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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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platziert hatte, der mich aufs Korn genommen hatte. Aber selbst wenn er hier nur eine Waffe zog, würde er schon Probleme bekommen – ganz zu schweigen davon, wenn er eine Schießerei anfing. Und wieso hätte er auch gerade mich ins Visier nehmen sollen? »Vielleicht weißt du noch nicht, dass ich kein unabhängiger Frachtflieger mehr bin«, sagte ich schließlich. »Ich arbeite jetzt für eine ziemlich große Organisation. Die würde das hier nicht gutheißen.«
    Sein Lächeln wurde etwas spröder. »Meinetwegen -aber ich kann dir garantieren, dass sie keinen Finger rühren würde, um dir aus dieser Sache herauszuhelfen«, sagte er. »Ob du es nun glaubst oder nicht, Jordie, ich bin im Moment dein einziger Freund in diesem Raum.« Mit einer fließenden Bewegung öffnete er das Papier in seiner Hand und drehte es, so dass ich einen Blick darauf zu werfen vermochte.
    Ich nahm es in Augenschein. Und schaute auf mein eigenes Handelskammer-Passfoto.
    Verwirrt schaute ich zu Fulbright auf. »Mach weiter«, forderte er mich auf. »Lies es.«
    Ich schaute wieder auf den Flyer. Es handelte sich um eine dringende Bitte nach sachdienlichen Hinweisen für den derzeitigen Aufenthaltsort eines gewissen Jordan McKell, Pilot und Kapitän des Frachters Ikarus der Orion-Klasse, Zulassung und Konfiguration unbekannt. Aus dem Steckbrief ging nicht hervor, weshalb McKell gesucht wurde, aber er enthielt zwei Fon-Nummern: eine lokale Rufnummer auf Dorscinds Welt und eine StarrComm-Vid-Verbindung – wobei es sich bei Letzterer wie bei Bruder Johns Nummer um eine anonyme Nummer handelte, die keinen Aufschluss über den Inhaber des Anschlusses gab.
    Es war sogar eine Belohnung für meine Ergreifung ausgesetzt. Stattliche fünftausend commark.
    »Ich weiß nicht, was du jetzt schon wieder angestellt hast, Jordie«, sagte Fulbright leise, »aber du steckst ganz schön in der Klemme. Inzwischen hat hier wohl schon jeder eins von diesen Dingern – der Typ hat sie ausgeteilt wie Freibier. Der einzige Grund, weshalb du noch auf freiem Fuß bist, ist der, dass das ein so lausiges Bild ist.«
    Er grinste. »Das – und weil wohl niemand damit gerechnet hat, dass du ausgerechnet einen so zwielichtigen Ort aufsuchen würdest. Ich glaube, deshalb sind auch die Starr- Comm- Leitungen alle besetzt – die Sache spricht sich wie ein Lauffeuer herum.«
    »Wahrscheinlich«, murmelte ich. Aber irgendjemand musste sich gesagt haben, dass ich vielleicht doch einen so zwielichtigen Ort aufsuchen würde; zumindest derjenige, der unter dieser Fon-Nummer zu erreichen war. Irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht, alle Raumhäfen zu überwachen – und allem Anschein nach hatte er damit auch Erfolg gehabt. Und im Gegensatz zu den Knubbel-Brüdern kannte dieser Jemand auch den Namen des Schiffs, das ich flog. »Sag mal, war dieser Freibier-Spender vielleicht ein zweibeiniges Alien mit langen Armen und labbriger Haut?«
    Fulbright zog die Stirn leicht in Falten. »Nee, das war ein Mensch. Kleinwüchsig und irgendwie ängstlich – vom Typ Buchhalter.«
    »Ein solcher Typ scheint mir hier aber fehl am Platz zu sein«, sagte ich. »Bist du sicher, dass das nicht nur ein billiger Trick ist?«
    »Wen interessiert das schon – bei hundert commark bar auf die Kralle?«, sagte Fulbright spöttisch.
    Ich runzelte die Stirn. »Hundert? Auf dem Flyer steht doch fünftausend.«
    »Das ist nur die Aufwandsentschädigung«, sagte Fulbright. »Der Typ legt hundert auf jeden Flyer drauf. Wohl um sicherzugehen, dass er auch gelesen wird.«
    Ich fror plötzlich. Fünftausend commark, um mich aufzuspüren – die hätten eigentlich von jedem ausgesetzt worden sein können. Aber dass der Jäger dann noch viele Tausend commark zusätzlich investierte, nur um das Jagdfieber anzuheizen, bedeutete, dass tatsächlich eine ganz große Sache am Kochen war.
    Und das Einzige, was mich bisher gerettet hatte, war das grottenschlechte Foto in meiner Handelskammer-Akte. Das und der Umstand, dass die einzige Person hier, die mich erkannt hatte, den Hals nicht voll kriegen konnte. »In Ordnung«, sagte ich zu Fulbright. »Zehntausend gehen klar. Aber ich habe sie nicht dabei. Wir werden zum Schiff zurückmüssen.«
    Seine Augen verengten sich, und das Zucken der Augenbrauen und Lippen verriet mir nur zu deutlich seine Gedanken: dass, falls er die Ikarus in Augenschein zu nehmen vermochte, er die Beschreibung des Schiffs noch einmal für ein paar Tausend Kröten an den unbekannten Buchhaltertyp

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