Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
pflichtete Ixil mir bei. »So wie ich es sehe, gibt es noch zwei weitere Möglichkeiten, die wir bisher nicht in Betracht gezogen haben. Zum einen, dass der Angriff auf Jones persönliche Gründe hatte. Als er tot war, hat der Täter mit dem Morden aufgehört, weil er sein Ziel schließlich erreicht hatte.«
»Aber wieso hatte er gerade Jones ins Visier genommen?«, entgegnete ich. »Die Besatzungsmitglieder kannten sich doch gar nicht, bevor sie an Bord kamen.«
»Das nehmen wir zumindest an«, sagte Ixil. »Vielleicht wird diese Annahme sich aber noch als falsch erweisen. Zweitens, und das ist wohl noch kurioser, ist der Angriff auf Jones vielleicht von Jones selbst geführt worden.«
Ich runzelte die Stirn. »Und zu welchem Zweck?«
»Zu dem Zweck, dass er das Schiff verlassen konnte, ohne den geringsten Verdacht zu erregen«, erklärte Ixil. »Überleg doch mal. Wenn das Kohlenmonoxid ihn nicht getötet hätte, hättet ihr ihn doch sicher auf Xathru von Bord bringen lassen, um ihn einer gerichtsmedizinischen Untersuchung zu unterziehen. Er wäre also im Besitz der Namen und vollständigen Beschreibungen von dir und dem Rest der Besatzung gewesen, der Details der Ikarus und höchstwahrscheinlich auch noch der Route, die Cameron für die Reise zur Erde vorgesehen hatte. Und er hätte sich einer uneingeschränkten Bewegungsfreiheit erfreut.«
»Von der Route hätte er aber nicht viel gehabt«, sagte ich mechanisch. Dieser Aspekt war mir bisher noch gar nicht in den Sinn gekommen. »Wir sind doch schon von Camerons Plan abgewichen und werden auch weiterhin von ihm abweichen, solange das Bestechungsgeld für die Anlegegebühren reicht. Willst du damit andeuten, dass er sich einfach verkalkuliert hat?«
»Ich weiß nicht.« Ixil hielt inne. »Es gibt natürlich noch eine Möglichkeit, die wir bisher nicht berücksichtigt haben.
Hast du daran gedacht, Jones’ Leiche zu obduzieren, bevor sie von Bord gebracht wurde?«
Mir wollte sich schier der Magen umdrehen. »Nein, habe ich nicht«, sagte ich. »Das ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen.«
»Es wäre nämlich möglich, dass man ihn nur deshalb getötet hat, um seinen Körper als Medium für die Übermittlung von Informationen zu benutzen«, mutmaßte Ixil. »Gegenständliche Daten vielleicht, zum Beispiel Fotos oder Grafiken, die nicht fonisch übertragen werden konnten.«
»Aber weshalb hätte man sich solche Umstände machen sollen?«, fragte ich. »Sie hatten auf Xathru schließlich uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Weshalb hätte man die Informationen nicht persönlich übergeben sollen?«
»Vielleicht wollte der Mörder es nicht riskieren, in der Gesellschaft der falschen Leute gesehen zu werden.«
Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. »Was bedeuten würde, dass wir es hier mit einem echten Profi zu tun haben.«
Ixil nickte. »Ja, das stimmt.«
Nachdenklich presste ich die Luft zwischen den Zähnen heraus. Ich wusste, dass es wirklich Leute gab, die sich eine solche Mühe machen würden, um eine Mission auszuführen. Aber dass eine solche Person sich ausgerechnet an Bord der Ikarus hätte befinden sollen, bedeutete, die Grenzen der Wahrscheinlichkeit über jedes plausible Maß hinaus auszudehnen. »Noch einmal – wenn jemand so darauf erpicht war, einen solchen ›Profi‹ in die Ikarus einzuschleusen, wieso hat er uns dann nicht schon längst das Handwerk gelegt?«
»Das ist in der Tat eine gute Frage«, räumte Ixil ein. »Jordan, ich befürchte, dass noch immer zu viele Teile in diesem Puzzle fehlen.«
»Wobei das größte Teil in unserem Laderaum steckt«, pflichtete ich ihm grimmig bei. »Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass wir es einmal in Augenschein nehmen.«
Ixil rieb sich die Wange. »Ich weiß nicht«, sagte er skeptisch. »Ich habe mir die Diagramme angeschaut, die Tera vom Computer abgerufen hat. Es sind überhaupt keine Luken zu sehen.«
»Aber es gibt doch einen Schweißbrenner in der Werkstatt, oder?«, sagte ich. »Wenn es keine Zugangsluke gibt, dann schaffen wir uns eben eine.«
»Ich hatte mir eigentlich weniger Gedanken darüber gemacht, dort hineinzugelangen, als vielmehr darüber, den Einbruch zu verschleiern«, sagte Ixil ungerührt. »Wenn Jones seinen Unfall nicht selbst inszeniert hat – was ich ehrlich gesagt auch nicht glaube –, dann ist der Täter noch immer an Bord. Dann sollten wir ihm nicht auch noch die Gelegenheit bieten, selbst einen Blick in den Laderaum zu werfen.«
Damit hatte er
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