Zärtlicher Sturm
gemacht hat. Ich konnte es zu diesem Zeitpunkt nicht gebrauchen, daß er mir feindselig gegenübersteht, und daher habe ich mir ausgerechnet, daß er sich wohl beruhigt, wenn ich eine Verlobte habe. Und so war es auch.«
Während er das sagte, dämmerte es ihr. »Er ist der Mann, der den Mörder deines Vaters für diesen Mord bezahlt hat, oder?«
Lucas nickte. »Ich konnte es nicht beweisen, aber er ist es.«
Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »Slade hat den einen erledigt, und du hast dich um den anderen gekümmert. Ihr Holts wartet nicht ab und verlaßt euch nicht auf die Gesetze, wenn es darum geht, ein Unrecht wiedergutzumachen.«
Er hätte ihr die ganze Geschichte erzählen können, aber im Moment sah er darin keinen Sinn. Er wußte immer noch nicht, was er mit ihr anfangen sollte. Er hatte nicht damit gerechnet, daß schon allein ihr Anblick nach dieser langen Zeit Qualen in ihm auslösen würde, die ihn verzehrten. Sie war genauso schön, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte, wenn nicht noch schöner, und, verdammt nochmal, er begehrte sie grenzenlos. Selbst die Vorstellung, daß sie ein herzloses Luder war, konnte ihn nicht von ihr abbringen.
Er hatte sich zu lange seiner Versonnenheit überlassen, und Sharisse wurde unruhig. Was mochte er bloß denken? »Lucas, sieh mal, ich weiß, daß du gar keine Frau haben willst, und es tut mir leid, daß ich nicht schon eher etwas unternommen habe. Aber ich werde es tun. Ich werde so bald wie möglich für eine Scheidung sorgen.«
»Du kannst dich nicht von einem Mann scheiden lassen, mit dem du nicht verheiratet bist«, erwiderte er geistesabwesend.
»Lucas! Du bist doch nicht etwa immer noch wütend auf mich, weil ich dich belogen habe? Dazu hast du kein Recht.« Sie verlor schon wieder ihre Fassung. »Du hast mich im selben Maß belogen. Was wäre gewesen, wenn ich wirklich einen Mann zum Heiraten gesucht hätte?«
»Ich hätte dich reichlich für deine Enttäuschung entschädigt. Ich habe auch tatsächlich ein kleines Vermögen auf einer Bank hier in New York für dich hinterlegt. Aber natürlich ließ sich nirgends eine Mrs. Hammond finden, der das Geld zukommen sollte.« Er zuckte die Achseln.
»Da ich jetzt weiß, daß du es nicht brauchst, habe ich es für etwas anderes ausgegeben.«
Sharisses Augen sprühten Funken. »Du hattest schon immer Geld, stimmt's? Du hättest mich nach Hause schicken können, als ich dich darum gebeten habe. Du … oh!«
»Ich bin recht froh, daß ich das nicht getan habe.«
»Warum hast du dieses Leben geführt, obwohl du Geld hattest?«
»Die Goldmine meines Vaters hat mich reich gemacht, aber ich habe in Arizona eine Rolle gespielt, die nur für Sam gedacht war, und es ließ sich nicht mit dieser Rolle vereinbaren, mit Geld um sich zu werfen.«
»Aber du hast mir doch erzählt, die Mine sei nie gefunden worden.«
»Ich habe gesagt, daß Newcomb sie nicht gefunden hat. Mein Bruder und ich wußten, wo sie lag.«
»Dann bist du also wirklich reich?«
»Bist du jetzt enttäuscht?«
Das Glitzern in seinen Augen brachte sie in Wut. »Ich bin sicher, daß sich dadurch nichts ändert.«
»So, wirklich nicht?«
»Nein. Ob reich oder nicht – du bist ein Ekel!«
Er lachte lauthals. »Und ich dachte schon, du würdest dich freuen, wenn du erfährst, daß ich dir die vielen kleinen Luxusgüter kaufen kann, die du gewohnt bist. Andererseits könntest du es gebrauchen, daß jemand deinen Einkäufen einen Riegel vorschiebt. Du gibst wirklich zuviel Geld aus.«
Ihr blieb die Luft weg, als sie verstand, was er damit sagen wollte. »Niemand hat dich aufgefordert, meine Rechnungen zu bezahlen, Lucas! Warum hast du das getan?«
»Du trägst meinen Namen. Das berechtigt mich, zu tun, was ich will, wenn es dich betrifft.«
Sie sprang mit einem Satz auf. »Aber du hast gesagt, daß du nicht mein Mann bist!«
»Ich habe es nicht öffentlich bestritten – noch nicht. Oder?«
»Aber du hast es vor, stimmt's?« fauchte sie. Er gab ihr keine Antwort, und ihr ging die Luft aus. Sie setzte sich langsam wieder hin »O Lucas, warum willst du mir das antun? Ich kann mit dem Skandal fertigwerden, den eine Scheidung auslöst, aber nicht damit, daß ich überhaupt nie verheiratet gewesen sein soll.«
»Du hast dieses Durcheinander selbst zustande gebracht, Sharisse.«
»Ich habe dir doch erklärt, warum!« schrie sie.
»Wegen deiner Schwester«, erwiderte er, »aber jetzt ist sie schon lange verheiratet. Welche Entschuldigung hast du
Weitere Kostenlose Bücher