machen sollte? Er bat sie zu wiederholen, was sie gerade von sich gegeben hatte. Ja, er hatte richtig gehört: Nichts, mach dir keine Sorgen.
Er fing an zu weinen. »Ich soll mir keine Sorgen machen, wenn du vergewaltigt und geschlagen wirst?«
»O Gott!« Sarah stand auf und schlang die Arme um ihn.
»O nein«, sagte sie und zog ihn aufs Bett. »O nein, Jamie.
Wie kommst du denn auf so was? Ich bin nicht … es war ganz anders, glaub mir. O Gott, entschuldige, dass ich dir so einen Schreck eingejagt habe, das wollte ich nicht.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Darum wollte ich ja nicht, dass du es siehst. Du denkst doch immer gleich das Schlimmste.«
Jamie spürte eine Welle der Erleichterung. Dann stieg plötzlich Ekel in ihm auf. »Du hast zugelassen, dass jemand so was mit dir macht?«
»Es sieht schlimmer aus, als es ist.« Sarah blickte ihre Hände an. »Es sind nur Liebesbisse. Du weißt doch, dass ich leicht Blutergüsse kriege.«
Nur Liebesbisse. Kriege leicht Blutergüsse. Keine Bange.
Wie tröstlich. Sarah ließ sich von jemandem so fest und so lang beißen, bis sie ganz mit Blutergüssen übersät war. Was für ein perverser Arsch machte so was mit einer Frau – ob mit oder ohne Erlaubnis?
»War es Mike?«
Sarah schüttelte den Kopf. Sie hatte die Lippen so fest zusammengepresst, dass sie fast weiß waren. Weiße Lippen in einem roten Gesicht. Ihre Farben waren verkehrt herum, wie bei einem Negativ.
»Ich muss wissen, wer dir das angetan hat.«
Sarah machte den Mund weit auf. Die Farbe flutete in die Lippen zurück, als sie sie zu einem O dehnte. »Du musst überhaupt nichts. Ich weiß deine Betroffenheit zu schätzen, aber jetzt habe ich dir gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst, und ich finde, du könntest das Ganze langsam vergessen.«
Jamie versuchte, es zu vergessen. Er hielt es ungefähr acht Sekunden lang durch. »So was macht dir also Spaß?
Dass du beim Sex geschlagen wirst?«
Sarah ging aus dem Zimmer. Jamie knallte sich mehrmals die flache Hand vor die Stirn, ehe er ihr folgte.
Sie saß rauchend am Küchentisch und tat, als würde sie ein Buch lesen.
»Ich hab nur gefragt, weil ich mir dachte, vielleicht sollte ich dich beim nächsten Mal ein bisschen verdreschen oder so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sehr befriedigend für dich ist, wenn ich versuche, zärtlich zu sein und an dein Vergnügen zu denken – wo du doch in Wirklichkeit eine Tracht Prügel willst.« Jamie hasste sich selbst, er klang wie ein keifendes altes Weib. Der Anblick ihrer violett verfärbten Schenkel hatte in seinem Kopf etwas ausgelöst, und er wusste nicht, wie er den Schalter wieder zurückstellen sollte.
Sie blickte nicht von ihrem Buch auf. »Unsere sexuellen Begegnungen sind absolut zufriedenstellend für mich, Jamie.«
Begegnungen? Das klang fast nach purem Zufall. Als wären sie wie von ungefähr in nacktem Zustand aneinander geraten und hätten eben miteinander geschlafen, weil sie schon mal da waren. Bedeutete er ihr so wenig? War er nur ein Schwanz von vielen, der es ihr besorgte? Und wenn es so war, was war dann dieser andere Kerl für sie? War das, was zu ihren Blutergüssen geführt hatte, auch nur eine Begegnung!
»Hoffentlich habt ihr wenigstens ein Kondom benutzt.
Ein Typ, der so mit einer Frau umspringt, ist bestimmt …«
»Nein, kein Kondom.« Lächelnd sah Sarah auf, bevor sie wieder zu ihrer Lektüre zurückkehrte.
Jamie ging zu ihr und riss ihr das Buch aus den Händen.
Sarah blinzelte dreimal, dann setzte sie wieder eine Maske der Gelassenheit auf.
»Kein Kondom?«
»War nicht nötig. Hab ihn nicht gefickt.«
»Du hast ihn nicht … was dann?«
Sarah nahm ihm das Buch aus der Hand und legte es auf den Tisch, nachdem sie an der richtigen Stelle ein Lesezeichen eingefügt hatte. »Das geht dich nichts
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