Zaertliche Brandung - Roman
von ganzem Herzen geliebt. Deshalb konnte ich keinen von euch bevorzugen, und das kann ich auch jetzt nicht. Ich kann euch nur danken, dass ihr meine Liebe erwidert habt. Betrauert mich nicht, aber denkt an mich. Lebt wohl, Jungs. Ich wünsche euch ein herrliches Leben.«
8
A uf dem Bildschirm setzte Schneegestöber ein. Ben stand auf und ging in steifer Haltung zum Fenster. Jesse blieb sitzen und richtete seinen Blick, die Ellbogen auf die Knie gestützt, zu Boden. Willa rührte sich nicht. Tränen flossen über ihr Gesicht. Sam lockerte seinen Krawattenknoten und befreite seinen Hals vom Seidenband.
Er rollte es langsam und bedächtig zu einer exakten Rolle zusammen, die er in seine Jackentasche steckte.
»Das kann er doch nicht wirklich tun, oder?«, fragte Willa. Ihre unnatürlich klingende Stimme durchbrach die Stille.
»Er hat es getan«, sagte Sam und ließ seinen besorgten Blick über sie gleiten. Er streckte die Hand aus und steckte eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
»Alles wird gut, meine Liebe. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden.«
»Ich kann nicht heiraten, Sam. Und ich kann nie Kinder bekommen.«
»Willa, Sie können nicht zulassen, dass Tidewater an
Cobb fällt«, sagte Ben vom Fenster her, ohne sich umzudrehen.
»Lieber vernichte ich das Unternehmen, als Cobb dieses Vergnügen zu lassen.« Er drehte sich nun um.
»Denn genau das wird er tun. Wie in Karthago wird bei Tidewater kein Stein auf dem anderen bleiben.«
»So sehr hasst Warren Abram?«
»Offenbar liebte er Rose so sehr.«
»Und hat daher sechzig Jahre lang einen Krieg gegen seinen Freund geführt«, sage Ben tonlos, den Blick auf den Fernsehschnee gerichtet.
»Jetzt liegt es an uns, den Krieg zu beenden, indem wir ihn gewinnen.«
Spencer erhob sich mit einem Räuspern.
»Da wären noch einige Papiere zu unterzeichnen. Tut mir leid, dass es sofort sein muss, aber sie sind wichtig.«
»Was für Papiere?«, fragte Sam.
»Willa muss die Übereignung von Rosebriar, des Bankguthabens und von Brams Aktien unterschreiben. «
»Was passiert, wenn ich nicht unterschreibe?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Spencer schien erschrocken.
»Nun, ich denke, dass dann drei Monate lang alles in der Schwebe ist. Rechnungen bleiben unbezahlt, Angestellte bekommen kein Gehalt, Tidewater International wird im Chaos versinken.«
»Ich verstehe.«
»Alles gehört Ihnen, Willa, ob Sie wollen oder nicht«, erklärte der Anwalt.
»Brams Wille ist unanfechtbar. Wenn Sie nicht vor Ablauf von drei Monaten einen Sinclair heiraten, wird Tidewater an Warren Cobb verkauft.«
»Und was ist mit Rosebriar und dem Bankguthaben? « Sie sah stirnrunzelnd zu dem Papierstapel auf dem Schreibtisch, an dem Spencer gesessen hatte.
»Alles andere können Sie behalten.«
Willa atmete bebend durch.
»Ich darf es also weitergeben?«
»Das wird kompliziert«, warnte Spencer.
»In Brams Testament ist festgehalten, dass Sie seinen Enkeln nichts überlassen dürfen. Es sei denn, Sie heiraten einen von ihnen. Und Sie müssen schwanger werden. Nur dann können Sie mit allem machen, was sie wollen.«
»Ist das legal? Kann Abram mir etwas vererben und dennoch darüber verfügen?«
»Er kann das Erbe an Bedingungen knüpfen. Sie könnten vor Gericht ziehen, werden damit aber keinen Erfolg haben. Ein Erbe für die Nachkommenschaft zu sichern und es an eine Schwangerschaft zu knüpfen, ist eine auf alter Rechtsgepflogenheit beruhende Tradition. In manchen Familien wurde die Erbfolge seit Generationen so geregelt.«
»Und was passiert, wenn mir in den nächsten drei Monaten etwas zustößt?«, fragte Willa.
»Nichts wird Ihnen zustoßen«, stieß Sam hervor.
»Wenn aber doch?«, gab sie zurück und schob ihr Kinn vor.
»Dafür wurde Vorsorge getroffen«, erwiderte Spencer rasch.
»Bram musste diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Wenn Ihnen etwas zustößt, werden Rosebriar und das Geld unter den drei Enkeln geteilt. Aber die Tidewater-Aktien werden an Warren Cobb veräußert.«
Sam lächelte spöttisch.
»Sie sind jetzt eine reiche Frau. Und wäre eine Heirat wirklich so schlimm?«
»Meine letzte war es!«, herrschte sie ihn an. Ihr zorniger Blick wanderte zu Spencer weiter.
»Geben Sie mir die verdammten Papiere. Ich unterschreibe. Ich möchte nicht, dass der Strom abgedreht wird, weil die Rechnung nicht bezahlt wurde.«
»Oho, jetzt dreht sie durch«, warf Jesse ein und ging an den Schreibtisch.
»Seid nett zu ihr, Jungs, sonst müssen wir uns heute ein
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