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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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dafür, daß du diese Situation nicht schon eher richtiggestellt hast?«
    Sharisse wandte ihre Augen ab. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, dann war das gleichbedeutend damit, ihn zu etwas zu zwingen, was er nicht wollte. Das würde sie nicht tun. Sie konnte es nicht tun.
    »Ich … ich dachte, es schadet niemandem, wenn die Dinge so bleiben, wie sie sind, Lucas. Mein Vater hätte auf die Idee kommen können, mir einen anderen Mann zu suchen, und ich wollte keinen anderen Mann heiraten.« Wie wahr das in Wirklichkeit war, ging ihr in dem Moment auf.
    »Und wenn ich eines Tages die Absicht hätte zu heiraten?«
    »Aber du hast doch gesagt, wir seien nicht verheiratet.«
    »Das konntest du nicht wissen.«
    »Irgendwann hätte ich schon etwas unternommen. Ich habe nur einfach nicht geglaubt, daß es eilig ist. Welchen Unterschied macht das für dich, Lucas? Warum kann ich nicht einfach eine Scheidung vortäuschen? Damit wären alle Probleme gelöst. Ich schwöre dir, daß ich dir nie mehr zur Last falle und daß du mich nie mehr zu sehen brauchst.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie niemals wiedersehen?
    »Wenn du eine Scheidung willst, Sharisse, dann mußt du mich vorher noch einmal heiraten.«
    »Aber das ist doch lächerlich!«
    »Tu es, oder laß es bleiben«, erwiderte er barsch.
    »Weshalb?«
    »Weil ich die Scheinheiligkeit satt habe.«
    »Gut, Lucas, wenn es sein muß. Aber ich schwöre dir, daß du verrückt bist.«
    »Vielleicht bin ich das.« Er lächelte so bezaubernd, daß sie in Wut geriet. »Ich hole dich morgen gegen zehn ab. Sei dann bitte schon soweit. Und mach dir keine Sorgen. Niemand braucht zu erfahren, daß du mich wieder heiratest, damit du dich von mir scheiden lassen kannst. Nur die Scheidung wird an die Öffentlichkeit kommen müssen.«
    »Du bist äußerst unvernünftig«, sagte sie verdrossen, »aber ein vernünftiger Mensch warst du noch nie, Lucas.«
    »Ich schaffe nur Ordnung, meine Schöne. Dagegen kannst du nichts einwenden.«
    Sie wußte nicht, wie er das meinte, und sie stellte keine Fragen. Sie war plötzlich sehr erschöpft.
    »Entschuldige mich bitte, weil ich nicht mehr reingehe«, sagte er. »Ich mache mir nichts aus diesem nichtssagenden Plaudern. Wir Seeleute machen uns nichts daraus, das verstehst du doch.« Sie errötete, als er sie wieder daran erinnerte, und er fragte: »War es wirklich nötig, mich ausgerechnet zum Kapitän zu machen?«
    »Es schien angemessen für einen Mann, den man nie zu sehen kriegt«, sagte sie gereizt.
    »Ich nehme an, wir können immer noch behaupten, ich hätte die Seefahrt aufgegeben.«
    Sein breites Grinsen erzürnte sie. »Sag doch von mir aus, was du willst- und ich bin sicher, daß du das ohnehin tust. Wie immer.«
    Sie wandte sich schmollend ab und ging. Er blieb stehen und grinste, während er ihr nachblickte.

41

    Sharisse zog sich ein dezentes Kaschmirkleid in einem Kobaltblau mit einem dazu passenden Umhang an. Nichts Schickes für diesen lachhaften Ausflug.
    Lucas kam pünktlich, und sie gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit, aus seiner Kutsche auszusteigen, sondern eilte ihm entgegen. Das belustigte ihn.
    »Man könnte glauben, du kannst es kaum erwarten, mich zu sehen«, äußerte er, während er sie neben sich in die Kutsche zog.
    »Ich wollte nur nicht, daß du meinen Vater siehst«, sagte sie übellaunig.
    »Gerade darauf habe ich mich schon gefreut. Du hast gesagt, daß dein Vater und ich uns ähnlich sind. Hast du ihm denn nicht gesagt, daß wir wieder heiraten?«
    »Aber gewiß nicht. Du hast selbst gesagt, niemand brauchte etwas davon zu erfahren«, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück.
    »Ja, das habe ich gesagt«, sagte er seufzend.
    »Hast du es dir anders überlegt?« fragte sie voller Hoffnung.
    »Ach, meine Schöne«, sagte er schelmenhaft, »was ändert es, wenn du mich zweimal heiratest, so lange das Endergebnis genau das ist, was du willst?«
    »Du meinst, was du willst!«
    Er lachte, und Sharisse lehnte sich steif zurück. Sie war entschlossen, ihn zu ignorieren. Die weitere Fahrt verlief schweigend. Sharisse kochte vor Wut, und Lucas war ganz davon in Anspruch genommen, sie zu beobachten. Er fuhr mit ihr aus der Stadt hinaus, in eine kleine Kirche. Er hatte alles im voraus arrangiert, und der Pfarrer erwartete ihn mit zwei Gemeindemitgliedern, die die Rolle der Trauzeugen übernehmen würden.
    Sharisse ließ alles in versteinertem Schweigen über sich ergehen, bis der Pfarrer sich nach Ablauf der Hälfte

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