Zähmung der Wildkatze
kommt nur aus einem Grund her … und du solltest endlich mit ihm ausgehen.“
Langsam näherte sie sich Jamie, der gerade eine Auswahl an italienischen Schuhen ins Auge gefasst hatte.
„Baby, du wirkst heute so kalt und abweisend. Das gefällt mir ganz und gar nicht.“
Marie zog die Kreditkarte durch das Gerät und reichte sie ihm zurück, ohne seinen eindringlichen Blick zu erwidern.
„Geh mit mir aus, du brauchst Zerstreuung und Entspannung. Heute findet eine Party statt, die ein Freund von mir gibt.“
„Jamie, ich bin viel zu alt für Sie. Sie sollten sich lieber mit Mädchen in Ihrem Alter treffen.“
Selbst Paul, der etwas abseits mit einem weiteren Kunden stand, drehte seinen Kopf und hob seine perfekt geschwungenen Augenbrauen. Nie zuvor hatte Marie diesem jungen Mann es so ins Gesicht gesagt. Während andere in seinem Alter diese Abfuhr als endgültig betrachten würden, lächelte Jamie süffisant, beugte sich über den Glastresen und sah ihr in die Augen.
„Junge Hühner kann ich jeden Tag vernaschen, Süße. Dazu braucht esnur den roten Porsche vor der Tür und ein gewinnendes Lächeln. So sehr ich einem Burger nicht abgeneigt bin, hab ich doch zurzeit eher Appetit auf ein Dreisternemenü. Wenn du verstehst, was ich meine.“
Er leckte sich provokant über die Lippen und zwinkerte ihr zu. Marie hielt die Luft an und hoffte, wenn sie ihm keine Antwort gab, würde er schneller das Weite suchen.
„Du bist wirklich zum Anbeißen, Süße, und ich weiß, dass du mich willst.“
Seine Augen sagten ihr eindeutig, dass er sie alle haben konnte. Jede, die er ins Auge fasste, landete früher oder später mit ihm in der Kiste. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und Marie klammerte sich an den letzten Strang ihrer Selbstbeherrschung.
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte er eine Karte auf das Glas vor sich und verließ mit einem teuren neuen Paar Lederschuhe die Boutique. Die Karte war eine Einladung, wann die Party stattfand und unter welchem Motto, denn es handelte sich um eine Kostümparty der frivolen Art. Bitch & Pimp! Darunter stand in geschwungener Handschrift seine Handynummer. Paul warf einen neugierigen Blick über Maries Schulter und las die Karte mit.
„Roar, heiß und scharf. Das solltest du dir wirklich nicht entgehen lassen. Unbekannte Gewässer sind oft tief und schmutzig.“
Weil der Kunde noch immer im Laden stand, flüsterte er und klang noch verruchter als gewollt. Marie lachte leise auf. Die Karte landete im Müll, denn sie würde ihn weder anrufen noch auf diese Party gehen.
Die restliche Öffnungszeit über zog Paul sie damit auf, in der Hoffnung, sie doch noch dazu zu bewegen, der Einladung zu folgen. Er tat es auf humorvolle Weise, dass sie ihm kaum böse sein konnte. Dennoch war sie froh, den Laden endlich hinter sich abschließen zu können und in Vorfreude auf ein duftendes Schaumbad fuhr sie nach Hause. Der Anrufbeantworter zeigte keine Nachrichten und in der Post lagen nur Rechnungen. Als sie in das dampfende Nass glitt, den zarten Rosenduft inhalierte und die Augen schloss, dachte sie an nichts und spürte bald ihre schmerzenden Füße nicht mehr. Als das Telefon klingelte, klang es so laut, dass sie sich erschreckt aufsetzte, als sei sie plötzlich aus dem Tiefschlaf erwacht. Mit nassen Händen suchte sie am Wannenrand nach dem kabellosen Ding und fluchte, hangelte sich empor, um das Waschbecken zu erreichen, auf dem der Hörer lag.
„Hallo?“
„Wow, hab ich dich geweckt, du klingst ziemlich zerknautscht?“
Marie lachte, als sie die Stimme ihrer Freundin erkannte.
„Nein, ich hab nur entspannt.“
„Ah, gutes Mädchen. Hör mal, am Wochenende ist eine Party und ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust hast?“
„Was für eine Party?“
Innerlich ahnte Marie, dass es sich um die gleiche Veranstaltung handeln könnte, zu der Jamie sie eingeladen hatte. Erica bestätigte den Verdacht und erzählte von dem frechen Motto. Aber eine Einladung der besten Freundin klang wesentlich entspannender als ein Date mit dem unwiderstehlichen, supertollen, charmanten Jamie Manson. Marie lachte.
„Warum überrascht mich das jetzt nicht, dass ihr beide dazu eingeladen wurdet.“
„Kommst du nun mit?“
Marie sagte natürlich zu. Nach dem Zähneputzen krabbelte sie müde auf ihr breites Bett, griff wie automatisch nach dem Hemd, das dort lag, und schnupperte daran. Der süße brennende Schmerz der Wunden ließ allmählich nach und in ihr wuchs der Wunsch, Stuart
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