Zaertliche Brandung - Roman
Kindern zuliebe habe ich es so lange ausgehalten, aber jetzt geht es nicht mehr.« Sie lachte verbittert auf.
»Jen ist schließlich damit herausgerückt, dass sie uns verlassen würde, wenn ich Richard nicht verlasse. Sie hat gesagt, sie hielte die Spannungen in der Familie nicht mehr aus. Sie wollte Cody mitnehmen und zu Emmett ziehen.«
»Zu Emmett? Nicht zu mir?«, sagte Willa erstaunt.
Shelby schlang die Arme um Willa.
»Sie lieben dich über alles, aber nur in kleinen Dosierungen, Willy. Sie wollen nicht bemuttert werden, sie wollen ihre eigenen Kämpfe ausfechten.«
»Ich bemuttere sie nicht.«
»Doch, das tust du. Du kümmerst dich um jeden – nur um dich nicht. Wann hattest du die letzte Verabredung mit einem Mann?«
»Im März.«
Shelby schnaubte verächtlich.
»Peter Thomas zählt nicht. Er könnte dein Vater sein. Außerdem war es ein Mitleids-Date, weil seine Frau mit einem Jüngeren durchgebrannt war. Lass mich die Frage anders formulieren: Wann bist du das letzte Mal umgelegt worden?«
Willa rappelte sich auf die Füße auf und sah ihre Schwester böse an.
»Wieso dieser Themenwechsel? Was hat mein Liebesleben mit all dem zu tun? Wir sollten deine Scheidung besprechen.«
Auch Shelby stand auf.
»Willa, da gibt es nichts zu besprechen. Bis auf meine Wohnung. Ich werde ein paar Wochen benötigen, um eine Bleibe zu finden, die ich mir leisten kann, deshalb hatte ich geplant, zu dir zu ziehen. Aber es gibt hier nur vier Schlafzimmer, und eines hat nun Peg. Bleibt eines für Cody, eines für Jennifer und deines.« Sie griff nach der Weinflasche und schenkte sich nach.
»Ich könnte auch im Cottage bleiben.«
» Ich werde ins Cottage ziehen. Dann brauchst du keine Angst zu haben, dass ich deine Kinder bemuttere.«
»Das war eine Beobachtung, Willa, keine Kritik. Und ich habe nicht die Absicht, dich aus deinem Haus zu vertreiben. Morgen schaffe ich meine Sachen ins Cottage. « Sie lächelte spitzbübisch.
»Aber essen werde ich hier. Noch nie hat mir ein Brathähnchen so gut geschmeckt.«
Willa stellte ihr Glas auf den Abstelltisch, ging in die Küche und griff nach ihrer Regenjacke.
»Du kannst das Haus samt Haushälterin haben. Ich räume morgen mein Schlafzimmer.«
Shelby folgte ihr in die Küche.
»Willa!«
Willa lief zur Tür hinaus und die Stufen hinunter, den Regenschutz über ihren Kopf haltend, während sie zum
Cottage rannte und gegen den vom Ozean her heulenden Wind ankämpfte. Ein schwankender Ast riss ihr das Regenzeug aus den Händen. Nass bis auf die Haut erreichte sie schließlich das Cottage.
Die Tür war versperrt. Wer zum Teufel hatte es abgeschlossen? Sie lief die Stufen wieder hinunter, grub im Dreck nach dem Schlüssel, den sie unter den Stufen versteckt hielt, stolperte schließlich ins finstere Cottage und tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht funktionierte nicht, und als sie aus dem Fenster zum Haupthaus hinüberblickte, sah sie, dass es auch dort stockfinster war.
Willa, die spürte, dass ihre Unterlippe zu zittern begann, zog sich an der Tür aus, tastete sich bis ins Schlafzimmer, kroch unter die Decke und brach in Tränen aus.
»Ach, Tantchen, ich habe doch gesagt, du solltest es nicht persönlich nehmen«, sagte Jen seufzend, setzte sich aufs Bett und strich Willa das Haar aus dem Gesicht.
»Du hast die ganze Nacht geweint, nicht wahr?«
Willa zog das Kissen über den Kopf.
Jen entriss ihr das Kissen und stand auf.
»Zum Heulen ist jetzt keine Zeit. Du musst mir beibringen, meinen Wagen zur Schule zu fahren. Dann kannst du mit ihm zur Arbeit fahren und mich um drei Uhr abholen. Bis zum Abendbrot wird dann geübt.
Ende August kann ich zur Prüfung antreten. Mir bleiben also drei Monate, bis ich den Dreh raushabe.«
Willa zog sich die Decke über den Kopf.
»Jen, du bist ein Teenager. Von dir wird nicht erwartet, am Morgen helle und gut gelaunt zu sein.« Sie schob die Decke bis zum Kinn zurück und sah ihre Nichte ungehalten an.
»Außerdem sollte deine Mutter dir Fahrstunden geben. «
»Spinnst du? Wir würden einander umbringen. Komm schon«, drängte Jen und versuchte ihr die Decke wegzuziehen.
»He, ich bin darunter nackt! Sieh mal nach, ob die Kleiderfee meine Sachen gestern zum Trocknen ausgehängt hat.«
»Die ganze Straße hat keinen Strom.« Jen ging nach nebenan in den großen Raum.
»Du wirst in der Firma duschen müssen. Peg hat dir saubere Sachen und Milch und Cornflakes geschickt.« Sie kam mit einem säuberlich
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