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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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deiner Mutter. Erinnerst du dich?«

Kapitel 5
    Nie zuvor war Dougald grausam zu ihr gewesen. Er hatte sie manipuliert, war skrupel- und gedankenlos gewesen, hatte ihr aber niemals mit den schrecklichen Tatsachen zugesetzt, die sie zu ihm gebracht hatten. »Meine Mutter hat mich nicht an dich verkauft. Sie hat mich bei dir untergebracht. Das ist ein Unterschied!« Hannah holte Luft und versuchte, den Druck auf der Brust loszuwerden. »Ich habe mich als eine deiner philanthropischen Unternehmungen gesehen. Du hattest viele davon …«
    Er zuckte die Achseln. Niemals sprach er über die Menschen, denen er geholfen hatte – die Waisenkinder, die er an Familien vermittelt hatte; die Frauen, denen er Arbeit verschafft, die Männer, die er ausgebildet hatte.
    »Abgesehen davon, was hätte Mutter denn tun sollen?« Hannahs Stimme zitterte, als sie an die schreckliche Zeit dachte. »Sie lag im Sterben.«
    »Richtig. Und sie hat das Beste getan, was unter diesen Umständen möglich war.« Er saß ganz still, beobachtete sie, wog ihre Reaktionen ab und konnte den Schmerz sehen, den die Erinnerung an ihre Mutter ihr immer noch bereitete. »Aber trotzdem hast du Unrecht. Sie wusste genau, was ich von dir wollte. Großmama und sie haben es untereinander abgemacht.«
    Sie konnte sich die Häme nicht verkneifen. »Aber du, du armer kleiner Wicht, hast nichts von ihren Plänen gewusst.«
    »Aber natürlich wusste ich es. Sie haben mir gesagt, dass sie eine Heirat für mich arrangiert hätten. Du warst damals dreizehn, ein hübsches, freundliches Kind. Deine Mutter stammte aus einer ordentlichen Lancashire-Famille und hat uns versichert, dass dein Vater gesund gewesen ist und bei Verstand. Auch wenn die Umstände deiner Geburt nicht gerade überzeugend waren, hat deine Illegitimität unsere Pläne keineswegs gestört.«
    Diese Version ihrer Verlobung hatte sie noch nie gehört. jedenfalls nicht so. Nicht so unverblümt, mit solcher Nüchternheit und ohne schöntuerische Rücksichtnahme. »Ich verstehe aber immer noch nicht, wie ein erwachsener Mann seiner Großmutter erlauben kann, ihm die Frau auszusuchen.«
    »Arrangierte Ehen sind bei den Pippards Tradition. Und sie sind immer erfolgreich gewesen.« Er verzog spöttisch den Mund. »Warum hätte es bei mir anders sein sollen?«
    Sie wusste, dass es dumm war, aber sie musste es loswerden: »Weil die Leute so etwas nicht mehr tun.«
    »Unsinn! Selbstverständlich tun sie es, meine Liebe. Du kennst die Gesellschaft gut genug, um zu wissen, wie lächerlich du dich anhörst. Und wie jung.« Er ließ ein Kichern hören, das verrostet klang – so selten, wie es benutzt wurde. »Du hast dich in vielem überhaupt nicht verändert.«
    Doch, das habe ich.
Sie wollte, dass er ihr eine deutliche Veränderung bestätigte. Aber was das hier anbelangte, war sie immer noch derselben Ansicht. »Ein Mann mit einundzwanzig kümmert sich um ein Mädchen. Aus einem einzigen Grund. Damit er eine Ehefrau zur Hand hat, wenn es ihm gefällt zu heiraten. Das ist doch obszön.«
    Er lächelte immer noch, falls man dieses mühsame Verziehen der Lippen so nennen konnte.
    »Du musst zugeben«, argumentierte er, »dass die meisten Ehen aus Gründen zustande kommen, die mit gegenseitiger Sympathie nichts zu tun haben. Aus Geldgier, üblicherweise, beziehungsweise aus Eigennutz.«
    »Was dann wohl dein Beweggrund gewesen sein dürfte«, klagte sie ihn an.
    Er reichte ihr den Vorwurf postwendend zurück. »Genau wie deiner. Ich zweifle, dass es dir Spaß gemacht hätte, auf die Straße gesetzt zu werden, nachdem deine Mutter gestorben war.«
    »Du und deine Großmutter waren nicht der Schlag von Leuten, die mich aus dem Haus gejagt hätten.« Was immer Dougald und seine Großmutter auch geplant hatten, in diesem Punkt war sie sich sicher. »Und selbst wenn ihr es getan hättet, hätte ich irgendwo eine Anstellung gefunden.«
    »Du warst immer so von deiner Unfehlbarkeit überzeugt.«
    »Meiner Unfehlbarkeit?« Hannah war ehrlich verblüfft. »Das bestimmt nicht. Nur von meiner Kompetenz.«
    »Denk doch einmal nach. Denk jetzt darüber nach, nach allem, was du von der Welt gelernt hast. Im besten Fall hättest du eine Stelle als Magd bekommen, vermutlich in der Küche. Du warst hübsch und kultiviert. Nicht wie die anderen Mägde. Sie hätten dich nicht willkommen geheißen. Aber die Männer wären hinter dir her gewesen. Alle, vom Lakai bis zum Hausherrn und seinen Söhnen.« Der harte Tonfall und die raue Stimme

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