Zärtlichkeit des Lebens
deiner Heirat einer spontanen Laune gefolgt bist. Deine Ehe kann leicht beendet werden.«
»Meine Ehe geht nur mich etwas an«, gab Sarah zurück. »Ob ich sie weiterführe oder mich scheiden lasse, das werde allein ich entscheiden. Abgesehen davon verspüre ich keineswegs den Wunsch, mit dir zusammen zu sein, Januel. Und außerdem widert mich dieses Gespräch an.«
»Sarah, strafe mich nicht länger.« Er verstärkte seinen Griff, als sie sich von ihm losreißen wollte. »Wir könnten so viel zusammen erleben.«
»Dessen bin ich mir sicher«, pflichtete sie ihm bei. »Mit ein paar Millionen, damit wir es gemütlich haben. Du kannst mich nur einmal zum Narren halten, Januel. Du bist ein Opportunist, ein Schmarotzer.«
Seine Augen flackerten. »Und was ist dein Mann?«
»Ich rede nicht mit dir über Byron. Laß mich jetzt los.«
»Warum bist du hier?« fuhr er fort und zog sie in seiner zunehmenden Gereiztheit näher an sich. In seiner Stimme schwang überraschenderweise Verzweiflung mit. »Tausende von Kilometern entfernt von ihm. Sowie ich erfuhr, daß du hier bist, bin ich losgefahren. Und diesmal hörst du mir zu! Sei doch realistisch, Sarah. Deine Ehe mit Byron ist schon jetzt am Ende.«
Sie standen sich jetzt so nah, Gesicht an Gesicht, daß sich ihre Atemwolken vermischten.
»Wir beide zusammen könnten Haladay übernehmen. Ein paar Jahre, mehr brauchen wir nicht dazu. Ich weiß, wie das zu machen wäre und brauche lediglich deinen Einfluß dazu. Und dann könnten wir es noch viel weiter bringen!« Die Worte sprudelten ihm in seiner Erregung nur so heraus, aber sie konzentrierte sich auf seine Augen. »Byron ist ein Tölpel, wie auch Haladay einer war. Zu viele Skrupel, zu penibel. Man kann Gewinne erwirtschaften, auf die er im Traum nicht kommt.«
»Wovon redest du?« Sie starrte ihn an. Auf einmal durchschaute sie ihn. »Redest du davon, Geschäftsgrundsätze zu ändern?«
»Es gäbe keine Veränderungen, geringfügige Rechtsbeugungen. Du bist doch klug genug zu wissen, daß das tagtäglich gemacht wird. Man muß eben bestimmte Opfer bringen, wenn man unter dem Finanzrahmen bleiben will.«
»Opfer? Hast du viele Opfer gebracht, Januel? Wurden am Delacroix-Projekt Opfer gebracht, von denen ich nichts erfuhr?«
»Das Delacroix ist ein Erfolg. Welchen Unterschied macht es da schon?« Er schüttelte sie zornig. »Zum Moralisieren habe ich keine Zeit. Ich brauche deine Hilfe.«
»Ist Byron deshalb gekommen? Ist er aus diesem Grund so lange in Paris geblieben? Hat er deine Machenschaften aufgedeckt? Hat er Max davon berichtet?« Sie stemmte ihm die Hände gegen die Brust. »Er hätte dich auf der Stelle entlassen.
Du bist schlimmer als ein Schmarotzer. Du bist ein Betrüger, ein Dieb.«
Er packte sie noch fester, und seine Miene wurde unnachgiebig. »Ich sehe das realistisch, Sarah, und ich bin in meinem Beruf ein As. Du bist zu ehrlich, um das Gegenteil behaupten zu können. Ich brauche deine Unterstützung in meiner Auseinandersetzung mit Byron. Ich muß meine Stellung schnell festigen.«
»Deine Stellung?« warf sie ihm hin. »Du hast keine Stellung mehr, wenn Byron dich erledigt. Ich wünschte nur, Max hätte noch das Vergnügen gehabt, dich hinauszuwerfen.«
»Das hätte er auch, aber sein cholerisches Temperament hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hätte es besser wissen sollen, als mit einer solchen Herzkrankheit in Wut zu geraten.«
»Was sagst du da?« Sie erstarrte und packte ihn am Jackett.
»Du warst bei ihm? Du warst bei Max?«
»Er war wütend«, meinte Januel. »Ich bin überzeugt, er hätte mich geohrfeigt, aber dazu ist er nicht mehr gekommen. Du brauchst mich nicht so entsetzt anzuschauen. Ich konnte nichts mehr machen. Er war sofort tot.«
Sie riß die Augen auf. »Du hast ihn allein gelassen. Du hast ihn da allein liegenlassen, die ganze Nacht.« Die Worte brachen aus ihr hervor. »Wie konntest du nur? Du hast es niemandem gesagt, hast keine Hilfe geholt. Du hast ihn einfach auf dem Fußboden liegenlassen.«
»Was hätte es schon genutzt, wenn ich jemand geholt hätte?
In was für eine unmögliche Situation hätte ich mich da hineinmanövriert? Er war tot«, wiederholte er und schüttelte sie.
»Sein eigener Zorn, seine eigene Sturheit haben ihn umgebracht.«
»Und du bist davongelaufen.« Sie schlug ihm einmal kräftig ins Gesicht, dann noch einmal. »Du hast ihn allein gelassen.
Dreckskerl, nimm deine Hände von mir!« Sie hätte ihn noch einmal
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