Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
lächelte. »Auch wenn ich immer Widerworte gebe?«
Lachlan brachte den Wagen vor dem Haus zum Stehen, dann schaute er sie an. »Den Part finde ich nicht ganz so prickelnd, um ehrlich zu sein. Aber zurzeit ist das ja nicht so ein Thema.«
»Ja, ich werde älter. Nächste Woche habe ich Geburtstag.«
»Süße sechzehn.« Wieder ein Lächeln, diesmal listiger. »Ich weiß.«
»Hast du schon etwas für mich?«
»Würde ich es dir etwa sagen, wenn es so wäre?« Er öffnete den Wagenschlag und stieg aus. »Und damit die Überraschung verderben?«
»Du bist gemein!«
Er grinste. »Aye. Das ist das Beste: der böse Stiefvater zu sein.«
Von dem aufsteigenden Glücksgefühl in ihrer Brust überwältigt, umarmte Emily Lachlan. »Ich gehe in die Arena, um mir das Training anzuschauen. Kommst du mit?«
»Gib mir zwanzig Minuten. Ich muss duschen und nachsehen, ob das Zimmer für Katie fertig ist, wenn sie heute Abend kommt. Dann bin ich da.«
»Quatsch!« Emily verdrehte die Augen. »Mich beschwindelst du nicht. Ich weiß, dass du beim Blumenhändler anrufst. Wie viele Dutzend Rosen willst du Mom denn schicken?«
Er lächelte auf sie herab. »Alle, die sie haben.«
»Du bist so ein Trottel.«
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und schob sie sanft von sich. »Geh schon.«
Gehorsam wandte sie sich ab. »Ich werde noch ganz sentimental, weißt du.«
»Aye. Jetzt geh endlich!«
Emily ging lächelnd über den Rasen zur Arena. Lachlan war in Ordnung. Schwer in Ordnung. Beschwingt zog sie die Tür zur Arena auf.
Sie war so groß wie ein Hockeyfeld, mit Sand ausgestreut und hatte auf jeder Längsseite eine Zuschauertribüne. In der Feldmitte waren einige Übungskämpfe im Gange, aber der, der sofort ihre Aufmerksamkeit erregte, war der zwischen den beiden Japanern.
Der Mann und die Frau trugen beide eine weite schwarze Hose und ellbogenlangen Hemden. Darüber hatten sie eine Art Rüstung angelegt. Sie kämpften mit jeweils zwei Schwertern – einem kurzen und einem langen – und führten die Hiebe schnell wie Klapperschlangen. Beide bewegten sich mit großer Anmut und solch fließender Leichtigkeit, dass sie eher wie ein Liebespaar wirkten denn wie Gegner im Kampf.
Total abgefahren.
Brian sprach gerade mit einem der Schüler. Emily stieg deshalb auf die Tribüne zur Rechten und setzte sich neben den älteren Japaner, von dem sie die seltsamen Schwingungen empfangen hatte. Sora Sowieso.
»Das ist wirklich cool«, sagte sie. »Mit zwei Schwertern zu kämpfen.«
»Nit
o
ˉjutsu.«
Emily verzog das Gesicht. »Entschuldigung, aber ich spreche kein Japanisch.«
Der Alte lächelte freundlich. »Der Zwei-Schwerter-Kampf heißt
nit
o
ˉjutsu.
Er stammt aus der Zeit der großen Samurai.«
»Oh.« Sie betrachtete den Mann genauer. Sein schmales Gesicht war faltig und sein langes Haar weiß, aber seine Augen wirkten klar und hell. »Sind Sie ihr Lehrer?«
»Ja.«
Sie stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich nach vorn. Der Schwertkampf fesselte erneut ihre Aufmerksamkeit. »Ich wette, es dauert lange, solche Bewegungen zu lernen.«
»Das hängt davon ab, wie gelehrig der Schüler ist.«
»Ich bin keine sehr gute Schülerin. Zurzeit fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren.« Emily seufzte. »Wem will ich etwas vormachen? Nicht nur zurzeit. Schon seit ein paar Jahren.«
»Seitdem du dich für Jungs interessierst?«
Sie wurde rot. »Kann schon sein.«
»Das ist ganz normal«, nickte Sora. »Kiyoko-san und Yoshio-san hatten beide dasselbe Problem.«
»Die zwei da?«, fragte sie und deutete auf die Kämpfer.
»Ja.«
»Das sieht man aber nicht.« Die beiden waren barfuß, glitten geschmeidig über den Sand und griffen mit absoluter Präzision an. Mühelos wehrten sie die Hiebe des anderen ab und nahmen mit beneidenswerter Schnelligkeit ihre Kampfpositionen wieder ein.
»Weil sie die Kunst erlernt haben, den Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Du könntest das auch lernen. Es ist nicht schwer.«
»Hmm.« Es war verlockend, ihn zu bitten, sie darin zu unterweisen, aber es erschien ihr recht unhöflich in Anbetracht der Tatsache, dass sie ihn kaum kannte. »Ich übe normalerweise mit Brian, Murdoch oder mit meinem Stiefvater. Ich habe die Techniken der alten europäischen Meister gelernt.«
»Eine hervorragende Basis.« Sein Blick fiel auf die dunkelrote Strähne in ihrem Haar – im grellen Licht der Arena war es unmöglich, sie zu übersehen –, und seine Miene wurde nachdenklich. »Wenn du den
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