Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Schulter.
    »Nicht.« Er hob die Hand sofort wieder, als sie ihn ansah.
    »Du solltest schauen, daß du dich noch ein wenig ausruhst.«
    »Ich würde mich aber sehr gerne unterhalten.« Entschlossen setzte sie sich auf.
    »Der Arzt meinte, du könntest nach dem Aufwachen Tee trinken, wenn du Durst hast.« Ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, sah er ihr zu, wie sie sich die Kissen zurechtrückte.
    »Er hat ein Schmerzmittel dagelassen, falls dein Kopfweh zu schlimm werden sollte. Er glaubt, daß du eine leichte Gehirnerschütterung hast. Auf alle Fälle mußt du dich heute nachmittag röntgen lassen. Du hast auch ein paar Schrammen abbekommen.« Er ballte die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten. »Gebrochen hast du dir zum Glück nichts.«
    »Eine gute Nachricht.« Sarah lehnte sich zurück. »Ich hätte gerne einen Tee, aber die Medikamente möchte ich so schnell wie möglich weglassen. Ich bin ohnehin ein bißchen benommen.«
    »Ich koche welchen.« Er ging in Sarahs kleine Kochnische.
    Aufgestützt auf die Kissen und warm eingepackt unter der Steppdecke, saß Sarah still da und verfolgte die Morgendämmerung. Vor ein paar Stunden hatte es zu schneien aufgehört, und die Sonne verdrängte soeben die Dunkelheit.
    Sarah fragte sich, ob sie sich alles nur eingebildet hatte. Dann erforschte sie mit den Fingern ihren Hinterkopf, und die Beule und ihre Kopf schmerzen bestätigten ihr, daß es Realität war.
    Sie schloß die Augen. Verschwommen erinnerte sie sich – wie an einen Alptraum, der in der Nacht grauenerregend lebendig erscheint, aber am Morgen seltsam weit weg ist. Byron brachte den Tee mit Tasse und Untertasse und stellte ihn aufs Nachtkästchen. Sie bedankte sich mit einem Lächeln.
    »Danke. Ich erinnere mich kaum mehr an das, was passiert ist, nachdem du mich gefunden und hochgezogen hast.« Sie atmete schnell. »Eigentlich weiß ich auch das nicht genau; die Einzelheiten sind reichlich unscharf.« Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie ihn. Er hatte verstrubbelte Haare, war unrasiert, seine Kleidung verknittert.
    Anscheinend hatte er nicht geschlafen. Ehe sie den Mund aufmachen konnte, redete er schon.
    »Du bist ohnmächtig geworden«, sagte er. »Ich habe dich hierhergetragen. Ein Arzt hat dich dann untersucht.«
    »Du änderst dich aber auch nicht«, murmelte sie. Vorsichtig beugte sie sich vor, um an die Teetasse zu kommen. »Schildere es doch denen, die den letzten Akt versäumt haben, ein bißchen ausführlicher. Ich weiß nicht, was ich dir alles über Januel erzählt habe, aber…«
    »Ich wußte von gewissen Schmiergeldern«, unterbrach Byron sie schroff. Sarah erwiderte nichts, sondern nippte nur ihren warmen, süßen Tee. Er beobachtete, wie sie die Tasse mit beiden Händen umfing, und zündete sich eine Zigarette an.
    »Nach Paris bin ich unter anderem deshalb gefahren, um einem Bericht, den Lafitte mir geschickt hatte, nachzugehen. Ich brauchte einige Zeit, um die Unklarheiten durch verschiedene Kanäle bis zu Bounnet zurückzuverfolgen. Er hatte sich ausgezeichnet abgesichert.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, meinte Sarah.
    »Selbsterhaltung steht bei Januel an allererster Stelle.« Seufzend schaute sie auf ihren bernsteinfarbenen Tee.
    »Lafitte würde noch leben, wenn die Schrauben für die Leisten nicht von minderer Qualität gewesen wären.«
    »O mein Gott.«
    Byron drehte sich um und erkannte an ihrem Blick, daß ihr der Schrecken in die Glieder fuhr. »Ein bißchen bei den Klempnerarbeiten, ein bißchen bei der Holzverarbeitung. Er hätte vielleicht noch länger so weitermachen können, wenn er beim Kulturzentrum nicht allzu habgierig geworden wäre.
    Lafitte hat das eine und andere mitgekriegt und mich informiert.«
    »Armer Paul. Und Max.« Ihr Blick richtete sich wieder auf Byron. »Er war bei Max, als…«
    »Ich weiß. Du hast es mir erzählt. Ich habe mich schon darum gekümmert.«
    »Aber wie?« Sarah richtete sich höher auf. Ungeduldig strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. Dabei sah er den Ring an ihrem Finger aufblitzen.
    »Ich sagte, ich habe mich darum gekümmert«, wiederholte Byron und stieß verärgert eine Rauchwolke aus. »Lassen wir das Thema.«
    Bei dieser Zurückweisung senkte Sarah den Blick. Ihre Wangen waren fast so weiß wie die Kissenbezüge, aber er sah an ihrem rechten Backenknochen ein bläuliches Mal. Er dachte an die blauen Flecken überall auf ihrem Körper, die ihm aufgefallen waren, als er sie ausgezogen hatte. Und sie war dünn,

Weitere Kostenlose Bücher