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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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aufwecke und ihn bitte, die Leitung zu öffnen.«
    »Kein Problem«, sagte Ixil und berührte den TüröffnerSensor. »Ich bin gleich da.«
    Er trat auf den Gang hinaus und ging zur Leiter achtern. »Vielen Dank«, sagte Chort, als die Tür sich wieder schloss. Die Gegensprechanlage schaltete sich mit einem Klicken ab, und ich war wieder allein.
    Für ein paar Minuten stand ich da, lauschte der Geräuschkulisse aus Summen und Scheppern und Stampfen und schaute auf meine Koje und die Wand dahinter. Ich hatte eigentlich nie Probleme mit dem Alleinsein und der heiklen Selbstreflexion gehabt, derentwegen manche Leute das Alleinsein nach Möglichkeit vermeiden. Und wenn ich dann noch bedachte, dass meine zwischenmenschlichen Beziehungen in der letzten Zeit überwiegend durch Leute wie Bruder John geprägt wurden, empfand ich das Alleinsein sogar als erstrebenswert. Ich war müde, denn ich halle schon vor der Begegnung mit Cameron in der Taverne zu wenig Schlaf gehabt, und unter normalen Umständen hätte ich mich jetzt in die Koje gelegt und geschlafen wie ein Ratz.
    Doch wenn man in Bezug auf die Ikarus eins mit Sicherheit zu sagen vermochte, dann das, dass die Verhältnisse an Bord eigentlich nie dem entsprachen, was man als normale Umstände bezeichnen konnte. Und der aktuelle »unnormale« Umstand schien dieses ominöse Phänomen zu sein, das um meine Koje herum, unter oder in ihr zu existieren schien.
    Mit der Plasmawaffe, die ich noch nicht wieder aus der Hand gelegt hatte, legte ich mich erneut vorsichtig bäuchlings aufs Deck und robbte genauso vorsichtig unter die Koje. Ich musste mich förmlich darunterquetschen – eine dreistöckige Koje hat nicht viel Bodenfreiheit –, aber ich vermochte zumindest den Kopf und fast den ganzen Oberkörper in diesen Zwischenraum zu schieben, ohne dass meine latente Klaustrophobie in einem akuten Schub gipfelte. Leider hatte ich nicht daran gedacht, die Taschenlampe aus der Jackentasche zu holen, aber es drang noch so viel Helligkeit durch das Oberlicht der Kabine, dass ich einigermaßen zu sehen vermochte.
    Das Problem war – wie ich bereits festgestellt hatte –, dass es eben nichts zu sehen gab. Ich war von einem kahlen Metalldeck umgeben, von einer kahlen Metallwand und einer Koje, bestehend aus einem Drahtgestell und einer Matratze: Die Ausführung, die schon seit Jahrhunderten aus dem einfachen Grund benutzt wurde, weil man bisher keinen besseren Kompromiss zwischen marginalem Komfort und minimalen Fertigungskosten gefunden hatte.
    Ich schlängelte mich wieder unter der Koje hervor, stand auf und verbrachte noch ein paar Minuten damit, den ganzen Raum Millimeter für Millimeter abzusuchen. Doch wie schon unter der Koje, so gab es auch hier nichts zu sehen.
    Zumindest nichts Offensichtliches. Aber ich kannte Ixil, und wenn er sagte, dass seine Späher eine seltsame Entdeckung gemacht hätten, dann hatten sie auch eine seltsame Entdeckung gemacht; und plötzlich hielt ich es in der Stille und Einsamkeit meiner Kabine nicht mehr aus. Ich steckte die Plasmawaffe wieder ins Holster, zog die Jacke darüber und verließ die Kabine.
    Ich rechnete nicht damit, dass um diese Uhrzeit viel Betrieb in der Ikarus herrschen würde, und als ich die Leiter achtem zum Mitteldeck erklomm, bestätigte sich meine Vermutung. Tera verrichtete ihren Dienst auf der Brücke -wobei sie, was typisch für sie war, die Tür geschlossen hatte –, Chort und Ixil waren unten im Maschinenraum, und Everett, Nicabar und Shawn hielten sich vermutlich in ihren Kabinen auf dem Oberdeck auf. Dann schaute ich im Tagesraum nach – vielleicht nahm dort jemand eine Mahlzeit ein oder schaute sich ein Vid an. Doch der Raum war genauso leer wie der Korridor draußen. Entweder hatten alle ein größeres Bedürfnis nach Schlaf verspürt als nach Nahrung, oder die kameradschaftliche Wärme an Bord der Ikarus bewegte sich noch immer um den absoluten Nullpunkt. Etwa genauso kalt, sagte ich mir missmutig, wie die Spur, die ich auf der Suche nach den Ursachen der Ereignisse verfolgte.
    Direkt hinter dem Tagesraum lag die Krankenstation. Ich sagte mir, dass Everett vielleicht noch auf wäre, berührte spontan die Sensorfläche und öffnete die Tür.
    Es hielt sich tatsächlich jemand im Raum auf, nur dass er im Zwielicht der Nachtbeleuchtung kaum zu sehen war. Aber es war nicht Everett. »Hallo?«, rief Shawn, schaute vom Untersuchungstisch auf der anderen Seite des Raums auf und blickte zu mir herüber. »Wer ist

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