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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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verfolgt?«
    Sie machte eine Handbewegung zu den lose verstreuten Gruppen von Kriegern, die an den Tischen hinter ihnen ihr Frühstück einnahmen. »Das ist unsere Aufgabe. Wir sind Schüler des großen Onmyōji-Zauberers Abe no Seimei. Seit den letzten Tagen der Heian-Zeit haben wir die Weissagung und die Kalenderdeutung mit dem Weg des Kriegers verknüpft, um die Dämonen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Unsere Absicht ist es, das Gleichgewicht in der Welt wiederherzustellen.«
    Murdoch verschränkte die Arme über seiner gewaltigen Brust.
    Sora fügte hinzu: »In ganz Asien versprengt finden sich kleine Zellen von Onmyōji-Kriegern, und einzelne Gefolgsleute gibt es auf der ganzen Welt. Wenn sich die Dämonen zeigen, tun wir das auch. Sicher verstehen Sie, dass Gruppen wie die unsere dringend gebraucht werden, Mr Murdoch. Dies sind schwierige und stürmische Zeiten, und der Teufel muss auf allen Ebenen bekämpft werden.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Buddhisten an den Teufel glaubt.«
    »Die Philosophie des
onmyōjō
ist älter als die Lehren des Buddha«, erwiderte Sora lächelnd. »Obwohl beide Philosophien einander über die Jahrhunderte viel abgewinnen konnten, weicht
onmyōjō
von der Praxis des traditionellen Buddhismus ab. Er ist mystischer geprägt. Weniger formell. Glaube ich, dass Dunkelheit, von äußeren Kräften beeinflusst, die Menschen befallen kann? Ja, das glaube ich. Genauso wie ich glaube, dass es ein ständiger Kampf ist und auch bleiben muss, Dunkelheit und Licht im Gleichgewicht zu halten.«
    »Unser Glaube«, ergänzte Kiyoko, »ermuntert uns, unsere Erlösung in uns selbst zu suchen, nicht außerhalb von uns. Letzten Endes ist es der sterbliche Mensch, der sich dem Bösen in den Weg stellen muss, und nicht der unsterbliche Mensch.« Sie suchte erneut Murdochs Blick. »Sind Sie ein Seelenwächter wie Lena-san?«
    Er erwiderte ihren Blick einen Moment lang. »Aye.«
    »Aber sie kämpft nicht wie Sie, nicht wie ein Taifun aus Gewalt und Zorn. Sie sind anders.«
    »Ich bin das, was man im Altnordischen einen Berserker nannte. Manchmal befällt mich eine kriegerische Raserei, die nur noch den Kampf kennt.« Er zögerte. »Meistens habe ich den Zorn im Griff, aber wenn mein innerer Berserker von der Leine gelassen wird, habe nicht mehr ich die Kontrolle. Sondern er.«
    Sora nickte.
»Onimusha.«
    »Wie bitte? Mein Japanisch ist eher beschränkt.«
    Kiyoko lächelte. »Ein
onimusha
ist ein wütender Krieger, in dem ein Dämon haust.«
    Murdoch zuckte die Achseln. »Diese Beschreibung trifft es so gut wie jede andere. Haben Sie mich deshalb herbringen lassen? Um über den Berserker in mir zu sprechen?«
    »Nicht ganz.« Sora neigte den Kopf Kiyoko zu. »Wir interessieren uns für den Grund, aus dem Sie im Restaurant die Kontrolle über Ihren Berserker verloren haben.«
    Ein klägliches Lächeln umspielte die Lippen des großen Kämpfers. »Dann sind wir schon zu dritt.«
    »Und wir wüssten gern, ob das ein einmaliger Vorfall war.«
    Murdochs Blick kehrte zu Kiyoko zurück. Neugier und ein Hauch Belustigung lagen in den Tiefen seiner Augen. »Was haben Sie ihm erzählt?«
    In dem Bemühen, nicht zu erröten, erwiderte Kiyoko: »Die Wahrheit. Dass ich durch eine einzige, kurze Berührung in die Lage versetzt wurde, die wütende Kraft zu spüren, die in Ihrem Körper schläft, und dass dann eine Welle dieser Kraft auch mich erfasste.«
    Er verzog den Mund. »Verstehe.«
    Kiyokos senkte den Blick zu Boden. Du liebe Güte! Hatte er etwa dieselbe Erregung gespürt wie sie? Dasselbe brennende Verlangen, heiße, feuchte Haut an heißer, feuchter Haut zu reiben? Das war alles andere als angenehm.
    Soras Augen verengten sich. »Haben Sie etwas anderes erlebt als Kiyoko-san, Mr Murdoch?«
    »Aye.«
    Kiyoko schloss die Augen. Wenn er gestand, Ähnliches wie sie gespürt zu haben, wenn er irgendeine Einzelheit darüber preisgab, würde sie nie wieder imstande sein, Sora ins Gesicht zu schauen.
    »Es war ganz anders«, fuhr Murdoch ruhig fort. »Ich habe keinen Energiezuwachs gespürt. Ich bin einfach unmittelbar in den Berserkermodus gefallen. Es hat mich innerhalb eines Wimpernschlags gepackt.«
    Kiyoko stieß den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatte. Als sie den Blick hob, begegnete sie wieder dem von Murdoch.
    Seine Miene war undurchdringlich.
    »Haben Sie schon einmal etwas Ähnliches erlebt?«, fragte Sora.
    »Nein. Das war das erste Mal.«
    »Dann

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