Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
würden wir gern Ihre ungewöhnliche Verbindung zu Kiyoko-san untersuchen«, erwiderte Sora. »Mit Ihrer Unterstützung natürlich. Um zu sehen, ob sich das wiederholen lässt.«
Murdoch blickte auf Kiyokos Hände und dann wieder in ihr Gesicht. Es brannte heiß in seinen Augen, und Kiyoko zweifelte nun nicht mehr daran, dass er auf ihrer beider Berührung genau wie sie reagiert hatte. Und dass er sich in allen lebhaften Einzelheiten an seine Empfindungen erinnern konnte. An jede einzelne.
Murdoch wandte den Blick freundlicherweise von ihr ab und heftete ihn wieder auf Sora. »Bekomme ich meine fünf Minuten allein mit Miss Ashida, wenn ich einverstanden bin?«
Verärgert darüber, dass er seine Frage an Sora gerichtet hatte, antwortete Kiyoko scharf: »Ja.«
Er lächelte flüchtig. »Gut. Ich spiele das Versuchskaninchen. Gehen wir nach draußen?«
»Wir gehen hinüber in den Dōjō«, schlug Sora vor. »Dort ist genug Platz.« Er sah über die Schulter. Die neun jungen Krieger saßen an einem Tisch in der Nähe, frühstückten und beobachteten die Unterredung mit Argusaugen. Auf Soras Nicken hin standen sie auf und verließen das Gebäude.
Sora, Kiyoko und Murdoch folgten.
Der Dōjō lag gegenüber der großen Halle auf der anderen Seite des Hofes. Es war eine offene Konstruktion mit hölzernem Boden, der von Tausenden nackten Füßen geglättet worden war. Die
senshi,
die nun ihre traditionelle Rüstung trugen, verbeugten sich wie ein Mann, als sie eintraten.
Murdoch runzelte die Stirn über ihre Anwesenheit.
»Bitte vergeben Sie uns unsere Vorsichtsmaßnahmen«, sagte Sora zu ihm. »Dies ist ein gefährliches Experiment, und ich kann nicht zulassen, dass Kiyoko-san dabei etwas zustößt.«
Murdochs Gesicht hellte sich sofort auf. »Aye.«
»Gut. Können wir anfangen? Ziehen Sie bitte Ihre Jacke aus.«
Murdoch antwortete nicht.
Sora lächelte. »Nur, damit Sie das wenige, das Ihnen gehört, auch behalten, Mr Murdoch.«
Der Seelenwächter öffnete den Reißverschluss seiner Jacke, zog sie aus und warf sie auf den Boden.
»Auch Ihre Waffe, bitte«, verlangte der Sensei. »Wir können keine unnötigen Verletzungen riskieren.«
Nun war es an Kiyoko, die Stirn zu runzeln. Welche Waffe? Sie hatte keine bemerkt, und selbst, als sie nochmals genau hinsah, konnte sie keine entdecken.
Murdochs Hand fuhr an seine Seite und zog mit dem leisen Zischen von fein geschliffenem Stahl ein Schwert aus einer Scheide. Er händigte die Waffe einem der
senshi
aus, dann drehte er sich zu Kiyoko um. »Wenn Sie sehen, dass mein Gesicht rot wird, ist mein Berserker kurz davor durchzudrehen. Reden Sie nicht lange, zögern Sie nicht. Gehen Sie mir einfach aus dem Weg, so schnell Sie können.«
Sora lächelte wieder. »Wenn Ihnen Kiyoko-san einen Treffer gestatten sollte, würde mich das sehr wundern, Mr Murdoch. Sie trainiert seit Jahren mit mir.«
Murdoch lächelte nicht zurück. Wenn sich sein Gesichtsausdruck überhaupt veränderte, dann wurde er noch angespannter. Er tippte sich mit dem Finger auf die breite Brust: »Unsterbliche Reflexe plus die Kraft eines Berserkers. Vertrauen Sie mir. Sie können der schnellste Mensch auf dem Planeten sein, und Sie werden es schwer haben, mir zu entkommen. Bringen Sie beim ersten Anzeichen diese neun Burschen zwischen Sie und mich. Verstanden?«
Kiyoko nickte. Einen magischen Schild aufzurufen mochte ebenfalls klug sein.
»O Gott, das habe ich kommen sehen«, murmelte Murdoch, während er in die Mitte des Raums ging.
Kiyoko folgte ihm.
Erst als nur noch sie beide mitten im Dōjō standen, sah er sie an. Leise, kaum hörbar sagte er: »Hören Sie mir zu, Mädchen. Mein Berserker ist ein bisschen altmodisch, und er hat so eine verrückte Ahnung, dass Sie ihm gehören. Ich weiß wirklich nicht, was passieren wird, wenn ich Sie wieder anfasse. Moderne Frauen geben sich gern taff. Ich verstehe das, ich bewundere es sogar. Aber tun Sie mir einen großen Gefallen und lassen Sie Ihren verdammten Stolz fahren. Nur heute. Sobald Sie das Gefühl haben, dass ich zum Berserker werde, laufen Sie.«
Es war eine überzeugende Rede, der eine Mischung aus schroffer Ehrlichkeit und tief verwurzeltem Ehrgefühl zugrunde lag. Sie ließ Kiyokos Herz hüpfen. Besonders die Worte »dass Sie ihm gehören«.
Murdoch starrte sie noch einmal mit durchdringendem Blick an. Er war dunkel vor Sorge. Dann streckte er seine große Hand vor, stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Verflucht! Packen
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