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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Laden auch brummte; aber ich hatte wenigstens das Glück, dass in dem Moment, als ich hereinkam, zwei Mastanni von einem kleinen Tisch in der Nähe des Eingangs aufstanden. Ich belegte ihn sofort mit Beschlag. Dann warf ich einen Blick auf die Speisekarte und wählte das billigste Getränk aus, das sie hatten. Ich lehnte mich zurück und schaute mit finsterem Blick auf das große Display über der Bar, auf dem angezeigt wurde, welche Kunden momentan auf den vorderen Plätzen der Warteliste für die Fon-Zellen waren.
    Es war kein ermutigender Anblick. Bei dem gemächlichen Tempo, mit dem die Zahlen abgespult wurden, gelangte ich zu dem Schluss, dass die geschätzten dreißig Minuten der Vermittlung viel zu optimistisch waren. Ich hatte diesen Anruf an Onkel Arthur sowieso nicht tätigen wollen; aber dass ich nun auch noch gezwungen war, hier rumzusitzen und darauf zu warten, mir einen Anschiss abzuholen, war schon eine große Zumutung. Ich versuchte mir etwas besonders Schlaues einfallen zu lassen, um das System zu überlisten, aber damit ließ ich nur mental Dampf ab. Auf Dorscinds Welt würden die Leute, an denen ich mich vorbeidrängen wollte, solche Versuche bestimmt nicht mit einem gütigen Lächeln goutieren. Ich hatte auch so schon genug Probleme und musste nicht noch welche provozieren.
    Ein Schatten fiel über mich, und zu meiner Verärgerung ließ sich ein dünner, drahtiger Mann mit dunklem Haar und einem zottigen Bart auf den Stuhl mir gegenüber fallen. »Hey, alter Kumpel«, begrüßte er mich überschwänglich. »Wie geht’s denn so?«
    »Es geht so«, sagte ich ihm automatisch und runzelte die Stirn. Seinem Ton und dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schienen er mich zu kennen, und er kam mir sogar auch irgendwie bekannt vor; aber ich wusste beim besten Willen nicht, in welche Schublade ich ihn stecken sollte.
    Er schien meine Unsicherheit zu spüren. »Ach, komm schon, Jordie, alter Kumpel«, sagte er. Er klang verletzt. »Du willst mir doch nicht sagen, dass du dich nicht mehr an deinen alten Zechkumpan erinnerst?«
    Und in diesem Moment kehrten all die unangenehmen Erinnerungen wieder zurück. James Fulbright, der kleine Schmuggler für Waffen und Waren aller Art – die einzige mir bekannte Person, die entweder zu blöd oder zu stur war, mir die Benutzung des verhassten Spitznamens Jordie zu ersparen. Ich hatte damals versucht, mit seiner Gruppe ins Geschäft zu kommen, als Onkel Arthur mich stattdessen bei Bruder John verpflichtet hatte. Die Saufgelage, die immer im Mittelpunkt von Fulbrights Geschäftsverhandlungen gestanden hatten, waren echte Tiefpunkte in meinem Leben gewesen. »Hallo, James«, sagte ich seufzend. »Die Spirale ist doch ein Dorf, was?«
    »Kann man so sagen«, pflichtete er mir bei und grinste dazu, wobei er einen Mund voller schiefer Zähne enthüllte. Gerüchten zufolge hatte er ursprünglich ein perfektes Gebiss gehabt; doch jedes Mal, wenn er in einer Kneipenschlägerei eine aufs Maul bekommen hatte, hatte er die lädierten Beißerchen wieder eingesetzt, um einen noch verwegeneren Eindruck zu machen. »Willst wohl auch fonieren, hä?«
    »Ja«, sagte ich und fügte mich ins Unvermeidliche. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Ach was, ich glaube, du verträgst doch mehr als einen lächerlichen Drink«, sagte er. »Wie viel Cash hast du denn dabei?«
    Ich starrte ihn an, und mit Verspätung ertönten die Alarmglocken in meinem Hinterkopf. Fulbright lächelte noch immer, aber ich vermochte nun den Ernst hinter diesem Grinsen zu erkennen. Er war eindeutig nicht nur aus dem Grund hier, um sich einen Schoppen hinter die Binde zu gießen. »Wovon sprichst du überhaupt?«, fragte ich leise.
    »Ich spreche über eine Erpressung«, sagte er und senkte seine Stimme auf meine Lautstärke ab. »Was sagst du dazu? Alles natürlich nur zu deinem Besten. Also. Du hast zehn Riesen dabei? Genauso viel wird es nämlich auch kosten. Mindestens zehn Riesen.«
    Für ein paar Sekunden fragte ich mich, was zum Teufel hier vorging. Da saß er, allein, beide Hände auf dem Tisch, in der Rechten hielt er lässig ein gefaltetes Blatt Papier, und die Linke war offen und leer. Die Ärmel waren zu eng, als dass er eine Pistole oder ein Messer darunter zu verbergen vermocht hätte; und er hätte auch keine Chance, mich bei einem regulären Duell zu schlagen, denn seine Jacke war bis obenhin geschlossen und meine war halb geöffnet. Es war zwar möglich, dass er noch einen Begleiter irgendwo im Raum

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