Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
habt doch schon zugegeben, dass ihr eure Seele an einen Gangsterboss verkauft habt. Warum sollte ich euch vertrauen?«
»Irgendjemandem müssen Sie doch vertrauen«, sagte ich ruhig und mit einem Gesichtsausdruck, von dem ich hoffte, dass er möglichst seriös und aufrichtig war. »Und was dieses Schiff und seine Mannschaft betrifft, wir sitzen sozusagen alle in einem Boot. Wussten Sie, dass wir von den Patth gejagt werden?«
Sie schluckte. »Ja. Es gab sogar schon entsprechende Andeutungen, bevor wir Meima verließen, und Paps hat auch gehört, wie Sie in Ihrer Kabine davon sprachen.«
»Na also«, sagte ich. »Und wenn Sie sich an Potosi erinnern wollen, wo einer unserer Mannschaftskameraden den Behörden einen Tipp gegeben hat, so dass wir von den Najiki-Zollbeamten beinahe aus dem Verkehr gezogen worden wären.«
»Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass es einer von uns war?«, fragte sie.
»Weil keiner außer uns sieben wusste, dass wir zu der Zeit unter dem Namen Dornröschen unterwegs waren«, sagte ich. »Wenn ich es nicht so gedeichselt hätte, dass wilden Kopf wieder aus der Schlinge gezogen haben, dann wäre die Ikarus mit Sicherheit den Patth in die Hände gefallen. Das allein sollte schon als Beweis genügen, dass ich auf Ihrer Seite bin.«
»Und welche ist meine Seite?«
»Die Seite, die die Ikarus und ihre Ladung unversehrt zur Erde bringen will«, sagte ich ihr. »Ich hätte Sie auch schon auf Dorscinds Welt auffliegen lassen können. Ich habe sogar riskiert, erschossen zu werden, weil ich es nicht getan habe.«
Ich deutete auf Ixil. »Und was Ixil hier betrifft, so versucht jemand an Bord – wobei ich annehme, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt –, ihn durch eine Einschüchterungstaktik vom Schiff zu vertreiben. Während der Rest von euch auf Potosi nach Shawn gesucht hat, hat er die Zutaten für Giftgas hinter der Tür von Ixils Kabine platziert. Und um das Maß voll zu machen, hat er dann auch noch den Öffnungsmechanismus zerstört, um zu verhindern, dass man ihm zu Hilfe kommt.« Tera starrte mich an. »Nein. Das glaube ich nicht.« Ich zuckte die Achseln. »Sie können Everett fragen. Er war mit dabei, als wir das Zeug fanden.« »Es ist nämlich so, dass irgendjemand hinter den Kulissen operiert«, sagte Ixil. »Aber anscheinend hat das auch für Sie und Ihren Vater gegolten – welche Gründe auch immer Sie dafür hatten.«
»Und die einzige Möglichkeit, dieser anderen Person auf die Schliche zu kommen«, sagte ich, »besteht darin, dass Sie uns sagen, welche dieser Aktionen eine ›Cameron & Tochter‹-Produktion war und welche nicht.« Daran bestand kein Zweifel, sagte ich mir: Ixil und ich waren virtuose Meister der Logik, wenn es darauf ankam. »Also nochmal: Wie sind Sie an Bord der Ikarus gelangt?«
Falls Tera mit dieser Frage überrumpelt wurde, kaschierte sie es jedenfalls gut. Auch wenn sie noch nicht völlig überzeugt war, »hinreichend« überzeugt war sie allemal. »Paps hatte eine archäologische Ausgrabung auf Meima finanziert«, sagte sie, schlug die Decke hoch und schwang die Beine über den Rand der Koje. Sie war vollständig angezogen, wie ich bemerkte – typisch für jemanden, der Tag und Nacht in Alarmbereitschaft war. Sie hatte unserer »Argumente« gar nicht bedurft, um zu wissen, dass es Schwierigkeiten an Bord gab. »Vor ungefähr einem Vierteljahr haben sie uns mitgeteilt, dass sie etwas Großes gefunden hätten -etwas, das möglicherweise den Lauf der Geschichte zu ändern vermag.«
»Archäologen haben manchmal einen gewissen Hang zur Übertreibung«, murmelte ich. »Vor allem dann, wenn es um die Mittelvergabe geht.«
»In diesem Fall haben sie aber vielleicht noch untertrieben«, sagte Tera, sprang aufs Deck und setzte sich auf die mittlere Koje. »Als Paps ihre Mitteilung zur Kenntnis genommen hatte, entschied er, dass wir den Fund schnellstmöglich und unter größtmöglicher Geheimhaltung zur Erde bringen mussten. Er brauchte einen Monat, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Dann flog er ein technisches Team und die in Versandkisten verpackten Einzelteile der Ikarus ein. Sie bauten das Schiff unterirdisch zusammen, weil das die einzige Möglichkeit war, die Montage unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu bewerkstelligen. Vor einer Woche sind Paps und ich dann selbst nach Meima geflogen, um die abschließenden Phasen persönlich zu beaufsichtigen. Er ist mit seinem privaten Schiff, der Mensana, gekommen, während ich mit
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