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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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bedächtig, »würde sich die Frage stellen, ob seine Boraus-Abhängigkeit wirklich nur aus einer medizinischen Therapie resultiert.«
    »Allerdings«, pflichtete ich ihm bei. »Natürlich hat Everett die Abhängigkeit als solche erkannt. Andererseits hat Everett die Symptome der Drogenabhängigkeit und der Cole’s-Krankheit anscheinend erst dann erkannt, als Shawn bereits die ersten Ausfallerscheinungen zeigte. Steht da sonst noch etwas über Everetts medizinische Ausbildung?«
    Ixil scrollte das Dokument im Lesegerät. »Ich sehe hier nur den Grundkurs Handelslehre und die entsprechende Teilnahmebescheinigung.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Zwei Jahre.«
    »Womit eine Lücke von zwanzig Jahren zwischen seiner Karriere als Kickboxer und der als Sanitäter klafft«, sagte Ich. »Was hat er in dieser Zeit den ganzen Tag getan?«
    »Er hat die verschiedensten Jobs ausgeübt«, sagte Ixil und überflog den Text. »Mal sehen: Er hat fünf Jahre als Kickbox-Trainer gearbeitet, zwei als Kampfbeziehungsweise Schiedsrichter und sechs als Security-Mitarbeiter in einem Kasino. Dann hat er jeweils ein Jahr als Barmann auf einem Passagierschiff, Mechanikerlehrling und Tourneeplaner beziehungsweise Reiseleiter im Kickbox-Zirkus gearbeitet. Anschließend hat er sein medizinisches Zertifikat erworben.«
    »Nach meiner Zählung fehlen uns dann immer noch zwei Jahre.«
    »Die erklären sich durch die Einarbeitungszeit nach dem Wechsel der Berufssparte«, erklärte Ixil. »Dafür sind jeweils ein bis acht Monate zu veranschlagen.«
    »Ich frage mich, was er einmal werden will, wenn er erwachsen ist«, murmelte ich. Obwohl ich der Fairness halber sagen musste, dass sein Lebenslauf auch nicht viel chaotischer war als meine Erwerbsbiografie. »In Ordnung -zurück zu Shawn. Gibt es dort irgendetwas, was darauf hindeuten würde, dass er noch mit anderen Drogen außer Borandis zu tun hatte?«
    »Nichts«, antwortete Ixil. »Andererseits liegen mir auch keine Informationen vor, anhand derer man das ausschließen könnte. Soll das auch auf unsere Wunschliste?«
    »Ja«, sagte ich und machte mir in Gedanken eine Notiz. »Gut. Dann wäre also nur noch Tera übrig.«
    »Tera«, echote Ixil und warf einen Blick auf das Lesegerät. »Wir fangen gleich mit einem Fragezeichen an: Bei einer ersten Überprüfung der Mitgliederlisten einschlägiger religiöser Gruppierungen wurde niemand gefunden, dessen Namen auf die Beschreibung gepasst hätte, die du mir gegeben hast. Und dann …«
    Er verstummte, und sein Gesicht verhärtete sich plötzlich. »Jordan«, sagte er betont beiläufig, »würdest du sagen, dass Onkel Arthur einen Hang zum Dramatischen hat?«
    »Ist der Papst katholisch?«, erwiderte ich. Ich spürte, dass sich mir die Nackenhaare sträubten, als ich die Beine über den Rand der Koje schwang und mich aufsetzte. »Wie dramatisch ist er dieses Mal?«
    Wortlos reichte er mir das Lesegerät. Ich nahm es und warf einen Blick auf das unscharfe Foto, das unsere Tera hätte sein können oder auch nicht; und dann vertiefte ich mich mit einem Gefühl namenlosen, aber dräuenden Unheils in den letzten Abschnitt des Kalixiri-Texts.
    Es war, als ob man mir mit einem nassen Lappen ins Gesicht geschlagen hätte. Ich las es zweimal, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht geirrt hatte. Aber ich hatte mich nicht geirrt. »Wo ist Tera jetzt?«, fragte ich und schaute zu Ixil auf.
    »Wahrscheinlich in ihrer Kabine«, meinte er. »Sie hat gerade dienstfrei, und sie scheint sich auch nichts daraus zu machen, im Tagesraum herumzusitzen.«
    »Gehen wir zu ihr.« Ich vergewisserte mich, dass die Plasmawaffe griffbereit im Holster steckte. Ich stand auf und ging zur Tür. Ixil war aber schneller; er hüpfte von seinem Platz auf den Boden und versperrte mir den Weg. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte er.
    »Eigentlich nicht«, sagte ich. »Aber ich will auf Nummer sicher gehen, und ich will es jetzt wissen. Und ich halte es für das Beste, wenn wir sie direkt damit konfrontieren.«
    »Ja, aber sie wird wissen wollen, wie wir das herausgefunden haben«, wandte er ein. »Wir könnten damit ein Eigentor schießen.«
    »Werden wir nicht«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Sie weiß bereits, dass wir Fracht für Antoniewicz befördern, und sie weiß auch, dass er seine schmierigen Griffel überall drin hat. Wir können ihm das in die Schuhe schieben – überhaupt kein Problem.«
    Er schien noch nicht ganz überzeugt, ließ mich

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