Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
und wies mit einer ausladenden Geste auf die versammelten Iykams. »Noch mehr Dienstverpflichtete von Handelsschiffen?«
»Sie sind die persönlichen Verteidiger meines Schiffs, Disponent«, sagte Brosh heftig. Er sah das offensichtlich als eine Beleidigung an. »Sie sind jeder Aufgabe, die man ihnen stellt, mehr als gewachsen.«
»Das wollen wir doch erst mal abwarten, was?« Nicabar drehte sich vom Schreibtisch weg und nahm die Parade der angetretenen Iykams ab. Er musterte sie der Reihe nach mit dem durchdringenden, für militärische Ausbilder charakteristischen Blick. »Gehe ich auch recht in der Annahme, dass Sie Tarnumhänge für alle haben?«
»Was?«, fragte Brosh offensichtlich erschrocken. » Was für Umhänge?«
»Das ist die einzige Möglichkeit, wie sie nahe genug an die Ikarus herankommen könnten, um die zu benutzen.« Nicabar hob die Waffenhand des nächsten Iykam an und klopfte auf die Korona-Waffe.
»Ja, ich verstehe«, sagte Nask mit einem Nicken. »Ein guter Einwand. Brosh, hat irgendeiner der Verteidiger, die draußen Wache halten, eine Plasmawaffe?«
»Ja, ein paar.« Brosh schaute Nicabar unter seiner Kapuze finster an. Anscheinend war er den Umgang mit hochrangigen Vertretern der Patth nicht gewohnt. Ihre Etikette schien ihn jedenfalls kaum zu interessieren. »Ich werde sie anrufen und nachfragen.«
»Nein – keine Fone«, sagte Nicabar, als Brosh unter seine Robe griff. »Wir wollen doch nichts am Fon besprechen, das später zurückverfolgt werden könnte. Ihr drei …« Er zeigte mit dem Finger auf eine Gruppe Iykams. »… geht zu den anderen und sammelt alle ihre Plasmawaffen ein.«
»Warten Sie einen Moment«, protestierte Brosh und wies auf mich. »Sie können sie doch nicht einfach so wegschicken. Was ist mit ihm?«
»Was, es bedarf mehr als fünf Ihrer voll kompetenten Verteidiger, um einen einzelnen gefesselten Gefangenen zu bewachen?«, entgegnete Nicabar verächtlich.
»Da ist etwas dran, Disponent«, meldete Nask sich zu Wort. »McKell ist ein überaus gefährlicher Mensch und schon aus mehreren Fallen entwischt. Enig kann die Waffen doch auch einsammeln.«
»Ich will nicht, dass ihr drei diesen Raum verlasst, wenn es nicht unbedingt sein muss«, sagte Nicabar im Ton von jemandem, dessen Geduld strapaziert wurde. »Ihr solltet euch nicht in diesem Teil der Stadt aufhalten – und schon gar nicht hier herumspazieren.«
»Es ist doch das Große Fest«, belehrte Nask ihn missmutig. »Alle Rassen geben sich hier ein Stelldichein. Aber wenn Sie darauf bestehen.« Er nickte den drei Iykams zu, die Nicabar bestimmt hatte. »Führt euren Auftrag aus.«
»Und vergesst nicht, mir eine mitzubringen«, sagte Nicabar noch, als die drei zur Tür gingen.
»Sie sind nicht bewaffnet, Disponent?«, fragte Nask, als die Iykams den Raum verließen und die Tür hinter sich schlossen.
»Das weißt du doch«, erwiderte Nicabar. »Ich nehme an, du hast gesehen, wie Enig und seine Verteidiger mich draußen nach Waffen durchsuchten.«
»Meine Frage hatte sich auch eher darauf bezogen, weshalb Sie überhaupt unbewaffnet sind«, sagte Nask. »Ich hatte nämlich den Eindruck, dass Disponenten grundsätzlich bewaffnet sind.«
»Die meisten Disponenten müssen auch nicht an Bord eines Schiffs von der Größe der Ikarus mit Leuten wie McKell leben, die ihre Nase in alles stecken«, erinnerte Nicabar ihn. »Er hätte es längst gemerkt, wenn ich eine Waffe an Bord gebracht hätte.«
»Sie haben uns alle zum Narren gehalten«, sagte ich knurrend. Ich versuchte aber, nicht allzu verbittert zu klingen. »Vor allem diese kleine Ansprache, die Sie im Maschinenraum gehalten hatten. Das war wirklich eine nette Verlade.«
Er wölbte spöttisch die Augenbrauen. »Ich weiß gar nicht, was Sie wollen«, sagte er. »Ich dachte, ich hätte meine Ansicht ziemlich unmissverständlich dargelegt: dass man zu Unrecht auf den Patthaaunutth herumhackt, nur weil sie zufällig technisch innovativer waren als der Rest von uns. Sie hatten wohl nicht richtig zugehört.«
»Wohl nicht«, murmelte ich und verspürte einen plötzlichen Adrenalinschub. Ich hatte diesem Gespräch zugehört; hatte ihm quasi mit allen Sinnen gelauscht. Und Nicabar hatte nichts Derartiges gesagt oder auch nur angedeutet.
Was bedeutete, dass er mich auf die Schippe nahm … oder dass hier ein ganz anderes Spiel lief.
Und in dem Moment, als Nicabar sich verächtlich von mir ab und Nask wieder zuwandte, hörte ich den schönsten Laut, den ich
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