Zähmung der Wildkatze
gehst du mir nicht auf die Straße, junge Dame.“
„Natürlich nicht, Dad.“
Plötzlich fühlte sich Stuart wie ein ungebetener Eindringling. Er ließ die Pflegerin ohne ein Abschiedswort stehen und stieg zurück in seinen Wagen. Diese Gegensätzlichkeit von Marie fügte sich in das Bild ein, das Erica bei dem Dinner beschrieben hatte. Der stachlige Schutzpanzer, wie ihre beste Freundin es genannt hatte, war gebröckelt, während der Session, wie auch hier. Für einen Moment bereute er, was zwischen ihnen geschehen, vor allem aber, dass er ihr gefolgt war. Doch es war bereits zu spät, sich abzuwenden. Der Reiz dieser Frau hatte Stuart fest im Griff.
7
Drei Tage vergingen und er rief nicht an. Drei Tage, in denen Marie sich nur mit Vorsicht irgendwohin setzen konnte, weil die Spuren noch brannten. In der Mittagspause stand sie wie so oft vor dem Spiegel im Damenwaschraum, hob ihren Rock und stellte sich, um einen besseren Blick zu bekommen, auf die Zehenspitzen. Sie war fasziniert von der Musterzeichnung, die Stuart wie ein perfektes Kunstwerk auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Doch die Wunden verblassten bereits und heilten. Dennoch kribbelte dieses leise Nachwirken der Male immer wieder zwischen ihren Schenkeln. Nie hätte sie gedacht, dass man sich als Besiegte so wunderbar fühlen konnte. Eigentlich müsste sie auf sich schimpfen, dass sie sich von ihrem Herausforderer so leicht hatte bespielen lassen. Dieses Gefühl wollte nicht aufkeimen, stattdessen war sie sogar mit einem breiten seligen Lächeln auf dem Gesicht eingeschlafen. Selbst im Traum erlebte sie alles noch einmal mit Stuart und seinen schönen Augen, die zärtlich und liebevoll auf sie blickten.
Schmunzelnd strich Marie ihren Rock glatt und lächelte ihrem Spiegelbild zu, stolz auf die Kampfspuren, als wäre sie ein Kriegsveteran, dessen Narben jeweils eine eigene Geschichte erzählten. Sie kehrte zurück in den Laden, nachdem sie sich das Gesicht gekühlt hatte.
Es war eine intensive Erfahrung gewesen und sie spürte, dass sich etwas in ihrem Inneren nachhaltig veränderte. Doch beeindruckender als die Erinnerung verblieb dieser stete Blickkontakt seiner sich dunkler färbenden Augen mit jedem gezielten erregenden Manöver seines lustvollen Spiels. Sein Blick, der durch den Schutzwall sehen konnte, den sie in den Jahren errichtet hatte.
Sein Körpergeruch hing noch in dem Hemd, das sie mit nach Hause genommen hatte und nachts schlief sie damit ein. Mittlerweile konnte sie sogar über den grotesken Beginn des Abenteuers lachen. Noch immer rätselte sie über diesen seltsamen Schwebezustand, der sie überkommen hatte. Es war wie fliegen und einfach aus sich hinaustreten, alles zugleich. Doch sie war sie selbst geblieben. So etwas hatte sie nie zuvor erlebt. Noch nie hatte ein Liebhaber ihr solch intensive Höhepunkte verschafft. War es das, was Erica so faszinierte?
Mit Schwung landete eine flache Hand auf ihrem Hinterteil und sie zuckte heftig zusammen. Der Klatscher war nicht fest, aber das Brennen der Wunden durchzog ihren Körper. Marie keuchte und Paul sah sie überrascht an.
„Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist. Tut mir leid, aber du hast auf meine Frage nicht reagiert.“
Wie so oft in den vergangenen drei Tagen war ihre Aufmerksamkeit woanders statt bei der Arbeit.
„Entschuldige, was hast du gefragt?“
„Alles in Ordnung mit dir? Du bist irgendwie weit weg und langsam fange ich an, mir Sorgen zu machen, Herzchen.“
Paul betrachtete sie mit sorgenvollem Gesicht und ihr Lächeln schien ihm nicht das Signal zu geben, dass alles bestens sei. Er blieb skeptisch.
„Es ist wirklich alles okay, ich … bin nur ein wenig zerstreut, das ist alles.“
„Steckt vielleicht der freche kleine Engel dahinter?“
„Jamie?“
Paul zeigte in den hinteren Teil des Ladenlokals. Schön wie eine Skulptur, lächelnd mit zuckersüßem Ausdruck im Gesicht, wartete er auf sie. Marie seufzte leise, senkte ihren Kopf, schloss für einen Moment die Augen. Sie ertrug diesen arroganten Charmebolzen heute nicht.
„Kannst du nicht ausnahmsweise …“
Manchmal entschied Maries Spiel von selbst, zu wem sie eklig wurde und sie spürte beim Anblick dieses Engelsgesichts, wie die verdorbene Frucht in ihr aufkeimte. Sie traute sich nicht über den Weg, ob es ihr gelang, die Professionalität heute zu wahren und setzte einen bettelnden Blick auf. Aber Paul schüttelte den Kopf.
„Du weißt, von mir möchte er nicht bedient werden. Er
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