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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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gehen kann? Würdest du es vorziehen, mich hier sterben zu sehen, weit weg von zu Hause, weit weg von allem, was ich kenne und liebe, als mich selbst über mein Schicksal bestimmen zu lassen?«
    Ein Aufruhr von Gefühlen tobte über sein Gesicht, aber ausnahmsweise einmal ließ sich der Berserker nicht blicken. Es war allein Murdoch, der darauf antwortete, und seine Aura schimmerte dabei lavendelblau.
    »Ich werde dich
nicht
sterben lassen.«
     
    Asasel breitete seinen linken Flügel aus, bis er an die Mauer seines Burgzimmers stieß, und bewegte ihn leicht, um das Kerzenlicht zu löschen. Er lächelte. Von den Schulterfedern bis zu den Spitzen seiner langen Handschwingen war alles ein Meer aus glänzendem Schwarz. Die einzigen verbleibenden grauen Federn waren einige Schulterfedern auf der linken Schwinge.
    Er starrte in das angelaufene Spiegelglas.
    Kaum zu sehen.
    Natürlich gäbe er ein noch schöneres Bild ab, wenn er den Schleier an sich gebracht hätte. Ärgerlicherweise hatte Murdochs verfrühte Heimreise seine Hoffnungen zunichte gemacht. Aber es würde andere Gelegenheiten geben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Kiyoko verraten würde, wo sich der Schleier befand, und während er darauf wartete, erstarkte seine Armee. Am Schluss würde der schottische Seelenwächter kein Problem mehr darstellen. Nicht für eine Legion Knochensauger.
    Seine wirkliche Sorge galt dem Mädchen.
    Der Dreifältigen Seele.
    Ihre Fähigkeiten waren unglaublich. Sobald der Wagen auf das Anwesen gefahren war, hatte er gespürt, wie sie ihre Fühler nach ihm ausgestreckt hatte. Nur indem er seine ganze, in jahrhundertelanger Verführungspraxis an Menschenfrauen erworbene Kunst aufgeboten hatte, war es ihm gelungen, seine Identität zu verschleiern. Aber das würde ihm nicht auf Dauer gelingen. Ein winziger Ausrutscher, eine kleine Unaufmerksamkeit, und sie würde ihn durchschauen.
    In einer perfekten Welt würde er sie einfach umbringen. Aber die Herrin des Todes und Gott hatten sie mit zwei Urzaubern belegt, die die junge Frau unsterblich hatten werden lassen. Und wenn er sie entführte oder ihr auch nur ein Haar krümmte, würde das den Zorn der Erzengel auf sein Haupt herabbeschwören. Sie wirksam auszuschalten war eine knifflige Aufgabe, die einiger Grübelei bedurfte.
    In der Zwischenzeit war jede neue schwarze Feder ein Grund zum Feiern.
    »Ich brauche etwas zu essen«, heulte er.
    Die schwere Holztür seines Gemachs schwang auf, und ein kräftiger Mann mit dunklen Locken wurde hereingestoßen. Noch ungebrochen, stand er rasch mit erhobenem Kinn und gestrafften Schultern von dem kalten Steinboden auf. Aber als sein Blick auf Asasels gewundene Bockshörner fiel, auf die Vielzahl glühender Runen, die er sich selbst mit den Fingernägeln in die Haut geritzt hatte, und auf die mächtigen schwarzen Schwingen, geriet der Widerstand des Narren ins Wanken.
    Der gefallene Engel lächelte. »Wie heißt du?«
    »Carl Roche.«
    Asasel durchquerte den Raum und begann, seine Beute zu umkreisen. Dabei ließ er seine Federn über Arme und Beine des Mannes streichen. Das beschleunigte Zirkulieren von dessen Blut teilte sich ihm mit, und er beugte sich ganz nahe zu ihm, damit die Wellen der Wärme sich über ihm brechen konnten.
    »Hast du keine Angst, Carl?«
    »Du und deine gruseligen Kumpels können mir nichts anhaben, Mann.«
    Asasel lachte. »Du bist ein ganz schön harter Brocken, oder?«
    »Ich habe siebenundzwanzig Menschen umgebracht«, versicherte Carl.
    »Dreckskerle? Huren?«, riet Asasel mit leisem Hohn. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, fuhr er mit dem Finger über das stoppelige Kinn des Mannes und hinunter zu seinem dicken Hals.
    »Auch Normalos. Sogar Kinder, wenn man die mitzählt, denen ich eine Überdosis Drogen verkauft habe. Dann sind wir schon fast bei hundert.«
    »Aha?« Asasel hob den Blick von der pochenden Halsschlagader, die seinen Namen flüsterte. »Sag’s mir, Carl. Was ist das Schlimmste, das du jemals getan hast?«
    »Ich hab meine dreizehnjährige Tochter erwürgt. Das Miststück hatte meine Zigaretten geklaut.«
    Asasel hob die Augenbrauen. »Meine Güte, das ist tatsächlich böse.«
    Carl nickte erfreut.
    »Aber nicht so böse, dass du es wagen solltest, dich mit mir zu vergleichen«, fuhr Asasel fort. »Für weniger als fünfhundert Morde oder monströse Untaten wie das Abschlachten Unschuldiger zum Spaß erreicht man nicht mal die niedrigste Dämonenstufe. Und wenn du ans obere Ende der Leiter

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