Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
sind.«
12
Für ein Dutzend Herzschläge glaubte ich, dass sie versuchen würde, die Fassade aufrechtzuerhalten. Sie lag dort auf ihrer Koje, die Ellbogen aufgestützt, und starrte mich an. Ein Dutzend verschiedener Ausdrücke huschte über Ihr Gesicht. Und als die eine Hand, die ich von ihr sah, sich zur Faust ballte, wusste ich, dass sie aufgegeben hatte. »Was hat mich verraten?«, fragte sie leise.
»Worte und Taten jedenfalls nicht«, versicherte ich ihr. »Obwohl ich im Rückblick nun doch Hinweise dafür erkenne, dass Sie mehr waren, als Sie zu sein schienen. Zum Beispiel, dass Sie genau im richtigen Moment auf die Brücke kamen, um sich zu vergewissern, dass ich das Geld, das Ihr Vater uns hinterlegt hatte, nicht etwa in die eigene Tasche steckte und dann einfach die Flatter machte. Nein, wir hatten nur ein paar zusätzliche Informationen gewonnen – einschließlich der interessanten Tatsache, dass man Camerons Tochter schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen hatte. Unser Informant war dann auch noch so nett, ein Foto mitzuliefern, auf dem Sie halbwegs zu erkennen waren.«
»Verstehe«, sagte sie. »Von wo genau stammen diese Informationen?«
»Sie wissen doch, dass wir unsere Quellen nicht nennen können«, sagte ich mit bedeutungsschwerer Stimme. »Lassen Sie es einfach dabei.«
Sie schien mich zu taxieren. »Na schön«, sagte sie. »Und was nun?«
»Nun werden Sie uns erzählen, was zum Teufel das alles zu bedeuten hat«, sagte ich. »Damit angefangen, wo Ihr Vater ist.«
»Er ist natürlich noch immer auf Meima«, sagte sie. »Das müssten Sie doch wissen – Sie sind schließlich ohne ihn abgeflogen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Verzeihung, aber das nehme ich Ihnen nicht ab. Der ganze Planet wollte ihm einen Mord anhängen, und es gibt dort weiß Gott nicht viele Orte, wo ein Mensch sich verstecken könnte.«
»Was bedeutet, dass er bereits an Bord war, als ihr gestartet seid«, fügte Ixil hinzu. »Ich vermute, dass er derjenige war, den Jordan durch den Hüllen-Zwischenraum gescheucht hat?«
Tera verzog das Gesicht. Ich folgte ihrem Beispiel, denn ich kam mir vor wie ein Volltrottel. Den ganzen Weg vom Unterdeck hatte ich gewusst, dass sie Camerons Tochter war, aber auf diesen Gedanken wäre ich gar nicht gekommen. »Dann ist er also derjenige, der meine Gegensprechanlage angezapft hat«, sagte ich. »Und der versucht hat, Ixil mit dem Schneidbrenner zu töten.«
»Paps wollte ihn nicht verletzen«, sagte Tera schroff und lief rot an. »Weder Ixil noch sonst jemanden.« Sie richtete ihren finsteren Blick auf Ixil. »Er glaubte, dass du so professionell wärst, die Düse zu überprüfen, bevor du das Gerät benutzt.«
»Ich hatte sie bereits kontrolliert«, sagte er ruhig. »Unter diesen Umständen hätte ich sie aber ein zweites Mal überprüfen sollen.«
»Es tut mir leid«, sagte sie. Ihr Gesichtsausdruck changierte zwischen Schuldbewusstsein und Zorn. »Falls es dir etwas bedeutet – er hat es sehr bedauert, dass du dabei verletzt wurdest.«
Ixil neigte den Kopf. »Ich nehme seine Entschuldigung an.«
»Wieso nimmst du sie denn nicht von ihm persönlich entgegen?«, fragte ich. »Elaina, wir müssen sofort mit Ihrem Vater sprechen.«
»Tera«, korrigierte sie mich. »Und Paps ist nicht mehr hier. Er ist in Potosi von Bord gegangen.«
Ich warf Ixil einen flüchtigen Blick zu. Der größte Umschlagplatz der Patth in der gesamten Region; und dort hatte Cameron von Bord gehen wollen? »Wieso?«, fragte Ich.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Er hatte mir vorher nichts gesagt. Ich weiß nur so viel, dass er und seine Sachen weg waren, als wir alle von der Suche nach Shawn zurückkamen.«
Ixil stieß ein Grollen aus tiefster Kehle aus. »Du wirst mir verzeihen, wenn ich sage, dass das überhaupt keinen Sinn ergibt.«
»Du kannst das Schiff auch selbst durchsuchen, wenn du willst«, entgegnete sie sauer. »Ich sage dir, er ist nicht hier.«
»Gehen wir noch einmal zum Anfang zurück«, unterbrach ich sie. Ich wollte nach Möglichkeit verhindern, dass dieser Disput zu einer Auseinandersetzung nach dem Motto »Realität gegen Logik« eskalierte. »Fangen wir damit an, wie Sie überhaupt nach Meima gekommen sind und weshalb Sie unter dieser halbwahren Identität an Bord der Ikarus gegangen sind.«
Tera ließ den Blick zwischen uns schweifen. Sie hatte einen skeptischen Ausdruck im Gesicht. »Weshalb sollte Ich einem von euch irgendetwas erzählen?«, fragte sie trotzig. »Ihr
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