Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
verkaufen könnte. »Okay«, sagte er, öffnete den Reißverschluss der Jacke und steckte den Flyer in eine Innentasche. Dann stand er auf, wobei er mir noch einen kurzen Blick auf die graue Handfeuerwaffe gestattete, die er an der linken Seite in einem Gürtelholster trug, und schaute mit einem Kopfnicken auf die Tür. »Also gehen wir.«
Wir verließen die Taverne, durchquerten die Lobby und gingen durch die Tür des StarrComm- Gebäudes. Als wir die Lobby zur Hälfte durchquert hatten, zog er verstohlen die Waffe aus dem Holster, ergriff sie mit der rechten Hand und steckte sie in die seitliche Jackentasche. Ehemaliger Saufkumpan hin oder her, er traute mir offensichtlich nicht so recht über den Weg. »In welcher Andockstation seid ihr?«, fragte er, als ich die Richtung zum nächsten Gleitweg einschlug, der nach Norden führte.
»Du kannst die Nummer selbst ablesen, wenn wir dort sind«, sagte ich mit einem Grunzen und schaute mich in der Hoffnung auf eine Eingebung verstohlen um. Dieser Gleitweg schien nicht sehr stark frequentiert zu sein, und man musste auch kein Genie sein, um den Grund zu erkennen: Anstatt zum Zentrum der Andockquadranten befördert zu werden, näherten wir uns einem Abschnitt, bei dem es sich um einen Instandhaltungsbereich zu handeln schien.
Ein Umstand, der Fulbright aber auch nicht verborgen blieb. »Ich hoffe nur, dass du deinen alten Kumpel nicht irgendwie linken willst, Jordie«, sagte er, trat dicht hinter mich und presste mir die Mündung seiner Waffe in den Rücken. Trotz des Jackenstoffs hatte ich das Gefühl, dass sie sich sehr kalt anfühlte. »Weil mir das nämlich nicht gefallen würde. Das würde mir überhaupt nicht gefallen.«
»Du glaubst doch nicht etwa, ich würde ein heißes Schiff auf einem regulären Platz abstellen, oder?«, erwiderte ich und schaute auf meine Füße. Der Gleitweg war an sich eine geschlossene Konstruktion, doch direkt voraus zu unserer Rechten sah ich eins der zahlreichen Löcher, wo Material durch die Kante des Fließbands abgeschliffen beziehungsweise mitgerissen worden war. Dieser spezielle Defekt war annähernd dreieckig und bildete eine etwa zehn Zentimeter lange und fünfzehn Zentimeter breite Lücke, durch die ich das Trägergerüst und das Antriebssystem vorbeizischen sah. Etwa jede halbe Sekunde schoss ein blaues Licht vorbei – wahrscheinlich eine Lichtleiste, die nachts den Rand des Gleitwegs markierte.
»Wo ist es also?«, wollte Fulbright wissen.
»Geduld, James, Geduld«, sagte ich, warf einen Blick auf die dreieckige Öffnung und das darunter befindliche Gerüst und stellte eine schnelle Kalkulation an. Es wäre heikel, um nicht zu sagen destruktiv, aber es müsste funktionieren.
Ich drehte den Kopf zur Seite und deutete auf meine Jacke. »Mein Fon hat Vibrationsalarm ausgelöst«, sagte ich ihm. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich den Anruf entgegennehme?«
Aus dem Augenwinkel erkannte ich sein Stirnrunzeln. »Lass es stecken«, befahl er.
»Das würde ich dir nicht raten«, sagte ich ungerührt. »Mein Partner wird sich auf die Suche nach mir machen, wenn ich nicht antworte. Du willst dich doch bestimmt nicht mit ihm anlegen. Schon gar nicht für mickrige fünftausend commark.«
Wieder sah ich fast, wie seine Gedankenmühle mahlte. Er war Ixil zwar noch nie begegnet – wir hatten nämlich immer dafür gesorgt, dass Ixil sich im Hintergrund hielt, wenn wir es mit bestimmten Gruppen und ihren Vorurteilen gegen Außerirdische zu tun hatten –, aber ich hatte Fulbright immerhin schon genügend Hinweise geliefert, um ihm eine ziemlich genaue Vorstellung von den Fähigkeiten meines Partners zu vermitteln. Also wartete ich geduldig und ließ ihm Zeit, eine Entscheidung zu treffen – es eilte nicht. Wir erreichten nun den Instandhaltungs- und Versorgungskomplex; die meisten Leute, die hier zugange waren, arbeiteten in den verschiedenen Gebäuden. Und sie arbeiteten mit schwerem Gerät, das Hintergrundgeräusche zuverlässig herausfilterte – bis zu und einschließlich Schüssen. Je tiefer wir in diesen Bereich vorstießen, desto wohler fühlte ich mich.
»In Ordnung«, sagte er plötzlich, trat dicht hinter mich und packte mich am Jackenkragen. Dann rammte er mir zur Warnung seine Waffe in die Niere. »Nimm es langsam heraus – mit zwei Fingern der linken Hand.«
Langsam und vorsichtig öffnete ich die Jacke und holte genauso vorsichtig das Fon heraus. »Gut so?«, fragte ich und hielt es hoch, damit er sich von seiner
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