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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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pelzgesichtiger Ulkomaal die Ellbogen auf den Tresen gestützt und starrte verdrießlich auf den kalten Kamin. Er schaute auf, als ich den Raum betrat, und sein Augenbrauenwulst nahm vor Erstaunen eine leicht purpurne Farbe an. »Dann war es also doch ein Schiff, das ich gehört habe«, sagte er und nahm Haltung an. »Willkommen, Patronae, willkommen.«
    »Danke«, sagte ich und ließ flüchtig den Blick über die Gäste schweifen. Die Piraten hatten aufgeschaut, als wir hereinkamen, und sich nach einer schnellen Musterung wieder ihren Getränken gewidmet. Die zwei Frauen betrachteten uns noch immer, und das vermummte Trio weiter hinten hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich zu uns umzudrehen. Vielleicht waren sie schon zu betrunken, um überhaupt noch etwas zu merken – obwohl die für schlafende Zecher typische Kollektion leerer Gläser hier fehlte. Andererseits sah ich, dass die Tische über keine elektronische Selbstbedienung verfügten; was bedeutete, dass der Barkeeper zugleich als Kellner tätig war, und allem Anschein nach erachtete er es nicht als allzu dringlich, den Laden sauberzuhalten. »Können wir noch etwas bestellen?«
    Er seufzte. »Wenn’s denn sein muss«, sagte er. »Die anderen sind sowieso alle geflohen.«
    »Geflohen wovor?«, fragte Tera hinter mir.
    Der Barkeeper seufzte erneut. »Vor den Balthee«, sagte er in einem Ton, in dem er Zorn und Resignation vereinte. »Wir haben heute am späten Nachmittag die Meldung erhalten, dass sie schon wieder einen Sprühmarker-Angriff fliegen.«
    »Einen was?«, fragte Tera.
    »Die Balthee statuieren ein Exempel auf der Grundlage ihres Gesetzes Schuld durch Assoziation «, erklärte Chort, als ich sie zu einem Tisch in der Nähe der Tür führte, wo wir außer Hörweite der anderen Gäste waren. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand, so dass ich den Eingang im Blick hatte und den Rest der Gäste zumindest aus dem Augenwinkel zu beobachten vermochte. Nicabar nahm den Stuhl zu meiner Linken, so dass er die Piraten direkt im Blick hatte, und Tera nahm den Platz zu meiner Rechten, wo sie nicht viel mehr zu sehen vermochte außer der Tür und mir. Falls die beiden wirklich geplant hatten, mich in die Zange zu nehmen, hätten sie das nicht besser machen können. »Sich in der Gesellschaft notorischer Verbrecher zu befinden, ist nach dem Gesetz der Balthee selbst ein Verbrechen«, fuhr Chort fort und machte es sich auf dem noch freien Stuhl bequem.
    »Sie haben ja voll den Durchblick«, gratulierte ihm der Barkeeper. »Da sie Morsh Pons Ruf kennen – der, wie ich Ihnen versichern kann, völlig zu Unrecht besteht –, kommen sie regelmäßig hierher und besprühen alle Schiffe auf unseren Landeplätzen mit einer Farbe auf der Basis einer molekularen Bonding-Substanz. Wenn ein so markiertes Schiff auf einem von Balthee betriebenen Raumhafen landet, wird es sofort beschlagnahmt und durchsucht, und die Besatzung wird zum Verhör abgeführt.«
    »Ich verstehe durchaus, dass Ihre Klientel das nicht goutiert«, sagte ich und schaute mit einem Kopfnicken auf die Piratenhorde an ihren Tischen. »Haben die dort die Nachricht nicht erhalten?«
    »Ihr Kapitän hat mir gesagt, dass sie die Balthee nicht fürchten«, sagte er mit gesenkter Stimme und blickte flüchtig in ihre Richtung. »Ein anderes Besatzungsmitglied hat mir jedoch anvertraut, dass sie ihre Hüllenplatten eh bald komplett erneuern werden.«
    Er wies mit einer Geste auf die anderen besetzten Tische. »Was die Frauen betrifft: Sie sind Angestellte eines der hiesigen Gästehäuser – des Hühnerhofs. Und die Herrschaften da hinten waren schon zu betrunken, um zu verschwinden, als die Nachricht eintraf.«
    Er straffte sich und musterte mich mit gesenktem Kopf. »Und wie ist Ihre Geschichte?«
    Ich schaute mit gerunzelter Stirn zu ihm auf. »Was meinen Sie?«
    »Sie sind immerhin hier«, sagte er und wies mit einer ausladenden Geste auf uns. »Trotz der Warnung vor einem bevorstehenden Angriff.«
    »Von dem wir offensichtlich nichts wussten, oder?«, sagte ich.
    »Sind Sie denn keinen abfliegenden Schiffen begegnet, als Sie ankamen?«, entgegnete der Barkeeper. »Es müssen doch ein paar unterwegs gewesen sein. Hat keins Ihnen eine Warnung übermittelt?«
    »Ja, es sind ein paar Schiffe abgeflogen«, sagte ich und legte eine leichte Ungeduld in die Stimme. Zugleich schlug ein leises Alarmglöckchen in meinem Ohr an. Ich war noch nie zuvor auf Morsh Pon gewesen; aber die Gangsterspelunken, in die

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