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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Handbewegung ab.
    »Ich habe schon vor fünfzig Jahren meinen Teil Thunfisch gegessen.« Er lehnte sich zurück und beobachtete sie. Auch er bemerkte Veränderungen; eine Spur von kaum beherrschtem Kummer. »Byron hat mich wegen Lafitte angerufen. Er war ein guter Kerl.«
    Sarah nickte.
    »Wenn man lange auf Baustellen arbeitet, sieht man zwangsläufig Unfälle. Viele tüchtige Leute lassen ihr Leben auf dem Bau, Sarah, daran kann nichts auf dieser verfluchten Welt etwas ändern. Lassen Sie sich das von einem Mann sagen, der seit mehr als einem halben Jahrhundert in diesem Geschäft ist.
    Herrgott im Himmel.« Angesichts seiner eigenen Feststellung schüttelte er den Kopf. »Das ist ja viel zu lange.«
    »Nicht für Sie«, erwiderte Sarah lächelnd.
    Bei seinem Grinsen hob sich sein Schnurrbart. »Sie und Byron denken das gleiche.«
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich die Überraschung so deutlich, daß es fast komisch war. »Tatsächlich?« Sie legte die Stirn in Falten.
    »Die Berichte über das Delacroix sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt alle positiv«, begann er, da er ihr Stirnrunzeln bemerkte. »Es ist Ihnen gelungen, Byron zu beeindrucken kein leichtes Unterfangen. Auch Bounnet berichtet nur Gutes.« Sarah biß von ihrem Brötchen ab, dennoch entging Haladay die leichte Veränderung ihres Teints nicht. »Ceseare äußert nichts als Lob über Sie.«
    »Bekomme ich eine Gehaltserhöhung?« fragte Sarah mit vollem Mund.
    »Fünftausend im Jahr.«
    Vor Überraschung hob sie abrupt die Brauen. Schweigend beobachtete sie ihn, während sie kaute und schluckte. »Sie kleckern nicht gern, nicht wahr?« Ihr gefiel sein herzliches Lachen.
    »Wenn ich Ihnen angenehme Bedingungen schaffe, dann juckt es Sie vielleicht nicht allzu bald, selbst was auf die Beine zu stellen.« Sein Lächeln verblaßte. »Junge Leute sind rastlos.
    Haben’s viel zu eilig, sich selber was aufzubauen. Sie schauen nicht auf das Ende. Nicht einmal auf morgen. Sie als Architektin müssen an morgen denken.« Er schaute ihr plötzlich scharf in die Augen. »Das haben wir gemeinsam.« Einen Moment ruhte sein Blick auf ihrem Gesicht. Irgend etwas daran verwirrte sie.
    Die Skizzen für die Bibliothek hielten Sarah bis weit nach fünf Uhr in ihrem Büro. Ihr schössen die Ideen nur so im Kopf herum, und sie wollte sie unbedingt aufs Papier bringen.
    Nächste Woche, dachte sie, fahre ich hoch und schaue mir das Grundstück an. Aber meine Ideen taugen etwas. Die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt, konzentrierte sie sich auf die Dachlinie.
So
wird es gut.
»Sarah.«
    Sarah sog Luft ein, ließ den Bleistift fallen und wirbelte samt dem Stuhl herum. Dallas stand mitten im Zimmer, die großen, mageren Hände in den Taschen ihrer weißen Leinenhose vergraben. Sie sah zu, wie Sarahs überraschter Gesichtsausdruck wich, entdeckte aber weder die Wachsamkeit noch die Distanz, die sie eigentlich erwartet hatte. Tief Luft holend kam sie näher.
    »Entschuldige, aber ich habe geklopft.« Dallas schüttelte den Kopf, da sie sich dabei ertappte, nicht weiter zu wissen.
    »Es tut mir leid.«
    »Ist schon in Ordnung«, meinte Sarah, die den wahren Grund für die Entschuldigung erriet.
    »Nein, nein.« Dallas machte noch einen Schritt auf Sarah zu, dann wandte sie sich ab. Sie bewegte sich ruckartig und unsicher. Schließlich zog sie die Hände aus den Taschen und umklammerte ihre Ellbogen. »Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich habe Tage gebraucht, bis ich den Mut fand, dir gegenüberzutreten. Sarah, ich weiß nicht, wie ich um alles in der Welt nur solche Gedanken sagen konnte.« Sie drehte sich wieder zu Sarah um; ihre Augen waren weit geöffnet und schimmerten dunkel. Jetzt begannen die Tränen zu fließen. »Ich weiß nicht, warum ich mich so benommen habe.«
    »Dallas…«
    »Nein.« Sie schüttelte ungestüm den Kopf. »Herrgott, Sarah, ich wußte, daß du dich zu Tode geängstigt hast, ich wußte, daß dir dieser Mistkerl weh getan hatte, und trotzdem habe ich… ach
Scheiße!«
Ungeduldig wischte sie sich die Tränen ab. »Ich wollte euch beide ohrfeigen. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen, nicht einmal, als ich erkannte, was ich dir damit antat. O Gott.« Sie wandte sich wieder ab. »Ich kann es noch immer nicht fassen. Es war schlimmer, unendlich viel schlimmer als das, was Evan dir angetan hat, denn ich bin schließlich deine Freundin. Du müßtest dich doch auf mich verlassen können.« Sie setzte sich auf Sarahs Schreibtisch und stand sofort wieder auf,

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