Zaertliche Brandung - Roman
Wollen Sie das auch nicht?«
»Wir können uns anderswo auf dem Anwesen etwas bauen«, sagte Jesse.
»Sam wird ohnehin die meiste Zeit oben in Maine mit Sargbau beschäftigt sein.«
»Nur solange Warren Cobb und seine verdammten Enkel nicht ins Spiel kommen«, knurrte Sam.
»Kennen Sie einen seiner Enkel?«, fragte Spencer.
»Ja. Wenn Sie Warren schon für schlimm halten, sollten Sie erst die Enkel sehen.«
»Er hat vier, wenn ich nicht irre?«, fragte Ben.
»Warren hat sechs Kinder«, erklärte Spencer, »vier Töchter und zwei Söhne. Und etliche Enkelkinder. Wie viele, weiß ich nicht.«
»Der alte Halunke hat sich nicht lange nach Rose verzehrt«, sagte Jesse gedehnt.
»Er hat etwa vier Jahre nach Bram geheiratet«, sagte Spencer.
»Und er hat Geld geheiratet. So hat er sich seinen Start verschafft.«
»Dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sie einander sechzig Jahre lang gram waren.«
»Erst loderte der Hass heiß, bis beide völlig vom Aufbau ihrer Imperien in Anspruch genommen waren. In den letzten dreißig Jahren gab es nur kleinere Scharmützel. «
»Dann ist Willa nicht gefährdet«, überlegte Sam.
»Damit würde ich nicht rechnen«, mahnte Spencer.
»Barry Cobb, einer seiner Enkel, ist zehnmal schlimmer als der alte Warren. Und er möchte sich bei seinem Großvater lieb Kind machen. Ich schätze, dass die meisten Kämpfe, die Tidewater in letzter Zeit auszufechten hatte, von Barry verursacht wurden.«
»Aber warum? Zwischen ihm und der Fehde liegen doch zwei Generationen.«
»Alle Kinder sind mit Geschichten aufgewachsen, die von Warrens Bitterkeit gefärbt waren«, erklärte Spencer.
»Den meisten anderen waren diese Geschichten egal, aber bei Barry blieben sie hängen. Er würde nichts lieber tun, als Brams Firma seinem Großvater zuliebe zu zerschlagen.«
»Na, jetzt wissen wir, aus welcher Richtung wir Ärger zu erwarten haben«, sagte Sam.
»Wir sorgen für Willas Sicherheit und behalten Barry Cobb aufmerksam im Auge.«
»Die Überwachung übernehmen wir, Bruder – du konzentrierst dich darauf, deine Braut zu umwerben. Und dann kannst du darangehen, ein Baby zu machen. Fünfzehn Monate sind nicht allzu lang«, sagte Ben.
Sam bedachte seinen Bruder mit einem herausfordernden Lächeln.
»Eine Million Mäuse sagen mir, dass sie schon zwei Monate nach unserer Hochzeit in anderen Umständen sein wird.«
Bens Brauen hoben sich bis zum Haaransatz.
»Eine Million?«
»Von jedem.«
Nun hoben sich auch Jesses Brauen.
»Du bist deiner Sache wohl sehr sicher.«
»Elf Monate nach der Hochzeit werde ich eure Taufgeschenke entgegennehmen.«
»Es gilt!«, sagte Jesse, »von jedem eine Million, in einem Treuhandfonds für dein Kind angelegt. Aber einen Tag nach der Frist von elf Monaten, und du richtest Fonds für unsere künftigen Sprösslinge ein.«
»Das ist fair.«
»Abgemacht.«
»Abgemacht.«
Drei Stunden Heulerei hatten nicht geholfen, und das Gelächter, das aus dem Arbeitszimmer zu Willa heraufdrang, befeuerte nur ihren Zorn. Es hatte vor zwei Stunden eingesetzt und sich kontinuierlich gesteigert.
Ihr war klar, dass diese drei jämmerlichen Exemplare von Enkelsöhnen sich volllaufen ließen. Sie hatten Abram vor knapp zehn Stunden zu Grabe getragen und führten sich jetzt auf wie eine wilde Affenhorde. Diese undankbaren Kreaturen.
Bram inklusive.
Dieser alte Fuchs hatte sie raffiniert in die Falle gelockt. Er hatte gewusst, dass sie nicht imstande sein würde, ein Unternehmen im Stich zu lassen, dessen Belegschaft auf das Überleben der Firma angewiesen war. Ebenso hatte er gewusst, dass sie zu weichherzig war, um Tidewater in die Hände eines Mannes fallen zu lassen, dessen lebenslanges Ziel es war, allen, die Sinclair hießen, Leid zuzufügen.
Heiratete sie einen der Enkel, würde es ihr Name sein … und ihr Krieg. Machte sie sich aber davon, würden alle leiden müssen. Warren Cobb würde Tidewater zerschlagen. Jobs würden verloren gehen. Sam, Ben und Jesse hätten nicht nur ihren Großvater, sondern auch ihr Erbe verloren, ein Verlust, den sie sich selbst nie verzeihen würde.
Sie hatte die letzten drei Stunden damit verbracht, sich zu bemitleiden, zu heulen, zu toben und sich zu grämen.
Zweimal hatte sie gepackt und unternahm nun den dritten Versuch abzureisen. Diesmal schaffte sie es bis zur Treppe.
Jetzt hockte sie auf den Stufen. Und horchte.
Und heulte wieder – wenn auch aus einem anderen Grund.
Die Tür zum Arbeitszimmer war geschlossen, doch
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