Zaertliche Brandung - Roman
zusammengelegten Kleiderbündel wieder.
»Und sie hat mir gesagt, sie will heute ins Cottage ziehen, damit Mom ihr Zimmer haben kann. Ich habe ihr gesagt, viel lieber würde ich ins Cottage gehen.«
»Es ist mein Cottage. Ich werde hierbleiben.« Willa setzte sich auf.
»Jen«, sagte sie, als das Mädchen gehen wollte, »es tut mir leid, dass deine Eltern sich scheiden lassen.«
Jennifer schenkte ihr ein trauriges Lächeln.
»Mir tut es mehr leid darum, dass sie einander nicht lieben. Die Trennung wird aber für uns alle besser sein. Mom wird wieder lachen, und Dad wird weniger arbeiten und mehr Zeit mit mir und Cody verbringen.«
»Wie kommt es, dass du so weise bist?«
Jen zuckte mit den Schultern.
»Wenn man lange bei Emmett herumhängt, kriegt man das per Osmose mit. Los jetzt, ich möchte früh zur Schule, damit alle sehen, wie ich mit meinem neuen Wagen vorfahre.« Sie wirbelte herum und schloss im Hinausgehen die Tür.
Willa lächelte unwillkürlich. Jennifer erinnerte sie so stark an ihre eigene Zeit als Teenager. Auch sie hatte sich täglich auf Emmetts Werft herumgetrieben. Willa wusste, dass er immer gehofft hatte, sie würde eines Tages sein Unternehmen übernehmen, da er keine eigenen Kinder hatte. Es sah so aus, als wäre nun Jennifer zur mutmaßlichen Erbin aufgerückt, was Willa unendlich freute. Jen zeigte große Vorliebe für hölzerne Boote, und für Sengattis Schaluppen im Besonderen. Obwohl sie erst sechzehn war, hatte sie schon einen Daysailer entworfen und gebaut, den Emmett stolz in seine Produktion aufgenommen hatte.
»Gehört die RoseWind wirklich dir, Tantchen?«, fragte Jen durch die Tür. Ihre Worte klangen irgendwie undeutlich.
»Abram hat sie mir vermacht«, rief Willa zurück.
»He, machst du dich über meine Cornflakes her?«
»Wir besorgen dir unterwegs etwas. Wow, weißt du, was dieses Boot neu kostet? Einen siebenstelligen Betrag! Abram muss stinkreich gewesen sein. War seine Familie sehr sauer, dass es jetzt dir gehört?«
Willa starrte die geschlossene Tür an. Was sollte sie Jennifer von Abrams Testament verraten? Und Shelby? Oder allen anderen? Sie schnaubte und zog sich ihren Pullover über den Kopf. Ganz sicher würde sie ihnen nicht sagen, dass sie nun vielfache Millionärin war.
Wenn auch nur für drei Monate.
Aber das Boot würde sie behalten, komme, was da wolle. Laut Sam machte sich keiner der Sinclairs viel aus dem Segelsport, und sie konnte dieses Prachtboot unmöglich jemandem überlassen, der dieses Kunstwerk nicht zu schätzen wusste.
»Ich brauche eine Haarbürste«, sagte sie und ging in den Nebenraum.
»Du brauchst vor allem einen Friseur. Emmett hat gesagt, die RoseWind wäre die schnellste Schaluppe, die er jemals gebaut hat. Ich wünschte, ich hätte sie mit dir hierher segeln können.«
»Und ich wünschte auch, du hättest bei mir sein können. Sam Sinclair war eher eine Last als eine Hilfe.« Sie lachte auf.
»Aber schwimmen kann er, das muss man ihm lassen.«
Jen riss die Augen auf und hielt mit dem Löffel voller Cornflakes auf halbem Weg zum Mund inne.
»Sam Sinclair war mit an Bord?«, quietschte sie.
Willa hätte sich ohrfeigen können.
»Das soll niemand wissen, junge Dame. Schon gar nicht deine Mutter.«
Jen legte den Löffel in ihre Schüssel, das Frühstück war vergessen.
»Sind Abrams Enkel so cool, wie er es war? Sehen sie gut aus? Sind sie zu haben?« Sie schüttelte den Kopf.
»Was rede ich da? Wenn sie reich sind und gut aussehen, sind sie natürlich verheiratet.«
»Sie sind überzeugte Junggesellen. Was ein Glück für alle Frauen ist. Ich war so knapp daran«, Willa hielt Daumen und Zeigefinger ein kleines Stück auseinander, »Sam über Bord zu werfen.«
»Wo ist er jetzt?«
»Mit etwas Glück ist er unterwegs nach New York City.«
Jen stand seufzend auf.
»Zu schade. Ich hätte zu gern einen von Abrams Enkeln getroffen, damit ich mich wenigstens bei ihm für den Wagen bedanken kann. Wir müssen los, damit ich nicht zu spät komme. Deine Regenjacke habe ich draußen gefunden, sie hing am Gartenzaun. Hier – es tröpfelt immer noch.« Sie reichte Willa im Hinausgehen die Jacke.
»Wir halten am Café an, und du kannst mir einen Kaffee und ein Muffin holen«, sagte Willa, die sich im Hinausgehen über ihr zerzaustes Haar strich.
Jen kicherte und ging hinkend auf die Hauptzufahrt zu.
»Ich finde es cool, dass du in diesem Laden Hausverbot hast.«
»Cool?«
»Na ja … es zeigt, dass du keine Angst
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