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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dünner, als sie sein sollte.
    »Hast du Hunger?«
    Sarah schaute zu ihm auf. »Ich frühstücke nie«, lehnte sie lächelnd ab. Als er darauf nicht reagierte, stellte sie den Tee beiseite. »Byron, bitte, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll.«
    Sie nahm seine Hand. »Ich weiß nicht, wie…« Stirnrunzelnd senkte sie den Blick. Auf seinem Handrücken war die Haut abgeschürft, die Knöchel wundgerieben. »Was hast du mit deiner Hand gemacht?« Erschrocken nahm sie sie in beide Hände. »Hast du dich mit jemandem geprügelt?« fragte sie ungläubig als sie ihm wieder in die Augen schaute. Einen Moment lang erschien ihr die Frage absurd, dann fiel ihr Januel ein. »Byron…«
    »Ich hätte diesen Saukerl umgebracht, wenn ich ein paar Minuten länger Zeit gehabt hätte.« Er sprach ganz nüchtern, während er die Zigarette in einem bereits überquellenden Aschenbecher ausdrückte. »So konnte ich ihm nur den Kiefer und die Nase brechen, vielleicht noch ein paar Rippen. Jetzt schaut er nicht mehr so aus, als wäre er einem Renaissancegemälde entsprungen.« Ihre entsetzte Miene erzürnte ihn. »Er hätte dich da draußen verrecken lassen!«
    Sarah fuhr sich durch die Haare. »Aber hat er dir nicht Bescheid gegeben, wo ich war? Ich dachte… Woher hast du es denn gewußt?« Sie hielt kurz inne, als ihr ein Gedanke zum erstenmal in den Sinn kam. »Byron, was machst du hier überhaupt?«
    Er steckte die Hände wieder in die Hosentaschen. »Dallas hat mich angerufen.«
    »Dallas?« wiederholte Sarah verdutzt. »Dallas hat dich angerufen?« Sie schwieg, dann nickte sie. »Ach so. Ich würde gerne sagen, daß sie das nicht hätte tun sollen. Aber da ich andernfalls wahrscheinlich nicht mehr am Leben wäre, verkneife ich mir das lieber.«
    »Du warst nicht in deinem Zimmer«, fuhr Byron fort.
    »Nirgendwo warst du zu finden. Der Mann an der Rezeption erinnerte sich, daß du irgendwann nach dem Abendessen weggegangen bist. Aber er konnte nicht sagen, ob du wieder zurückgekommen warst. Also habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht.«
    »Dafür bin ich dir unendlich dankbar.« Sie warf die Decke zurück.
    »Du darfst nicht aufstehen«, meinte Byron und kam auf sie zu.
    »Ich möchte ausprobieren, ob ich aufstehen kann, ohne auf die Nase zu fallen.« Es gelang ihr, indem sie sich auf den Bettpfosten stützte, allerdings spürte sie noch die Nachwirkungen der Medikamente. Sie trug ein langes, weites Kleinmädchennachthemd mit einem üppigen Smokeinsatz über der Brust. Byron verspürte eine unmögliche Regung und wandte sich ab.
    »Ich hol’ dir deinen Bademantel.« Er brachte einen dicken Chenillemorgenmantel und half ihr hinein.
    »Byron.« Sarah schaute auf ihre Hände, als sie den Gürtel zuknotete. »Ich weiß, wir haben uns nicht gerade im Guten getrennt. Und ich möchte dich um Verzeihung bitten für das, was ich dir vor meiner Abreise an den Kopf geworfen habe.«
    »Ich möchte keine Entschuldigung hören.«
    »Byron, bitte.«
    »Du hattest guten Grund dazu. In der Nacht, als du zwischen Wachsein und Bewußtlosigkeit hin und her gedämmert bist, hast du Kay erwähnt. Ich kümmere mich darum, wenn ich wieder in Phoenix bin.«
    »Ich hätte das nicht sagen sollen.« Kopfschüttelnd machte sie einen Schritt auf ihn zu. »Ich habe es nicht geglaubt.«
    »Es gibt keinen Grund, warum du das nicht hättest glauben sollen. Was Max angeht, war ich mir bis vergangene Nacht selbst nicht völlig sicher, daß ich keine Verantwortung dafür trug.« Er schaute ihr gefaßt in die Augen. »Ich war bei ihm. Er stand unter großer Anspannung. Wir stimmten in einigen Punkten nicht überein. Ich dachte, ihm gehe es gut, als ich ihn verließ, aber… andererseits konnte ich mir dessen nicht völlig sicher sein.«
    Sarah dachte daran, was er wohl in den Tagen nach Max’ Tod durchgemacht hatte. Was er empfunden haben mußte, als sie dagestanden und Antworten von ihm gefordert hatte. »Ach, Byron.« Vor Mitleid klang ihre Stimme rauh, als sie die Hand nach ihm ausstreckte.
    »Faß mich nicht an!« fuhr er sie an und wich zurück.
    Mit vor Entsetzen geweiteten Augen riß Sarah sofort die Hand weg und versteckte sie hinter dem Rücken.
    Sie setzte sich wieder aufs Bett und umklammerte fest ihre Knie. »Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn wir das Nötige regeln. Ich hätte das alles schon vor meiner Abreise aus Phoenix erledigen sollen, aber ich wollte nur weg.«
    »Ja, dessen bin ich mir bewußt.«
    »Hast du… das Scheidungsverfahren

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