Zaertliche Brandung - Roman
zusätzlich zehn oder fünfzehn Pfund verschaffen, und dann würde sich ja zeigen, ob Sam Sinclair sie noch immer heiraten wollte. Köchin, Chauffeur, Helikopter, Segelboot, Landsitz, Berge von Geld – was konnte ein Mädchen sich mehr wünschen?
»Verlier dich nicht in deinen Tagträumen, Willamina, sonst vergisst du noch, dass der Preis dafür, alles behalten zu dürfen, ein Ehemann ist«, ermahnte sie sich, und musste erleben, dass ihre Worte im dumpfen Dröhnen des sich rasch nähernden Helikopters untergingen.
Heiliger Bimbam, er hielt direkt auf sie zu!
Willa fasste rasch nach ihrer Seekarte, ehe diese fortgeweht wurde, dann war sie mit einem Satz beim Steuer und wendete das Boot so, dass die Segel in der Turbulenz nicht flatterten. Der Helikopter beschrieb einen weiten Bogen und überflog sie wieder. Mit einer Hand heftig winkend, gab sie ihm zu verstehen, er solle verschwinden, während sie mit der anderen das Steuer festhielt.
»Verschwinden Sie!«, schrie sie, wohl wissend, dass der Pilot sie nicht hören konnte, »Sie zerfetzen meine Segel, wenn Sie noch näher kommen!«
Der Helikopter kam wieder und verharrte genau über ihrer Steuerbordseite.
»Segel einholen und beidrehen«, kam eine dröhnende Stimme aus dem Lautsprecher, »ich komme an Bord.«
Willa erstarrte und starrte zum Helikopter hinauf. Nun erst nahm sie die Aufschrift am Rumpf wahr … ›Tidewater International‹ in goldenen Lettern. War man ihr gefolgt?
»Schalten Sie Ihr Funkgerät auf sechs-drei«, dröhnte die Stimme, das Geräusch der Rotorblätter übertönend.
Willa sah prüfend zur Takelage hoch, ging ans Funkgerät und schaltete auf sechs-drei. Dann griff sie zum Mikro.
»Halten Sie Abstand, Sie zerfetzen meine Segel.«
»Willa, ändern Sie den Kurs. Ich möchte an Bord gehen.«
»Sam?«, quiekte sie erstaunt und vergaß auf Sendung zu gehen. Sie drückt den Knopf.
»Sam?«
»Anhalten, Willa.«
Sie beschattete die Augen mit der Hand und blickte wütend und besorgt zu dem Helikopter hoch, der neben ihr flog und mit ihr gleichauf war.
»Sam, Sie können hier nicht landen, der Mast ist im Weg.«
»Stoppen Sie, dann springe ich und schwimme zum Boot.«
»Sind Sie verrückt? Nein – verschwinden Sie.«
»Ich komme an Bord, Willa.«
»Wenn Sie springen, wird die Strecke nach Hause sehr lang. Ich lasse Sie nicht an Bord dieses Bootes.«
»Die RoseWind ist nicht für Solopartien ausgelegt.«
»Jetzt schon. Verschwinden Sie, Sam. In den nächsten fünf Tagen möchte ich weder mit Ihnen noch mit Ihren Brüder oder sonst jemandem sprechen. Wenn ich wieder zu Hause bin, rufe ich an und lasse Sie wissen, dass alles in Ordnung ist.«
»Und wenn es nicht in Ordnung ist?«
»Dann werden Sie und Ihre Brüder sehr reiche Männer sein. Wegen der Tidewater-Aktien kann ich aber nichts machen. Tut mir leid, aber in diesem Punkt müssen Sie die Schuld bei Abram suchen.«
»Stoppen Sie das Boot, Willa.«
»Kann ich nicht, Sinclair. Und Ihnen geht der Treibstoff eher aus als mir der Wind. Also drehen Sie ab.«
Willa legte das Mikro aus der Hand. Sie umfasste das Steuer mit beiden Händen, starrte geradeaus und ignorierte den Irren über ihr angelegentlich. Sie versuchte es zumindest, doch kam der Heli wieder so nahe heran, dass ihre Segel knatterten. Sie kämpfte sich zu den Winden durch und zog das Hauptsegel straffer, dann tat sie dasselbe mit dem Klüver.
In dem Moment, als sie sich umdrehte, hörte sie lautes Platschen. Willa blickte über die Reling und sah Sam mit einem Ausruf auftauchen und nach einem
Tauchsack fassen, den er offenbar zuerst ins Wasser geworfen hatte.
»Sie Idiot!«, schrie sie und rannte zur Reling, »Sie werden absaufen!«
Der Helikopter ging auf Abstand und flog einige hundert Meter Richtung Osten, ehe er wieder in der Luft verharrte. Willa rannte eilig zum Steuer und drehte das Boot so, dass es ruhig im Wasser lag, dann gab sie beide Segel frei und ließ sie im Wind flattern.
»Verschwinden Sie in den Helikopter!«, rief sie Sam zu, der gute hundert Meter entfernt war.
Er schwamm unbeirrt durch den leichten Wellengang auf sie zu, ziemlich behindert von seiner umfangreichen Schwimmweste und dem Tauchsack, den er hinter sich herzog.
»Sie sind übergeschnappt!«
Er schwamm weiter.
»Sam, das ist mein Ernst! Irre lasse ich nicht an Bord!«
Zehn Meter vom Boot entfernt hielt er wassertretend inne.
»Verdammt, das Wasser ist saukalt. Werfen Sie mir eine Leine zu, Willa.«
Sie deutete hoch zum
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