Zähmung der Wildkatze
wiederzusehen. Sein Name leuchtete auf dem Display ihres Handys, dann drückte sie auf Anwahl. Das Hochgefühl der vergangenen Session im Kopf, wartete sie lächelnd ins Kissen gekuschelt darauf, dass er den Anruf entgegennahm.
„Ja?“
Es kam ihr unendlich lang vor, dass sie zum letzten Mal seine Stimme hörte und seufzend spürte sie dem seichten Pochen ihres Geschlechtes nach.
„Ich bin’s.“
„Und was willst du?“
Sex? Eine Wiederholung? In deinen Armen liegen? Deinen Körper spüren? Spielen?
„Ich … ich würde dich gern wiedersehen. Wann hast du Zeit?“
„Gar nicht!“
Mit dieser Antwort beendete Stuart die Unterhaltung und Marie lauschte dem nervenzermürbenden Tuten in der Leitung wie unter Schock. Ihre Haut im Nacken prickelte, eine Gänsehaut stichelte über ihren Körper und es fühlte sich wie eine kalte Dusche nach einem heißen Sommertag an. Minuten später erst bemerkte sie, dass ihr Mund offen stand und die Gedanken rasten so flüchtig durch ihren Kopf, dass ihr schwindlig wurde.
„Oh, mein Gott, das hat er nicht wirklich getan, oder?“
Um sich zu vergewissern, hielt sie das Handy erneut an ihr Ohr und hörte nur die Stille. Sie packte das Hemd, zerknüllte es und warf es aus ihrem Bett.
„Verdammter Mistkerl!“
Fluchend rammte sie ihre Faust in das Kopfkissen.
„Na warte … das zahl ich dir heim.“
Stuart legte sein Mobiltelefon an seine Lippen und lächelte gedankenverloren. Die feine Narbe auf seiner linken Wange kräuselte sich.
„Du befindest dich bereits auf dem Weg in Teufels Küche, mein Freund.“ Simon DiLucca schmunzelte zu seinem Freund hinüber und nippte an seinem Whiskey.
Stuart klärte seine Stimme, steckte das Handy in die Tasche und prostete ihm zu. „Es ist nur ein neues Spiel.“
Simon kannte ihn gut genug, wusste, dass sein Freund überzeugter Single war und das auch entsprechend genoss. Es gab die eine oder andere Spielbeziehung, die rein auf der Basis BDSM stattfand und niemals weiter in sein Privatleben reichte. Stuart trennte die beiden Welten völlig voneinander und das bisher mit akribischer Genauigkeit. Dennoch, der Blick und das Lächeln wirkten diesmal anders. Nur ein neues Spiel? Simon erwiderte den Trinkspruch und leerte sein Glas. „Kenn ich sie?“
Stuart schwieg, aber Simon sah ihm an, dass er versucht war, um den heißen Brei zu reden.
„Okay, ich kenne sie also.“
Stuart schwieg weiterhin eisern.
„ Also muss es jemand sein, der …“
„Warum interessierst du dich plötzlich so intensiv für meine SM-Bekanntschaften? Hab ich irgendetwas verpasst?“
„Dann verrate mir, warum du so ein großes Geheimnis daraus machst? Ich kenne alle deine Gespielinnen. Sie allerdings muss schon etwas Besonderes an sich haben, wenn sie dich so in ihren Bann zieht.“
Stuart seufzte und strich sich mit der Hand durch das schwarze Haar. Simon kannte ihn gut, manchmal viel zu gut für seinen Geschmack. „Hast du dir etwa schon wieder eine Prominente angelacht? Was ist sie? Schauspielerin, Autorin …“
„Nichts von all dem.“
„Okay, okay. Ich könnte deine Geheimniskrämerei nachvollziehen, wenn sie in der Öffentlichkeit steht, aber wenn dem nicht so ist, versteh ich nicht, warum du mir nichts über sie erzählst. Also, Bruder? Wer ist die Kleine, die sich in das Herz eines so gestandenen Masters graben und dir mit einem Anruf ein solches Lächeln entlocken kann?“
Stuart wusste, Simon würde niemals locker lassen. Er sah ihm fest in die Augen.
„Ein Wort zu deiner Frau und du liegst bei meiner nächsten Streckbank Probe.“
Simon brach in schallendes Gelächter aus, aber überrascht wirkte er nicht. Er atmete hörbar aus, schickte für einen Moment seinen Blick gen Decke. „Du spielst mit Marie? Diesem kleinen kratzbürstigen Aufstandszwerg?Für die das Kürzel BDSM schon Perversion bedeutet? Dio mio, das kann nicht dein Ernst sein.“
„Sie ist eine kleine Kampfkatze.“
„Stuart, dir ist klar, dass diese Frau Haare auf den Zähnen hat? Sie ist die beste Freundin meiner Frau und ich mag sie, aber ich hätte nie geglaubt, dass sie in dein Beuteschema fällt. Ist sie Masochistin und/oder quälst du dich gerade selber?“
Stuart zuckte mit den Schultern und schwieg.
„Seit der Nummer auf unserer Hochzeit?“ Simon erntete ein Kopfschütteln, das aussagte, dass er ihm darauf keine Antwort geben würde. Er hob sein Glas und prostete Stuart zu. „Ich muss mich wohl korrigieren. Sie passt wie die Faust aufs Auge. Stur,
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