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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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versprach er.
    »Ich erwarte vielleicht sogar einen Kotau«, legte ich nach und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Tera. »Und was ist mit Ihnen? Sind Sie gewillt, sich noch für eine Weile mit dem Wasserträger abzugeben, oder wollen Sie im nächsten Hafen von Bord gehen?«
    Ich hatte erwartet, dass die Worte, oder zumindest der Ton, ihr wieder eine mimische Reaktion entlocken würden. Aber sie schaute mich einfach nur an, wobei diese haselnussbraunen Augen eher Mitleid als Abscheu ausdrückten. »Ich werde bleiben«, sagte sie. »Ich bin den Vertrag schließlich auch eingegangen.«
    »Gut«, sagte ich energisch. »Dann sind wir also wieder alle eine große glückliche Familie. Wie schön. Revs, ich glaube, Ihre Schicht ist noch nicht zu Ende.«
    »Ich werde fürs Erste auf dem Schiff bleiben, McKell«, sagte er leise. »Aber vergessen Sie nicht, was ich Ihnen vorhin gesagt habe. Falls ich dahinterkomme, dass wir Drogen oder Waffen transportieren, bin ich draußen.«
    Ich nickte. »Ich werde es mir merken«, versprach ich.
    Er musterte mich noch für einen Moment, und dann erwiderte er das Nicken und betätigte die Sensorfläche des Türöffners. Die Tür öffnete sich, und er verschwand im Gang.
    Tera wollte ihm folgen, blieb dann aber noch einmal im Eingang stehen. »Ihre Lage ist nicht aussichtslos, Jordan.« Ihre Stimme klang leise. Leise, ernst und idealistisch bis zum »Geht-nicht-mehr«. Grundsätzlich war das eine Kombination, die ich hasste, weil gerade der Idealismus immer irgendwie aufgesetzt wirkte. Seltsamerweise wirkten diese Eigenschaften bei ihr aber völlig authentisch. »Sie müssen es nur wirklich wollen, eine Lösung zu finden.«
    »So habe ich das früher auch einmal gesehen«, sagte ich ihr. »Dachte, dass es für jedes Problem eine schnelle und einfache Lösung gäbe.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass die Lösung schnell und einfach wäre.« Jetzt wirkte sie ungeduldig, wobei die »Idealismus-Komponente« sich abschwächte, die Ernsthaftigkeit aber ein solches Übergewicht gewann, dass das Defizit mehr als ausgeglichen wurde. »Ich habe gesagt, dass Sie nur dann eine Lösung finden werden, wenn Sie es auch wirklich wollen.«
    »Ich werde das im Kopf behalten«, knurrte ich. »Und Sie wollen sich vielleicht erinnern, dass ein sicherer Arbeitsplatz, egal welcher, verdammt nochmal besser ist als die Hungerleider-Jobs, die heute jeder außer den Patth ausgibt. Für einen Computer-Spezialisten wie Sie ist es leicht -Sie müssen nicht in Raumschiffen fliegen; Computer gibt es schließlich an jeder Ecke. Aber ich kann schwerlich einen Schreibtisch fliegen, oder?«
    »Ich glaube, die Frage ist, was die Sicherheit Ihnen wert ist«, sagte sie. »Verglichen mit, sagen wir, Selbstachtung.« Dann drehte sie sich zur Tür um und wollte den Raum verlassen.
    »Noch etwas, Tera«, sagte ich.
    Beinahe zögerlich – wahrscheinlich verärgert, weil ich ihren dramatischen Abgang ruiniert hatte – blieb sie stehen. »Ja?«
    »Everett sagte mir, dass Sie in der Werkstatt waren, als er die Besatzung über Shawns Verschwinden informierte«, sagte ich. »Was hatten Sie dort zu suchen?«
    Sie schaute mich ungerührt an. »Ich hatte einen Feinmechaniker-Schraubendrehersatz gesucht«, sagte sie. »Einer von meinen Monitoren schien zu spinnen, und ich sagte mir, dass vielleicht die Bildschirmeinstellungen korrigiert werden müssten.«
    »Ach«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    Sie schaute mich noch für einen Moment an. »Keine Ursache«, sagte sie, wandte sich ab und ging.
    Ich sah, wie die Tür sich hinter ihr schloss und gab ihr und Nicabar eine Minute, um den Korridor zu verlassen; dann ging ich zur Tür und öffnete sie wieder. Ich lege zwar großen Wert auf meine Privatsphäre, aber falls irgendjemand einen Spaziergang auf dem Mitteldeck zu unternehmen gedachte, wollte ich ihn hören.
    Lässig ging ich zu meinem Stuhl zurück und nahm die bisherige Tätigkeit wieder auf, die Monitore finster anzustarren. Tera und Nicabar hatten wenigstens den Mumm gehabt, mir ihren Verdacht ins Gesicht zu sagen. Ich fragte mich, wer von den anderen die gleichen Gedanken hegte und nur eine Konfrontation scheute.
    Es war mir egal, ob ich beliebt war. Nun ja, vielleicht war es mir doch nicht so egal – schließlich will jeder irgendwie gemocht werden; aber mir war schon seit langem bewusst, dass man es eben nicht jedem recht machen konnte. Wer jedermanns Darling sein wollte, war nämlich bald jedermanns Depp. Zumal es im Moment auch

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