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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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im Schwertkampf. Das ist nicht die Frage. Aber wenn ich mich auf eine Sache spezialisieren würde, könnte ich darin wirklich gut werden. Vielleicht sollte ich Zeit mit dir und den Engeln verbringen? Um mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen?«
    »Nein. Die Lektionen, die du lernen musst, findest du hier, unter deinesgleichen.«
    »Meinesgleichen? Soweit ich weiß, bin ich die Einzige meiner Art. Es sei denn, du hättest mir die Existenz einer zweiten Dreifältigen Seele verschwiegen?«
    Er beantwortete ihre sarkastische Bemerkung mit einem tadelnden Blick. »Du bist noch immer ein Mensch, Emily.«
    »Gerade noch so.«
    »Die mittlere Ebene bietet dir doch schon eine Perspektive, die weder Unser Herr noch Satan haben. Du siehst Dinge, die wir nicht sehen. Nutze das zu deinem Vorteil.«
    »Ich sehe sie eigentlich nicht. Ich höre sie.«
    Er hob die Augenbrauen. »Sie alle?«
    »Die Kreaturen aus der Zwischenwelt. Das hast du doch gemeint, als du eben sagtest, ich könnte Dinge sehen, die ihr nicht seht, oder? Weil die Barrieren, die Gott zwischen den Ebenen errichtet hat, mich nicht aufhalten?«
    »Nicht ganz«, gab er zurück. »Ich meinte nur, dass du auf alle drei Ebenen sehen kannst. Was hörst du denn aus der Zwischenwelt?«
    »In letzter Zeit? Schreie und Jammern und Stöhnen. Als würde jemand gefoltert. Es ist ganz schön schwer, dabei zu schlafen. Zum Glück passiert es nicht jede Nacht.«
    »Kannst du einzelne Wörter verstehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ein Geräusch wiederholt sich sehr oft:
sa-sell.
Oder so ähnlich.«
    Uriels Gesicht wurde ausdruckslos. »Asasel?«
    »Ja«, antwortete Emily zögernd. »Ich schätze, es könnte Asasel sein. Warum? Hat das etwas zu bedeuten?«
    Er nickte. »Asasel war der Anführer der Beobachter, einer Gruppe gefallener Engel, denen man üblicherweise einen durch und durch verderblichen Einfluss auf die Menschheit zuschreibt.«
    »Er war?«
    »Er ist in der Großen Flut untergegangen.«
    »Oh!« Emily hatte dem Wehklagen nicht so genau zugehört. Vielmehr hatte sie alles Mögliche unternommen, um es nicht hören zu müssen, und sich sogar das Kissen über die Ohren gezogen. »Vielleicht habe ich die Geräusche nicht richtig gedeutet.«
    »Vielleicht.« Uriel fuhr sich erneut durch die Locken. »Oder vielleicht waren die Berichte über Asasels Untergang falsch. Vielleicht hat er in einer niederen Form überlebt.«
    »Das wäre schlecht, oder?«
    Er nickte. »Er war einst der mächtigste aller gefallenen Engel. Sein Einfluss übertraf den Luzifers. Selbst als niederes Wesen wäre er ein furchtbarer Gegner.«
    »Was sollte er mit den Kreaturen der Zwischenwelt anstellen?«
    Uriel schnitt eine Grimasse. »Ich habe keine Ahnung. Ich möchte, dass du dir diese Geräusche noch einmal anhörst, Emily. Versuche herauszufinden, ob sie tatsächlich Asasel rufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er überlebt hat, ist gering in Anbetracht der Tatsache, dass wir so lange Zeit nichts von ihm gehört haben, aber es empfiehlt sich immer, auf der Hut zu sein.«
    »Und wenn ich zu dem Schluss komme, dass sie ihn meinen?«
    »Dann ruf mich unverzüglich.«
    »Und dann was?«
    Er runzelte die Stirn. »Nichts. Ruf mich einfach. Michael und ich werden uns darum kümmern.«
    Typisch. Unsterbliche Teenager, die auf Anhaltspunkte für die nahende Apokalypse stießen, sollten diese melden und dann gleich wieder aufhören, daran zu denken. Aber sie hatte schon gesagt, was zu sagen war, und offen gestanden wurde das Kämpfen langsam langweilig. Außerdem sollte sie sich besser um ihre Prüfungen kümmern.
    »Alles klar.«
     
    Kiyoko erhob sich von ihrem Futon, gerade als der Morgen zu dämmern begann.
    Es schien wenig Sinn zu haben, im Bett zu bleiben, da ihr der Schlaf doch versagt blieb. Wenn sie schon Murdochs Gesicht sah, sobald sie die Augen schloss, konnte sie auch ebenso gut zum Trainingsgelände hinuntergehen und ihn sich leibhaftig anschauen. Als sie ihren schwarzen Gürtel um ihren weißen
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band, ließ ein Klopfen die Papiertür erzittern.
    »Ja?«
    Die Tür zum Hauptwohnbereich glitt auf, und eine kniende Umiko wurde sichtbar. »Das Frühstück ist fertig, Ashida-san.«
    »Ist Yamashita-san bereits aufgestanden?«
    Umiko nickte kurz. »Wie immer.« Sie erhob sich und ging davon.
    Kiyoko band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, rollte die Tatamimatte ordentlich zusammen und gesellte sich schließlich in dem von kleinen Laternen erleuchteten Teeraum zu Sora. Auf

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