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Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hier?"
    „Radcliffe", antwortete sie. Sie erinnerte sich ganz genau an jene Nacht.
    „Ich merkte gleich, dass Sie eine Frau waren."
    Charlie erschrak bei dieser Behauptung und schüttelte dann den Kopf. Sie versuchte gar nicht erst, ihre Zweifel zu verbergen.
    „Oh selbstverständlich. Ganz London ließ sich täuschen, nur Sie nicht!"
    Er zuckte die Schultern. „Es lag nur an Ihrem Aufzug, nehme ich an. Hätte ich Sie zuerst im Theater oder auf einem Ball getroffen, würden Sie mich möglicherweise ebenfalls genarrt haben. Doch Sie sind mir nun einmal zuerst in einem Bordell begegnet."
    Als Charlie ihn darauf nur schweigend anschaute, redete er weiter. „Die Frauen hier tragen alle möglichen Kostümierungen, um ihren Kunden zu gefallen, und Sie sah ich zuerst von hinten, als Sie aus dem Raum dort kamen."
    Sie zog fragend die Brauen hoch. „Und?"
    „Ihre Hüften sind viel zu ausladend und zu wohlgeformt für die eines Knaben. Sie sind ungemein attraktiv, um die Wahrheit zu sagen. Und da ich zuvor noch niemals die Rückenansicht eines Mannes attraktiv gefunden hatte, mussten Sie eine Frau sein." Als sie errötete, grinste er sündig, fuhr jedoch fort: „Ich dachte mir, Sie wären vielleicht ein neues Mädchen, das einem der Männer hier diese Rolle vorspielte."
    „Verstehe." Charlie räusperte sich. „Und als wir Ihnen dann als Radcliffes Verwandte vorgestellt wurden - wobei Sie doch wussten, dass der Lord gar keine Verwandten hatte -, zählten Sie einfach zwei und zwei zusammen und beschlossen, uns zu erpressen."
    „Bei Ihnen hört sich das ziemlich unanständig an." Norwich verzog das Gesicht.
    „Sind Sie das denn nicht?"
    Er lachte freudlos. „Nicht halb so unanständig, wie ich noch sein werde", sagte er sehr leise und nahm seine Pistole wieder an sich.
    Unwillkürlich senkte Charlie den Blick auf die Waffe, wobei sie die Gravur auf dem stählernen Lauf sowie die Initialen im Kolben sah. „Der Gasthof!"
    Bei diesem leise ausgesprochenen Wort runzelte Norwich die Stirn. „Was?"
    „Daher kenne ich Ihre Pistole", erklärte sie. „Ein Gasthof an der Landstraße nach London. Der Gastwirt zeigte sie mir. Er erzählte, er habe sie von einem Burschen bekommen, der sein ganzes Geld beim Glücksspiel an einen anderen Kunden des Gasthofs verloren hatte und dann versuchte, sich vor dem Bezahlen seiner Rechnung zu drücken. Diese Pistole dort sah genau wie Ihre aus. Sie trug ebenfalls Initialen", entsann Charlie sich und zog die Stirn kraus, weil sie sich an diese Buchstaben nicht mehr genau erinnern konnte. „R. N."
    „Richtig", sagte sie unsicher. Radcliffe hatte ihr erzählt, Norwich sei nach dem König benannt worden und hieße George.
    „Das ,R' steht für Robert. Mein Bruder", erklärte er. „Robert Norwich. Die beiden Pistolen gehörten ihm, ein identisches Paar. Als Robert starb, gingen sie auf mich über, und ich behielt sie aus Sentimentalitätsgründen. Deshalb händigte ich auch nicht einfach eine davon statt des Geldes dem Gastwirt aus. Ich wollte mir vielmehr die Schande ersparen, bei Nacht und Nebel zu verschwinden und dann womöglich geschnappt zu werden."
    „Sie müssen Ihren Bruder sehr geliebt haben."
    „Um Himmels willen, nein! Ich verabscheute ihn zutiefst." Finster blickte er auf die Pistole in seiner Hand. „Wenn ich erst einmal das Geld von Radcliffe habe, werde ich zu diesem Gasthof zurückkehren müssen, um mir die zweite Waffe zurückzuholen ..."
    Leicht verwirrt schüttelte Charlie den Kopf. „Wieso? Sie sagten eben, Sie verabscheuten Ihren Bruder. Weshalb wollen Sie denn dann noch seine Pistolen? Und wie können Sie für die Waffen sentimentale Gefühle hegen, wenn sie ihn so sehr verabscheuten?"
    „Weil ich ihn mit diesen Waffen getötet habe."

20. KAPITEL
    Entsetzt sah Charlie Norwich an. „Sie haben was ...?“
    „Ihn getötet“, wiederholte er ganz langsam, als hätte er eine Schwachsinnige vor sich. „Jawohl. Mit seinen eigenen Pistolen. Können Sie sich das vorstellen? Das war bislang die Krönung meines Lebens. Ich sehe noch jetzt seinen Gesichtsausdruck vor mir.“ Einen Moment blickte er in die Ferne und genoss offenbar das Bild vor seinem geistigen Auge. Dann seufzte er. „Nun ja, so ist das Leben nun mal. Man wartet eine Ewigkeit auf eine solche Freude, und wenn sie endlich eintritt, verfliegt sie viel zu schnell.“ Charlie verlor allmählich die Geduld. „Könnten wir bitte zu dem Mord an Ihrem Bruder zurückkehren?“
    „Oh, hatten wir dieses Thema

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