Zärtlichkeit des Lebens
stolzierte sie zu Byron.
»Nur weil Sie so nett darum gebeten haben. Sie erinnern sich doch, ich bin Architektin, keine Bardame.« Sie knallte ihm das Glas hin und schickte sich an zu gehen. Byron packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich auf das Sofa.
»Sind Sie sauer, Sarah?«
»Haben Sie denn etwas getan«, erwiderte sie und versuchte, den Zorn in ihrer Stimme zu zügeln, »was mich möglicherweise hätte verärgern können? Von ihrer unverschämten Art einmal abgesehen.«
Als Antwort darauf lächelte er. In seine Augen trat eine Verwegenheit, die sie an ihm vorher noch nie wahrgenommen hatte.
»Ich gehe jetzt«, sagte sie schnell, doch als sie aufstand, hielt er sie noch immer am Handgelenk fest. Langsam erhob er sich auch.
»Nein«, verbesserte er sie. »Das machen Sie nicht.«
Er sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck änderte – wie immer größere Wut in ihr aufstieg, je mehr sie seine Worte auf sich wirken ließ.
»Ich gehe heim, Byron. Die Bürozeit ist vorbei.«
»Aus eben diesem Grund gehen Sie nirgends hin. Diesmal nicht.« Er ließ die Hand von ihrem Handgelenk zu ihrer Taille gleiten und zog sie an sich. »Das hat nichts mit der Arbeit zu tun, sondern nur mit dir und mir, Sarah.«
»Sie haben kein Recht…«
»Mach deinen Knoten auf.«
»Scheren Sie sich zum Teufel.« Sarah stemmte sich gegen ihn, aber er zog sie noch näher heran. Lachend fuhr er ihr mit der freien Hand durchs Haar, wobei die Haarnadeln herausglitten. Schwer fiel ihr Haar herunter. Zornig warf sie den Kopf in den Nacken. »Niemand hält mich fest, wenn ich es nicht will.«
»Ich weiß.« Er legte auch den anderen Arm um sie.
Bei dem verzweifelten Versuch, sich zu befreien, geriet Sarah ins Stolpern, doch Byron fing die Bewegung ab. Mit einem überraschten Aufkeuchen klammerte sie sich an ihn, und beide fielen hin. Dabei nahm er sie schützend in die Arme, rollte sich dann aber sofort herum und legte sich auf sie. Außer Atem packte Sarah ihn an den Schultern. »Mistkerl«, brachte sie heraus, aber das klang bereits kraftlos.
Byron strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Ihre Haut fühlte sich warm an. Er sah, wie in ihren Augen Verlangen mit Wut kämpfte. Sie begehrte ihn, und er wußte es.
Langsam, ihren Blick festhaltend, senkte er den Mund. Ihre Lippen waren seidenweich, Sarah verstärkte den Druck ihrer Finger auf seine Schultern, aber er ließ seinen Mund nur einen Hauch lang auf dem ihren verweilen, fuhr mit der Zunge die Kontur ihrer Lippen nach und wartete. Sie bebte, und sanft fing er ihre volle Unterlippe mit den Zähnen ein. Sarahs Augen verschleierten sich und ihre Lider flatterten, als sie aufstöhnte.
Er hatte lange genug gewartet; nun küßte Byron sie voll.
Sie erfuhr, daß Begierde überwältigend sein konnte, klammerte sich an ihn, verzehrte sich nach ihm, zerrte an seinen Kleidern, wollte ihn unbedingt berühren, lieferte sich ganz diesem brennenden Verlangen aus. Schon lagen ihre Kleider neben ihr, und sie fingerte an seinem Gürtel, während er ihr Hemd und Slip auszog.
»Jetzt«, flüsterte sie, und ehe sie ihre Bitte noch einmal äußern konnte, war er schon in ihr.
Sie erreichte sofort den Höhepunkt – trieb auf einer Woge der Empfindungen dahin, die ihr den Atem raubte und klammerte sich nach Luft ringend an ihn. Dann lag sie erschöpft und benommen da.
Byron hatte das Gesicht in ihrem Haar vergraben. Sie konnte seine langen, tiefen Atemzüge hören. Obwohl er mit seinem ganzen Gewicht auf ihr ruhte, lag sie still da und kostete diese Empfindungen ganz aus.
Sein Herz dröhnte an dem ihren, sein Atem strich ihr warm über die Kehle. Der Teppich unter ihrem Rücken fühlte sich weich an, sein Körper auf ihr jedoch hart. Seine Haut war feucht wie die ihre. Sarah spürte, wie er das Gewicht verlagerte, als er den Kopf hob, um sie anzuschauen. Ihr eigener Blick war seltsam verschleiert.
Während er sie ansah, versuchte Byron, sich über seine Gefühle klar zu werden. Noch nie hatte er sich in diesem Ausmaß für eine Frau interessiert, hatte noch nie dieses völlige Aufgehen in einem anderen Menschen erfahren. Sarah legte ihm die Hand auf die Wange.
»So etwas habe ich noch nie erlebt.« Mit ihrem heiseren Flüstern entwaffnete sie ihn vollends.
Zum Teufel mit dieser Frau,
dachte er und küßte sie wieder voller Leidenschaft. Obwohl sie ihm jetzt zu gehören schien, konnte er ihre Kraft spüren. Er hatte sich getäuscht, als er annahm, sie habe sich ihm hingegeben. Vielleicht, und das war
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