Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
entsprechende Frage und wie ich ihn schnoddrig abgebürstet hatte, dass wir auch nicht schlechter dran wären, wenn Camerons Archäologen sich geirrt hätten.
Nur dass ich derjenige war, der sich geirrt hatte. Die ganze Arbeit, die wir uns gemacht hatten, war tatsächlich für die Katz: genauso, wie Shawn es gesagt hatte. Und noch schlimmer, mein »genialer« Plan hatte uns wertvolle Zeit gekostet. Das war ein Verlust, der uns – wie mir nun bewusst wurde – noch teuer zu stehen kommen würde. Nicht nur dass die Patth nun die Gelegenheit hatten, sich neu aufzustellen und die Jagd auf uns wieder aufzunehmen; in der Zwischenzeit hatte Shawns Gesundheitszustand sich derart verschlechtert, dass es wahrscheinlich nur noch drei oder vier Planeten gab, die wir rechtzeitig erreichen konnten, um ihm das Borandis zu besorgen, das er bald brauchen würde. Um als ob das noch nicht genug gewesen wäre: Wenn die Patth vermuteten, dass wir nach dem Angriff vor Utheno hatten landen müssen, um Reparaturen oder eine Neukalibrierung durchzuführen, würden sie alle Ressourcen in diesem Gebiet konzentrieren. Das Gebiet, auf dem wir früher oder später würden auftauchen müssen.
Andererseits, wenn dieser Alptraum eines Elektrikers kein Stardrive war, was zum Teufel wollten die Patth dann damit? Dieser Gedanke hätte eine beruhigende Wirkung haben können; aber dieser wohltuende Effekt wollte sich dennoch nicht einstellen. Es war nach wie vor möglich, dass die Ikarus der mächtige fremdartige Stardrive war, an dessen Existenz Camerons Leute glaubten; nur dass das Herzstück, der Kristall, entfernt worden oder zu Staub zerfallen war. Damit wären wir in der deprimierenden Situation, etwas zu besitzen, das völlig nutzlos für uns war, und das es dennoch wert war, uns zu töten.
Es sei denn …
Ich leuchtete den Raum erneut aus. Wenn es nur darum ging, den richtigen Kristall zu finden, hätte es zwar auch eines Wunders bedurft – aber wir hätten trotzdem noch den Hauch einer Chance, aus dieser Falle zu entkommen. Ich bezweifelte zwar, dass ein solcher Stein heutzutage im guten Fachhandel geführt würde, aber wenn es mir gelang, eine Nachricht an Onkel Arthur zu übermitteln, würde er vielleicht irgendwo einen auftreiben können und ihn uns zukommen lassen.
Ich ließ das Geflecht los und wischte mir – frei in der Luft schwebend – den Schweiß aus dem Gesicht. Und dabei hörte ich plötzlich ein Geräusch wie von zwei Metallstücken, die aneinanderschabten. Ganz eindeutig das gleiche Geräusch, das ich gehört hatte, als ich mit Tera in der großen Sphäre saß.
Nur dass es diesmal irgendwo in der Nähe ertönt war.
Ich ließ die Taschenlampe kreisen und hoffte, irgendwo eine laufende Maschinerie zu erkennen. Aber das Geräusch war schon wieder verstummt, bevor ich die Lampe über mehr als einen Bruchteil des Raumumfangs zu schwenken vermocht hatte. Obwohl ich den Arm so ruckartig bewegt hatte, dass der Rest des Körpers in ein träges Taumeln vernetzt wurde. Ich fluchte leise und versuchte wieder das Geflecht zu ergreifen.
Die Finger griffen ins Leere. Das Geflecht befand sich außerhalb meiner Reichweite.
Ich versuchte es noch einmal und schwang unbeholfen mit dem ganzen Körper, um mich durch die Masseträgheit In die gewünschte Richtung zu katapultieren. Dann runzelte ich die Stirn angesichts der Unlogik der Situation. Ich hatte mich relativ zu dem Geflecht nicht bewegt, als ich mit der Erkundung des Raums begann; trotz aller Verrenkungen und Drehungen hätte mein Körperschwerpunkt deshalb immer den gleichen Abstand zum Geflecht einhalten müssen. Das war Grundkurs Physik, Mechanik I.
Und doch befand sich das Geflecht nun gute fünf Zentimeter außerhalb meiner Reichweite. Ich wusste auch, dass Ich nicht mit dem Geflecht zusammengestoßen war, was mir den erforderlichen Impuls verliehen hätte, und ich hatte auch nicht das Pfeifen des starken Luftzugs gehört, den eine solche Bewegung auf jeden Fall verursacht hätte. Ich murmelte einen Fluch und zog die längste Sonde heraus, die ich im Werkzeuggürtel stecken hatte. Das Glücksabo von McKell lief ab; es traten Komplikationen ein, auf die ich wirklich verzichten konnte und mit denen mich zu belassen ich auch gar keine Zeit hatte. Missmutig packte Ich das Ende der Sonde und versuchte sie im Geflecht einzuhaken.
Es reichte nicht.
Ich starrte auf die Lücke zwischen Geflecht und Sonde und spürte plötzlich einen schlechten Geschmack auf der Zunge. Ich entfernte
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