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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Gold oder Iridium oder ein anderes exotisches Metall schmuggelte, indem er damit die Innenwand der Außenhülle verkleidete. Aber das schien mir dann doch zu kompliziert und zu banal für jemanden mit Camerons Ruf und Mitteln. Zumal es nicht einmal ansatzweise das immer zwanghaftere Interesse der Patth an uns erklärte.
    Ich hatte mir auch den Umstand zunutze gemacht, dass Tera und Shawn mit dem Computer beschäftigt waren, und ihre Kabinen einer Inspektion unterzogen, wobei die Suche in beiden Fällen aber ergebnislos verlief. Keiner von ihnen unterhielt ein verborgenes Waffenlager, bewahrte geheime Codebücher der Patth oder Anleitungen auf, wie man ein Sternenschiff sabotierte. Andererseits fand ich in Teras Kabine auch nichts, was ihre Mitgliedschaft in einer dieser religiösen Sekten bestätigt hätte, in denen man sich nur unter dem Vornamen kannte. Vielleicht gehörte sie auch nur zu der vorsichtigen Sorte, die Fremden nicht gern ihren vollmundigen Namen preisgab.
    Insgesamt hatte die Moral der Mannschaft auf dieser Klappe der Reise gelitten. Everetts stille Vorbehalte gegen den Besuch eines Horts des Verbrechens wie Morsh Pon wurden alsbald laut geäußert, und als wir ungefähr zwei Stunden unterwegs waren, machten er, Shawn und Tera Front gegen mich und verlangten, dass ich ein anderes Ziel für unseren nächsten Tankstopp auswählte. Nicabar und Chort schlossen sich den »Rebellen« nicht an; wobei ich Im Fall von Nicabar aber das untrügliche Gefühl hatte, dass er sich fragte, ob ich Morsh Pon bewusst ausgewählt hatte, um zu verhindern, dass er und Tera eine vertrauenswürdigere Person als Ersatz für mich fanden.
    Kurz gesagt, es waren frustrierende und strapaziöse dreieinhalb Tage für uns alle. Und mit der Aussicht auf Morsh Pon nahm ich auch nicht an, dass es in absehbarer Zeit besser würde.
    Es war am späten Nachmittag beziehungsweise am frühen Abend im Hauptterritorium der Kolonie Morsh Pon, als wir über dem Planeten standen. Die Sonnenuntergangslinie verlief vielleicht noch eine Stunde vor dem Blauen Bezirk, unserem Bestimmungsort. Wir waren das einzige ankommende Schiff, obwohl ich ein paar startende Frachter sah: alle mit Kennungen, die wahrscheinlich genauso falsch waren wie unsere. Ich gab dem Kontrollzentrum unseren Zielhafen durch, und mir wurde ein Quadrant zugewiesen. Dann tauchte ich mit der Ikarus in die Finsternis ab.
    Die anderen warteten schon alle unter der Verschalung, als ich das Schiff gesichert, Betankungspersonal angefordert und nach achtern gegangen war. Die Zugangsluke war noch nicht geöffnet; sie hatten anscheinend einstimmig entschieden, dass mir die Ehre gebührte, von einer der verirrten Kugeln getroffen zu werden, die womöglich durch die bleihaltige Luft zischten. Ich ließ die Plasmawaffe im Holster stecken – außer Nicabar wusste niemand von der Waffe, und ich hielt es auch nicht für nötig, damit hausieren zu gehen – und gab den Öffnungscode für die Luke ein. Dann wartete ich gespannt, während sie sich träge öffnete. Dieser spezielle Raumhafen verfügte nicht über die praktischen Landemulden, in deren Genuss wir auf den letzten Stationen gekommen waren – mit dem Ergebnis, dass ich von einer zehn Meter hohen Warte den Blick über die Landschaft schweifen ließ.
    Ich war zwar noch nie auf Morsh Pon gewesen, konnte mir aber dennoch nicht vorstellen, dass die Aussicht hier oben schöner war als auf Bodenhöhe. Selbst im buchstäblich zwielichtigen Schein der Straßenbeleuchtung sahen die Tavernen, die billigen Bordelle und andere ausgesuchte Etablissements, die sich in die engen Räume zwischen den verschiedenen Landefeldbereichen quetschten, schmuddelig und unfreundlich aus. Fenster und Türöffnungen der meisten Gebäude waren dunkel, was den allgemeinen Eindruck der Düsterkeit noch verstärkte. Hinter der Gebäudezeile, vor der wir standen, befand sich ein leerer Landefeldbereich, der inmitten der unregelmäßigen Gebäudereihen, die ihn umgaben, wie eine Art Lichtung wirkte. Ein paar Sterne waren am sich verdunkelnden Himmel zu sehen, aber selbst sie funkelten geradezu verschämt, als ob sie lieber nicht auf den Blauen Bezirk herabsehen wollten.
    »Interessant«, murmelte Ixil neben mir. »Wo stecken die denn alle?«
    Ich runzelte die Stirn und betrachtete die Szene mit neuen Augen. Er hatte Recht. Die dunklen Gebäude und leeren Landefeldbereiche direkt vor mir hatte ich schon bemerkt; und als ich mich nun im Eingang etwas nach vorn beugte, sah

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