Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
erschrocken zusammen, als hinter ihr die Tür zugeschlagen wurde. Der Mann am Fenster zeigte keinerlei Reaktion auf das Geräusch. Nachdem einige Augenblicke vergangen waren und er sich noch immer nicht zu ihr umgedreht hatte, gab Charlie ihre gespielte Gelassenheit auf.
    „Nun?"
    „Nun", wiederholte der Mann leise, drehte sich zu ihr um, und sie sah die Pistole in seiner Hand.
    Ungläubig sah sie die Waffe an, und als sie dann den Blick zu seinem Gesicht hob, durchfuhr sie ein neuerlicher Schrecken.
    „Norwich!" stieß sie hervor und schaute von seinem Gesicht zu der Pistole, welche er jetzt schlaff herunterhängen ließ. Diese Waffe kam ihr irgendwie bekannt vor, obgleich sie sie zuvor noch nie gesehen haben konnte. Auf Bällen und Abendveranstaltungen zeigte man sich üblicherweise ja kaum bewaffnet, und das war die einzige Gelegenheit, bei der sie den Bruder des Mannes getroffen haben konnte, der Radcliffes Schwester geheiratet hatte.
    „Was tun Sie hier?"
    Er sah sie ausdruckslos an, blickte dann auf seine Waffe und runzelte die Stirn. „Ich ..." Er stockte, verzog das Gesicht, betrachtete sie erneut und lachte kurz auf, was in einem Seufzer endete. „Sie wissen doch ganz genau, weshalb ich hier bin."
    „Eine kleine Erpressung? Das haben Sie die ganze Zeit versucht, nicht wahr?"
    Er zuckte die Schultern. „London ist eben ein sehr teures Pflaster, wissen Sie."
    „Woher wussten Sie, dass wir hier waren?"
    „Ich bin flüchtig mit Ihrem Onkel bekannt. Ich war sogar einmal auf Ihrem Landgut. Dort blieb ich nur eine sehr kurze Zeit", fügte er hinzu, als er ihre zweifelnde Miene bemerkte. „Ihr Onkel schuldete mir nämlich ein wenig Geld, und ich wollte es mir holen. Ich befand mich nicht lange genug dort, um ordentlich vorgestellt zu werden, doch ich sah Sie und Ihre Schwester aus dem Dorf zurückkehren, als ich in meiner Kutsche abfuhr."
    Seufzend ging er ein paar Schritte nach rechts, legte seine Pistole auf eines der Nachttischchen und lehnte sich dann gegen die Wand daneben, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte und die Füße übereinander schlug.
    „Dennoch erkannte ich Sie anfangs nicht", fuhr er fort. „Seit ich Sie beide gesehen hatte, war es schließlich schon länger als ein Jahr her. Außerdem ist es wirklich sehr schlau, sich als Knabe zu verkleiden." Er lächelte ihr plötzlich zu, was sie unter anderen Umständen charmant gefunden hätte. „Ungemein einfallsreich!"
    „Allerdings nicht einfallsreich genug, wenn Sie uns dann doch erkannten."
    „Oh ..." Er winkte ab. „Das war wirklich nicht Ihr Fehler. Ich wusste schließlich, dass Radcliffe keine Verwandten hatte, was mich zu der Frage führte, wer Sie eigentlich waren. Und möglicherweise würde ich es trotzdem nicht herausbekommen haben, wenn Sie Ihre Namen geändert hätten."
    Charlie seufzte. Ihre Namen waren tatsächlich der schwächste Punkt in dem ganzen Plan gewesen. Doch nachdem sie sie Radcliffe bereits genannt hatten, waren sie zu dem Schluss gelangt, dass Charlotte und Elizabeth recht unauffällige, weil beinahe königliche Namen waren, mit denen sie wohl kaum Schwierigkeiten bekommen würden.
    Im Übrigen war ihnen die Möglichkeit, erkannt zu werden, geringer erschienen, als wenn sie sich anders nannten und sich dann versehentlich beim richtigen Namen riefen oder darauf reagierten. Dennoch würden sie ihre Namen niemals geändert haben, wenn sie zuvor jemals in London gewesen und so wenige Menschen seit dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Landgut gekommen wären.
    „Sie hätten Radcliffe lieber die Einhaltung dieser Verabredung überlassen sollen."
    Da Norwichs bedauernder und müder Tonfall Charlie misstrauisch machte, blickte sie ihn scharf an. „Ja, nur war er leider gerade nicht greifbar. Er befand sich nicht einmal im Haus, und in Ihrem Brief hieß es, falls er nicht erscheine, würden Sie die gesamte Gesellschaft informieren. Abgesehen davon - weshalb sollte er Sie auszahlen? Wir haben ihn ja genauso genarrt."
    „Wusste er tatsächlich nicht, dass Sie eine Frau waren?"
    Sie schüttelte den Kopf. „Meinen Sie etwa, er würde mich in ein Bordell geschleppt haben, wenn er die Wahrheit geahnt hätte?"
    „Ein gutes Argument", erwiderte er trocken. „Dort sah ich Sie nämlich zum ersten Mal."
    Charlie neigte den Kopf. „Ach wirklich?"
    „Ja. Ich beobachtete, wie Sie aus dem Zimmer schlichen, dann jede Tür auf diesem Korridor prüften und am Ende in diesen Raum hier schlüpften. Was suchten Sie

Weitere Kostenlose Bücher