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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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gehen. Gewiss, sie war über zwei Stunden mit Cyrus und seinen Brüdern in der Werkstatt gewesen, aber Sam konnte sich doch in dieser Zeit keinen Wagen zugelegt haben, oder doch?
    Vielleicht konnte sie in ihrer Firma schlafen, nur um eine Nacht allein mit ihren Gedanken zu haben. Shelby würde sie bis nach Mitternacht mit ihren Fragen löchern, über Abrams Haus, seine Enkelsöhne, über die Beerdigung. Willa lächelte. Falls es tatsächlich Sams Wagen war, der hier stand, hatte Shelby ihre Befragung bereits begonnen – nachdem sie Sam gehörig die Meinung gesagt hatte, weil er ihren Mann hatte entführen lassen.
    Die Küchentür wurde geöffnet, Jennifer trat auf die Veranda und zog eine Regenjacke an.
    »Tantchen!«, rief das Mädchen aus und hüpfte die Stufen herunter. Sie lief hinkend zur Fahrerseite von Willas Auto.
    »Ist er nicht schön?«, fragte sie, als Willa ihr Fenster herunterkurbelte.
    »Was? Der Regen? Steig rasch ein, bevor du absäufst«, sagte sie und bedeutete ihr, auf die andere Seite zu laufen.
    »Nein, setzen wir uns in meinen Wagen«, sagte Jennifer, lief zur Fahrerseite des Geländewagens und stieg ein.
    Willa kurbelte ihr Fenster wieder hoch, öffnete die Tür und rannte hinüber.
    » Dein Wagen!«, rief sie laut und stieg auf der Beifahrerseite ein. Sofort fuhr sie zurück.
    »Das ist ja Leder! Wir machen alles nass!«
    »Einsteigen, Tantchen«, erwiderte Jen lachend, bekam
Willas Ärmel zu fassen und zog sie wieder ins Innere. Sie steckte den Zündschlüssel ins Schloss, startete und stellte sofort das Radio leiser.
    »Ist das nicht toll?« Sie schaltete die Innenbeleuchtung ein.
    »Vor zwei Tagen habe ich meinen Probeführerschein bekommen, aber gefahren bin ich noch nicht. Ich habe Satellitenfunk, Navi und hinten ist sogar ein DVD-Player. «
    Sie streichelte das Lenkrad liebevoll.
    »Und er gehört ganz allein mir«, schloss sie im Flüsterton.
    »O mein Gott, Jen. Er ist wunderschön.« Willa drehte sich auf ihrem Sitz um und nahm alles genau in Augenschein.
    »Du könntest ein ganzes Softballteam befördern.«
    Jen schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich meinen richtigen Führerschein bekomme, werde ich ein halbes Jahr lang nur Familienangehörige fahren dürfen. Abram hat den Wagen eigens für mich ausgesucht, weil er groß und sicher ist.« Ihre Miene nahm einen schmerzlichen Ausdruck an.
    »Es tut mir leid, dass er gestorben ist, Tantchen. Ich mochte ihn sehr. Er war ein richtig cooler alter Knabe.«
    »Cooler geht’s nicht«, musste Willa ihr beipflichten.
    »Und ich bin froh, dass du ihn kennengelernt hast, Jen.« Sie lachte, damit sie nicht weinen musste.
    »Wenn er von dir gesprochen hat, hat er dich immer
›deine hitzköpfige Nichte‹ genannt«, sagte sie und senkte die Stimme, um Abrams Ton nachzuahmen.
    »Er hat mir einen Brief geschrieben«, sagte Jen.
    »Ich habe ihn in meine Schmuckschatulle gelegt und werde ihn immer behalten. Abram hat mir geraten, ich soll die Welt beim Schweif packen und ab und an tüchtig beuteln, nur um zu sehen, was passiert.«
    Willa wischte sich lachend über die Augen.
    »Sieh mal«, sagte Jen und deutete auf den Boden zu ihren Füßen.
    »Das Gaspedal ist links, sodass ich meinen linken Fuß benutzen kann, aber alles andere ist normal. Und wenn ich ihn einmal verkaufe, kann man das Pedal problemlos rechts einbauen.« Sie sah Willa an.
    »Das war Emmetts Idee, hat Abram in seinem Brief geschrieben. Beide waren der Meinung, ich könnte lernen, mit meinem linken Fuß so leicht zu fahren wie andere Leute mit ihrem rechten.«
    »Für dich ist das alles perfekt«, musste Willa zugeben.
    »Mir ist aber aufgefallen, dass du kein Behindertenkennzeichen hast. Musst du damit warten, bis du dein endgültiges Nummernschild bekommst?«
    Jen sah sie mit offenem Mund an.
    »Ich bekomme gar keines – die sind doch für Behinderte. Jahrelang habe ich versucht, Mom zu überreden, sie soll dieses Zeichen von unserem Van entfernen.« Sie schenkte Willa ein spitzbübisches Lächeln.
    »Ich bekomme ein Wunschkennzeichen, auf dem
steht FANG MICH. Du weißt schon, wie in ›Fang mich, wenn du kannst‹? Abram hat es in seinem Brief vorgeschlagen. «
    Willa, die sich ganz kleinlaut fühlte, schlug sich dramatisch auf die Stirn.
    »Wo war ich nur mit meinen Gedanken? Ist doch klar, du bekommst natürlich ein Wunschkennzeichen.«
    Sie zuckten zusammen, als jemand ans Fenster klopfte.
    »Mom sagt, dass sie euch nicht das kleinste Knöchelchen aufspart, wenn ihr nicht auf der

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