Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
Vom Netzwerk:
ein Mann auszusehen das Recht hatte.
    »Ich werde in den Unterkünften der Schüler schlafen, solange du hier bist. Deshalb wollte ich ein paar Dinge holen«, sagte er und wies auf die Schranktür. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, dann betrachtete er das Kissen in ihren Armen. »Geht’s dir gut?«
    Das war also sein Zimmer. »Nein.«
    Er legte die Stirn in Falten. »Sind es die gebrochenen Rippen?«
    »Nein, aber mein Gewissen schmerzt.«
    »Du konntest nicht wissen, was geschehen würde.«
    Sie schnitt eine Grimasse. Wenn sie das Orakel bemüht hätte, hätte sie es wissen können. Aber diese Gelegenheit hatte sie verstreichen lassen. »Hast du schon etwas aus dem Krankenhaus gehört?«
    »Dem Jungen geht es gut. Rachel ist in diesem Augenblick dabei, ihn auf die Welt zu bringen.«
    »Ist es denn ein Junge?«
    Murdoch runzelte die Stirn. »Natürlich. Warum sollte es kein Junge sein?«
    Sie schnaubte. Der Aura des Babys nach zu urteilen, war es ein Mädchen. »Du hast in siebenhundert Jahren nicht so viel gelernt, wie du gern glauben möchtest, Murdoch. Du hast noch immer mittelalterliche Vorstellungen: Jungen sind mehr wert als Mädchen, oder?«
    Er erstarrte. »Ich …«
    »Mach dir nicht die Mühe, es abzustreiten. Ich kenne ganz ähnliche Ansichten bei vielen älteren Japanern. Zum Glück haben mein Vater und Sora mein Geschlecht nicht als Handicap betrachtet.«
    Er lächelte schief. »Ich habe nichts gegen Mädchen. Die Welt wäre sehr viel ärmer ohne sie. Hättest du mich ausreden lassen, dann hätte ich dir erklären können, dass MacGregor mit Emily schon eine großartige Tochter hat und dass ein Sohn seine Familie einfach komplett machen würde.«
    »Gut pariert.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Danke schön.«
    »Du bist trotzdem ein Chauvinist.«
    »Aber ich bemühe mich sehr, keiner zu sein«, erwiderte er leise.
    Kiyoko schüttelte den Kopf. Der Mann war ebenso charmant wie altmodisch. Aber sie war nicht in der Stimmung, sich überzeugen zu lassen. »Bitte pack deine Sachen zusammen. Ich möchte zum Meditieren allein sein.«
    »Jetzt?« Er ging quer durch den Raum zum Schrank, zog eine eingebaute Schublade auf und nahm einige Paar Socken und Boxershorts heraus. In einer anderen Schublade lagen T-Shirts und Jeans. »Ich finde, wir sollten Stefan heute Abend einen Besuch abstatten.«
    »Dem Magier?«
    Ihr gesunder Menschenverstand hielt es für nicht sehr wahrscheinlich, dass Murdochs Magier mit einer Lösung für ihr Problem, an die nicht schon andere geachtete Mystiker gedacht hatten, würde aufwarten können. Doch der gesunde Menschenverstand konnte die Hoffnung, die in ihrer Brust aufwallte, nicht zügeln. Sie wünschte sich, dass es ihr wieder gut ging.
    »Aye«, sagte Murdoch. »Ich bringe meine Sachen nur schnell in die Unterkunft, und dann klopfen wir drüben bei ihm an.«
    Er stopfte die Kleidungsstücke in einen Stoffbeutel mit Kordelzug und ergriff eine kleine, rechteckige Holzkiste, die auf dem Tisch am Fenster stand.
    »Du spielst Schach?«, fragte sie und wies mit dem Kopf auf die Kiste.
    Seine Augen leuchteten interessiert auf. »Aye. Du auch?«
    »Ja.«
    Er stellte die Holzkiste wieder zurück. »Wunderbar. Vielleicht spielen wir ja später eine Partie. Komm.«
    Kiyoko folgte Murdoch die schöne Holztreppe hinunter zur Haustür. All das Holz im Haus war unbehandelt, nur gebeizt, und sie fand Gefallen an der natürlichen Atmosphäre. »Ist das dein Haus?«
    »Nein, es gehört Webster.«
    Er verlor kein weiteres Wort darüber. Winkte nur der Gruppe von Wächtern, die um den Kamin im Wohnraum saßen, und begleitete Kiyoko zur Tür hinaus.
    »War das nicht unhöflich? Sie nicht zu begrüßen?«
    »Nein, wir sind ein ziemlich zwangloser Haufen. Leute kommen und gehen, und es ist in Ordnung so.« Er verließ die gepflasterte Zufahrt und hielt quer über den Rasen auf zwei Häuser zu. Das eine war sehr groß und hell erleuchtet, das andere war ein einstöckiges Gebäude mit Zedernholzdach und mehr Fenstern.
    Kiyoko konnte keine Einzäunung entdecken. Natürlich wurde ihre Fähigkeit, alles in sich aufzunehmen, von der Hitze behindert, die sich langsam in ihrem Blut ausbreitete. Es war sonderbar erregend, Seite an Seite mit Murdoch durch die Dunkelheit zu laufen, unter einem silberfarbenen Halbmond, seinem Körper ganz nah, ohne ihn jedoch zu berühren.
    »Das Gelände ist ziemlich weitläufig.«
    »Über zwölf Hektar«, pflichtete ihr Murdoch bei. »Aber die Hauptgebäude liegen eng

Weitere Kostenlose Bücher