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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Nummer, die dort angegeben war.
    Eine Stimme ertönte beim zweiten Vibrationsimpuls; eine Stimme, die mir tatsächlich den Eindruck vermittelte, dass ich es mit dem beschriebenen ängstlichen Buchhalter zu tun hatte. »Thompson«, sagte er schnell.
    »Mein Name ist James«, sagte ich, wobei ich Fulbrights Stimme möglichst authentisch zu imitieren versuchte. Man konnte zwar davon ausgehen, dass Thompson sich nicht mehr an James Fulbright erinnern würde und schon gar nicht an seine Stimme, aber ich war heute schon mehr als genug Risiken für einen Tag eingegangen. »Dieser Mann, nach dem Sie suchen – Jordan McKell. Sie sagten, derjenige, der ihn findet, würde fünftausend bekommen. Und wie viel gibt’s, wenn ich ihn zu einem schönen Paket verschnürt bei Ihnen abliefere?«
    »Zehntausend«, sagte er wie aus der Pistole geschossen. »Haben Sie ihn denn bei sich?«
    Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals, und ich musste meine etwas despektierliche Einschätzung des Manns revidieren. Kein Buchhalter, dem ich bisher begegnet war, war so spendabel mit dem Geld gewesen, das er schließlich nur verwaltete. Wer auch immer Thompson war, er war kein bloßer Handlanger. »Ja, ich habe ihn«, sagte ich. »Ich warte am Gleitweg im Norden des Raumhafens auf Sie, beim Instandhaltungsgebäude Nummer zwölf. Und bringen Sie das Geld mit.«
    »Wir werden in einer Viertelstunde da sein«, versprach er und legte auf.
    Ich steckte das Fon weg und verzog das Gesicht. Wir. Das bedeutete, dass er Freunde mitbringen würde – höchstwahrscheinlich Freunde mit ordentlich Muskeln. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass er allein kommen solle, aber damit hätte ich wohl Verdacht erregt. Jemand, der Hundert-commark-Scheine als »Begrüßungsgeld« verteilte, würde wohl kaum versuchen, einen Kunden übers Ohr zu hauen -bestimmt nicht wegen zehn Riesen. Wieder sagte ich mir, dass Flucht die intelligentere Alternative zur Tapferkeit sei; und wieder beschloss ich, zu bleiben. Ich rüstete mich mental für die Zusammenkunft und wartete.
    Er erschien innerhalb der zugesagten Viertelstunde, und er hatte tatsächlich Verstärkung dabei. Unerfreulich bekannte Verstärkung: zwei weitere Angehörige des Knubbel-Klans. Anscheinend hatten diese Figuren eine Vorliebe dafür, im Doppelpack aufzutreten.
    »Mr. James?«, rief Thompson mir zu, als er und die Knubbel vom Gleitweg sprangen.
    »Hier bin ich«, erwiderte ich, warf einen Blick über die Schulter und winkte ihnen zu. Ich hockte mit dem Gesicht zu Fulbright, der das Bewusstsein wiedererlangt hatte, und wandte ihnen den Rücken zu; ich hoffte, dass ich ihnen in dieser Position keine Hinweise auf Körpergröße und Körperbau liefern würde, anhand derer sie mich zu identifizieren vermochten. »Kommt schon, beeilt euch«, sagte ich. »Ich glaube, er kommt wieder zu sich.«
    Fulbright, der auf der linken Seite lag und ihnen auch den Rücken zuwandte, hatte den Kopf herumgerissen und versuchte mich mit Blicken zu töten. Weil er aber noch immer den Knebel im Mund hatte und an Händen und Füßen gefesselt war, war er kaum in der Lage, etwas an der Situation zu ändern. Aber auch ohne den Knebel hätte er wahrscheinlich nicht viel zu sagen gehabt – nicht bei meiner Plasmawaffe, die ich halb in der Jackentasche verborgen hatte und ihm in die Seite grub. Falls es uns beiden gelang, Dorscinds Welt unbeschadet wieder zu verlassen, würde er wohl nicht mehr so fröhlich grinsen, wenn wir uns das nächste Mal über den Weg liefen.
    Im Moment konnte ich mir aber über solche vagen und ungewissen Szenarien keine Gedanken machen. Für mich stellte sich jetzt nur die Frage, ob ich die nächsten zehn Sekunden überlebte oder nicht.
    Ich hatte mir jedoch unnötige Sorgen gemacht. Thompson war vielleicht mehr als ein bloßer Handlanger, und die Knubbel waren für ihre Verhältnisse auch ziemlich professionell, aber sie hatten es anscheinend nicht für möglich gehalten, dass ihre Beute eine so verrückte Aktion starten würde. Sie liefen unvorsichtig schnell herbei, wobei die Knubbel ein paar Schritte vor Thompson waren; und dann, als sie sich mir bis auf drei Schritte genähert hatten, riss ich den Kopf nach links herum, als ob ich plötzlich etwas gesehen hätte und zeigte mit dem Finger auf eine Lücke zwischen zwei Instandhaltungsgebäuden. »Vorsicht!«, rief ich.
    Die Knubbel waren Profis, das musste man ihnen lassen. Sie blieben sofort stehen, sprangen gleichzeitig zurück und platzierten sich zwischen

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